Berlin (abki) – Im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist mit der Fertigstellung eines neuen Bürogebäudes im Jahr 2024 ein weiterer Baustein des Masterplans für das Gelände des ehemaligen Postscheckamts realisiert worden. Der Entwurf des Architekturbüros Sauerbruch Hutton ist Teil eines übergeordneten Konzepts, das sechs Gebäudecluster vorsieht, um das bestehende Hochhaus aus den 1970er Jahren wieder in die urbane Struktur einzubinden.


Ziel dieser Neuordnung ist die Verbindung zweier architektonischer Welten: der gründerzeitlichen Quartiere der Umgebung und der offenen Stadtlandschaft der Nachkriegsmoderne. Die neue Struktur übersetzt diese Kontraste in eine räumliche Komposition, die Solitärstellung mit der Kontinuität klassischer Straßenräume vereint.
Das bisher gewerblich genutzte Gelände wandelt sich zu einem durchmischten Wohn- und Arbeitsquartier. Eine gestaffelte Bebauungskante vermittelt zwischen dem Landwehrkanal, dem benachbarten Familiengericht, dem Hochhaus und der Wohnbebauung an der Großbeerenstraße. Der nördliche Teil ist durch parknahe Baufelder für Wohnnutzung geprägt, während zwischen Park und Kanal ein Netzwerk aus grünen Gassen und Plätzen entsteht, das als offenes Raumgefüge auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.


Im südwestlichen Abschnitt dieses Ensembles befindet sich das neue achtgeschossige Bürogebäude von Sauerbruch Hutton. Gemeinsam mit einem benachbarten Wohngebäude fasst es einen gemeinsam genutzten Hof. Direkt gegenüber dem U-Bahnhof Möckernbrücke gelegen, erfolgt die Haupterschließung über das Hallesche Ufer. Das Erdgeschoss ist nach allen Seiten hin geöffnet, erlaubt Durchblicke zum begrünten Innenhof und bietet Raum für gastronomische Nutzungen sowie flexibel nutzbare Gewerbeflächen.
Auf den Regelgeschossen ist das Gebäude in zwei Nutzungseinheiten gegliedert, wodurch sowohl Single- als auch Multi-Tenant-Konzepte realisierbar sind. Die kompakte Gebäudestruktur mit zentralem Kern, rationalem Stützraster und umlaufendem Fensterband ermöglicht eine flexible Grundrissgestaltung. Verschiedene Bürokonzepte – vom Einzel- bis zum Großraumbüro – lassen sich so problemlos umsetzen.


Auch gestalterisch fügt sich der Neubau in seinen Kontext ein. Das Fassadenbild zitiert mit seiner Materialwahl den industriellen Charakter Kreuzbergs: Rauere Bauteile erinnern an Gewerbebauten der Gründerzeit, kombiniert mit feineren Materialien zu einem ausgewogenen Gesamtbild. Markant ist das grün glasierte Keramikband, das sich um das Gebäude legt. Durch seine leichte Faltung und Profilierung entsteht eine lebendige Oberfläche, deren Erscheinung sich je nach Lichteinfall und Perspektive verändert – sei es zu Fuß, beim Vorübergehen oder aus der vorbeifahrenden U-Bahn.



Die Fensterbänder sind als dreischichtige Kastenfenster konstruiert, bestehend aus außenliegender Prallscheibe, Sonnenschutzebene und innenliegendem öffenbarem Fenster. In wechselnder Schrägstellung greifen sie die Zickzack-Bewegung der Brüstungen auf und erzeugen ein dynamisches Spiel von Licht und Schatten.
Auch im Inneren wird das Kompositionsprinzip von Kontrast und Balance fortgeführt: Sichtbeton und Terrazzo treffen auf Glaswandverkleidungen. So schafft das Gebäude eine zurückhaltende, elegante Präsenz, die sich zugleich auf seine Umgebung bezieht und als eigenständiger Akzent im Stadtraum Kreuzbergs behauptet.






Quelle: sauerbruch hutton, Hilfsmittel: KI, Lektorat: Architekturblatt
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