15. Juli 2025

Ode an die Sonne: Das kinetische Verschattungssystem des SOMBRA-Pavillons in Venedig kommt ohne Elektronik und Motoren aus

Rotterdam (pm) – Für die Ausstellung Time Space Existence in Venedig hat MVRDV in Zusammenarbeit mit Metadecor, Airshade, Alumet und weiteren Partnern den SOMBRA-Pavillon entworfen. Mit einer Form, die von Heliodons – Geräten zur Simulation des Sonnenstandes – inspiriert ist, bietet diese „Ode an die Sonne“ in den nächsten sechs Monaten eine dynamische Verschattungsstruktur in den Giardini Marinaressa des European Cultural Centre. Der Name SOMBRA ist ein Kofferwort aus den lateinischen Begriffen für Sonne (sol) und Schatten (umbra) und dient als Demonstrationsobjekt für eine innovative Technologie: kinetische Bauelemente, die ausschließlich auf passiven physikalischen Prinzipien basieren – ganz ohne Elektronik oder Motoren.

© Jaap Heemskerk

Die sechs Metallrippen des Pavillons sind zur Sonne ausgerichtet, wobei sich die oberen und unteren Bögen am Sonnenstand zur Sommersonnenwende bzw. Wintersonnenwende orientieren. Diese Bögen, gefertigt aus Trägern eines früheren Projekts, tragen dreieckige Paneele, die durch perforierte Metallschirme vom Typ MD Formatura von Metadecor ein geflecktes Schattenspiel erzeugen. Die Paneele sind gelenkig gelagert und reagieren auf die Sonneneinstrahlung: In ihrem Ruhezustand sind sie geöffnet, um möglichst viel Durchblick zu gewähren. Bei starker direkter Sonneneinstrahlung schließen sich einzelne Paneele, um maximalen Schatten zu spenden. Der Eindruck gleicht einem lebenden Organismus, der seine Haltung mit dem Sonnenstand verändert und an bewölkten Tagen aufatmet.

© Federico Vespignani

Ermöglicht wird dies ausschließlich durch natürliche physikalische Prinzipien, umgesetzt durch Airshade. In den gebogenen Rippen des Pavillons befinden sich kleine Luftkartuschen. Wird ein Teil der Struktur durch die Sonne erwärmt, steigt der Druck in der Kartusche, wodurch Luft in einen kleinen Airbag strömt, der Struktur und Paneel verbindet. Mithilfe eines von der Softrobotik inspirierten Mechanismus zieht sich der Airbag beim Aufblasen zusammen wie ein Muskel und wirkt so gegen die Feder im Scharnier – das Paneel schließt sich. Der Pavillon ist somit ein architektonisches Experiment für dynamisch gesteuertes Licht, Wärme und Belüftung – ganz ohne betriebliche CO₂-Emissionen.

„Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise ist klar, dass wir neue Architekturansätze brauchen, die stärker im Einklang mit der Umwelt stehen“, sagt Bertrand Schippan, Partner bei MVRDV. „SOMBRA ist ein Beispiel für einen solchen Ansatz: eine Architektur, die ihre Umgebung wahrnimmt und darauf reagiert – ganz ähnlich wie Pflanzen es tun.“

Die Sonnenwidmung des Pavillons zeigt sich auch in vielen Details. Die runde Bodenplatte des Pavillons ist mit einem Sonnenbahndiagramm graviert, das der Geometrie des Pavillons zugrunde liegt. Auf den Unterseiten der Bögen steht „Sonne und Schatten“ in über 200 Sprachen – eine Hommage an den Namen des Pavillons und zugleich eine Erinnerung daran, dass unsere Beziehung zur Sonne eine universelle menschliche Erfahrung ist.

© Jaap Heemskerk

Der SOMBRA-Pavillon entstand in Zusammenarbeit zwischen Metadecor, Airshade Technologies, MVRDV, Alumet, Van Rossum Raadgevend Ingenieurs, Arup, Kersten Europe und dem AMOLF Institute. Der Pavillon wird vom 10. Mai bis in den Spätherbst im Rahmen von Time Space Existence ausgestellt. Es gibt Pläne, den Pavillon danach an weiteren Orten zu zeigen.

© Jaap Heemskerk

Quelle: MVRDV