Plüschow (pm) – In Plüschow, Mecklenburg-Vorpommern, wurde der Spatenstich für das Museum Ehrhardt gesetzt. Das Projekt markiert das erste kulturelle Bauvorhaben von Francis Kéré und seinem Büro Kéré Architecture in Deutschland und zugleich das erste Museumsgebäude des international renommierten Architekten in Europa.
Auf einer Fläche von rund 1.400 Quadratmetern entsteht ein neues Museum für Fotografie und zeitgenössische Kunst. Initiiert wird das Projekt von Dr. Jens Ehrhardt, dem Sohn des Künstlers Alfred Ehrhardt, und Elke Weicht-Ehrhardt. Alfred Ehrhardt (1901–1984) war einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Als Maler, Fotograf und Filmemacher prägte Ehrhardt das Kunstverständnis des 20. Jahrhunderts in Deutschland nachhaltig.




Der Standort Plüschow liegt dem Ehepaar Ehrhardt besonders am Herzen: Die Familie hat hier teilweise ihre Wurzeln, lebt zum Teil in der Region und möchte aus dieser persönlichen Verbundenheit heraus zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft im ländlichen Raum beitragen. Mit dem Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow befindet sich zudem bereits eine etablierte Kulturinstitution vor Ort – ein idealer Nachbar für das Museum Ehrhardt.
Architektonisch nimmt das Museum auf lokale Handwerkstraditionen und den landschaftlichen Kontext Bezug. Kéré Architecture greift regionale Bauweisen auf und kombiniert regenerative Materialien wie Holz und Lehm. Eine hölzerne Pergola zitiert die Form klassischer, norddeutscher Giebel, während ein Dachgarten das Gebäude behutsam in die Umgebung einbettet. Im Zentrum des Gebäudes gliedert eine 80 Meter lange freigeformte Stampflehmwand den Ausstellungsraum und verbessert zudem das Raumklima. Darüber spannt sich eine Holzkonstruktion, deren Tragwerk und Innenausbau so ausgeführt sind, dass später ein sortenreiner Rückbau möglich ist. Für die holzbaugerechte Weiterentwicklung des Konzepts besteht eine enge Zusammenarbeit mit HK Architekten aus Österreich, die für die Ausführungs- und Detailplanung zuständig sind.




Auch die Außenräume sind ein zentraler Bestandteil des Projekts. Der Dachgarten dient sowohl als Biotop als auch als Rückzugsort für Besucher. Nahtlos an das Museumscafé anschließend, umgibt das Museum ebenerdig ein Gartenbereich, der so gestaltet ist, dass Regenwasser gesammelt und zur Bewässerung der Grünflächen genutzt wird, um den externen Wasserverbrauch erheblich zu reduzieren.
Jens Ehrhardt: „Das Museum wird ein Ort für Begegnung und Austausch für Kunst und Architektur in Würdigung Alfred Ehrhardts. Der Entwurf von Francis Kéré, der für die Nutzung von nachhaltigen und lokalen Materialien und Techniken bekannt ist, greift regionale Bauweisen auf und fügt sich behutsam in die Umgebung ein. Wir hoffen, dass sich die Menschen darin wiederfinden und es zu einem lebendigen Teil des kulturellen Lebens in der Region wird.”
Francis Kéré: „Ich freue mich sehr, dass unser erstes Museumsprojekt in Europa jetzt Gestalt annimmt. In Plüschow und der Region gibt es nur wenige Orte der Begegnung. Ich hoffe, das Museum Ehrhardt wird die Region bereichern und den Menschen Inspiration und Raum für Austausch bieten.”


Das Museum Ehrhardt soll Ende 2027 eröffnet werden.
Quelle: Kéré Architecture
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