7. Mai 2024

blocher partners: Das Wollhaus in Heilbronn – Transformation in einen lebendigen Stadtbaustein

Stuttgart (pm) – Gemeinsam mit dem Investor Neufeld Immobilien hat das Stuttgarter Planungsbüro blocher partners ein Architekturkonzept entwickelt, um das in die Jahre gekommene Wollhaus zu transformieren. Die Architekten sind in Heilbronn nicht unbekannt und erfahrene Experten innerstädtischer Entwicklungen. So zeichnen sie unter anderem bereits seit 1992 für alle baulichen Maßnahmen des Modehaus Palm verantwortlich. Auch die Fassade des innerstädtischen Einkaufszentrums Stadtgalerie stammt aus ihrer Feder.

Die fehlende Perspektive für das Gebäude – sowohl im Hinblick auf die Nutzungen und Gebäudetechnik als auch typologisch – beschäftigt die Stadt Heilbronn seit Jahren. Entgegen der von vielen Seiten zu vernehmenden Rufe nach einem Abriss, versuchen die Architekten von blocher partners verdeckte Potenziale der architektonischen Struktur zu nutzen und kamen in sorgfältigen Untersuchungen zu dem Resümee, dass das Wollhaus eine durchaus erhaltenswerte Basis darstellt.

Ziel des städtebaulichen Masterplans ist es, die vorhandenen Qualitäten des Bestandsgebäudes zu stärken sowie zukunftsfähig zu erweitern, damit das Wollhaus künftig zum Attraktor wird. Die prägnante Lage birgt das große Potenzial einer städtebaulichen Neuordnung der umliegenden öffentlichen Bereiche. Das betrifft Straßen, Gassen und Plätze, die durch die Erweiterung des Wollhauses qualitativ aufgewertet werden könnten.

(c) blocher partners

Bauen mit Bestand

Im ersten Schritt sieht das Konzept einen minimalen Rückbau des Bestandsgebäudes vor, so dass ein Oberlicht für die geplante Mallnutzung entsteht. Im nächsten Schritt werden die Stadtachsen wieder hergestellt und die Eingänge akzentuiert. Zusätzlich werden die Terrassen für die Bürger zugänglich gemacht. Die angedachte Aufstockung des Turms sorgt für eine Fernwirkung des Gebäudeteils, für den eine öffentliche Nutzung im obersten Geschoss mit Dachterrasse angedacht ist. Außerdem soll das Gebäude einen Wohnriegel erhalten, der als Hochpunkt im Süden mit grünen Terrassenwohnungen wertvollen innerstädtischen Wohnraum schafft. Als markantes Gebäude ist ein viergeschossiger Zimmerriegel für ein Hotel neben der Turmgeometrie geplant. Die obersten zwei Geschosse des Bestands wird eine großflächige Begrünung schmücken.

Die Erweiterung und Neugestaltung des Gebäudes trägt zur Entstehung neuen Stadtraums bei: Mit attraktiven Fassaden im Erdgeschoss belebt die geplante Mall den Vorplatz mit Busbahnhof und verbindet diesen mit dem Platz im Osten und der Fußgängerzone in der Fleiner Straße.

(c) blocher partners

Attraktives Erscheinungsbild

Das Fassadenkonzept strebt ein identitätsstiftendes Erscheinungsbild an und setzt dafür auf fünf Typologien: Auf Straßenniveau ist umlaufend ein neuer, größerer Sockel als Erdung des Ensembles geplant. Richtung Norden wird die alte Struktur als brutalistische Reminiszenz erhalten. Ohne die Bestandskubatur zu verändern, wird auch die Fassade des Turms erneuert, um die Vertikalität zu verstärken. Ein weiterer Fassadentyp ist für das Hotel geplant.

(c) blocher partners

Die Vision

Ein Nutzungsszenario sich gegenseitig befruchtender Mischnutzung: Neben einem Nahversorger wird es verschiedene Ladenflächen mit Ankermietern geben sowie Wohnen, Hotel und Boarding House. Einziehen werden auch Office, Gesundheit und Fitness-Angebote, außerdem ist eine soziale Nutzung z. B. durch eine KiTa denkbar. Durch die Funktionsmischung wird das gesamte Haus erlebbar; der private Raum wird aufgelöst und lässt das Gebäude so wieder zum Bestandteil der Stadt werden.

(c) blocher partners

Ganzheitlicher Designansatz

Anstelle von Abriss und Neubau wird das alte Wollhaus in ein energiepositives Quartier transformiert. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach reduziert den Energiebedarf des Gebäudes im Betrieb. Graue Energie wird im Bestand erhalten, die Aufstockung erfolgt durch ein Holzhybridtragwerk. Innerhalb des Quartiers fördern begrünte Dächer in Kombination mit einem intelligenten Regenwassermanagement eine hohe Biodiversität und bieten Flächen zur Erholung sowie zum Gärtnern für die Bewohner. Ein großzügiger, begrünter Innenhof sorgt für zusätzliche Lebensqualität. Die Begrünung leistet einen positiven Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas. Das Architekturkonzept folgt dem Cradle-to-Cradle-Ansatz, dabei dient das Gebäude als Materiallager. Großen Wert legen die Planer auf die Rückbaufähigkeit des Gebäudes und die nachhaltige Auswahl der Materialien.
Außerdem macht das Konzept sich die Vorteile des modularen Bauens zu Nutze: Der maximale Vorfertigungsgrad sorgt für eine möglichst kurze Bauzeit, reduziert die Lärmbelästigung durch die Baustelle und erhöht die Effizienz. Gebaut werden könnte ab 2026, die Eröffnung ist für 2028 geplant.

Quelle: blocher partners GmbH

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