26. April 2024

Zukunft der Bäderlandschaft in Schwelm: pbr entscheidet Architekturwettbewerb für sich

Bäderlandschaft Schwelm (c) luminousfields

Osnabrück (pm) – Unter dem Titel „Zukunft der Bäderlandschaft“ hat die Stadt Schwelm einen nicht offenen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Das Architektur- und Ingenieurbüro pbr überzeugte mit seinem Entwurf. Als eines von 15 eingeladenen Büros ging es als Sieger aus dem einphasigen hochbaulichen-freiraumplanerischen Wettbewerb hervor. Ein zweiter Platz wurde nicht besetzt.

Bestandssituation

Derzeit verfügt die Stadt Schwelm über zwei Bäder, ein Freibad sowie ein Hallenbad, die am Ende ihrer baulichen und technischen Lebenszeit angekommen sind. Nach umfangreicher Abwägung sieht der Rat der Stadt Schwelm von einer Sanierung ab und beabsichtigt, am Standort des heutigen Freibades eine neue Badelandschaft zu realisieren. Diese soll Frei- und Hallenbad an einem Ort konzentrieren und auf diese Weise betriebliche und bauliche Synergien ermöglichen. Im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungsprozesses hat ein Arbeitskreis, bestehend aus interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Personen der Verwaltung, Politiker:innen, Vereinen und Schulen unter fachlicher Begleitung ihre konzeptionellen und technischen Rahmenbedingungen für einen Neubau erörtert, die als Grundlage für den Wettbewerb dienten.

 

(c) pbr

 

Das Bad als Bestandteil des Naturraumes

Der Standort des bestehenden und zurückzubauenden Freibades befindet sich rund 1,5 Kilometer von der Innenstadt entfernt in einer topografisch bewegten Landschaft. Den Rückbau des Bades sehen die Architekt:innen von pbr als Chance, den Ort mit seinen angrenzenden Natur- und Landschaftsräumen wiederzubeleben und ganzjährig für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Transparenz und Natürlichkeit prägen die Anmutung des mehrheitlich eingeschossigen Baukörpers. Erzielt wird diese durch eine filigrane Holzkonstruktion, welche die bodentiefen und deckenhohen Fensterelemente rahmt. So kommt das neue Schwelmebad beinahe ohne geschlossene Fassadenflächen aus.

Es entstehen starke Bezüge zwischen innen und außen – auch deshalb, weil sich das Bad aus den vorhandenen topografischen Besonderheiten des Ortes nachvollziehbar entwickelt. Das ansteigende, begrünte und begehbare Dach wird als fünfte Fassade ausformuliert und auf diese Weise essentieller Bestandteil einer neuen Parklandschaft. „Die Anmutung des sich in der Höhe entwickelnden Gebäudes kann im freiräumlichen Kontext sehr überzeugen“, lobt die Jury im Preisgerichtsprotokoll.

Dabei ist es den Architekt:innen von pbr gelungen, eine ausdrucksstarke Gebäudeform und zugleich einen funktionalen Grundriss bei größtmöglicher Offenheit im Innenraum zu entwickeln. Der Baukörper berücksichtigt die erforderlichen Höhen für unterschiedliche Bereiche, wie zum Beispiel den Sprungturm, und nutzt diese in der Ausformulierung der Kubatur als gestalterische Besonderheit, so dass ein identitätsstiftender Ort entsteht.

Das Tragwerk des beinahe gläsernen Baukörpers besteht aus Brettschichtholzstützen, einer Holzelementdecke und Brettschichtholzbindern. Die hölzerne Dachkonstruktion ist innen wie außen sichtbar, stellt Bezüge zur parkähnlichen umgebenden Natur dar und erzeugt eine sehr pure und zugleich wohlig-warme Atmosphäre. Diese gefühlte Natürlichkeit wird im Nachhaltigkeitskonzept mit harten Fakten untermauert und umgesetzt.

 

(c) luminousfields

 

Nachhaltigkeitskonzept

Die nachhaltige Entwicklung wie auch der nachhaltige Betrieb eines Schwimmbades stellt, anders als bei Verwaltungs- oder Wohngebäuden, eine besondere Herausforderung dar. Dennoch war die Integration eines Konzepts von höchster energetischer Qualität in den Entwurf für die Architekt:innen und Sustainability-Expert:innen von pbr unerlässlich. Die Verschmelzung des Baukörpers mit der technischen Gebäudeausrüstung könnte dabei den Weg zu einer möglichen CO2-Neutralität ebnen. Die im Konzept aufgezeigten Möglichkeiten berücksichtigen unter anderem die folgenden Aspekte:
– Zusammenlegung der Räume nach Nutzungstemperatur
– Thermische Trennung des Hallenbadbereichs nach Wassertemperaturen
– Integration von Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung an verbrauchsnahen Plätzen/Bereichen
– Erstellung von Luftströmungssimulationen
– Installation hocheffizienter, bedarfsabhängiger Wasseraufbereitungstechnik
– Realisierung Bamberger Rinne zur Minimierung der Verdunstung am Überlauf
– Einleitung von Rückspülwasser und nicht versickerndem Niederschlagswasser in die Schwelme
– Tageslichtabhängige Lichtsteuerung und Nutzung von Lichtszenarien
– Nutzung der nicht begehbare Dachflächen zur Aufnahme von Solarthermie (Wassererwärmung)
– Nutzung umliegender Freiflächen zur Aufstellung von Photovoltaikelementen oder Hybridanalagen oder zum Bau einer Energiezentrale mit Biomassekessel (z.B. Bewirtschaftung über das auf den öffentlichen Flächen der Stadt anfallende Laub)

Entwicklung einer öffentlichen Parklandschaft

Derzeit werden die das Bestandsbad umgebenden Freiflächen ausschließlich als Liegewiese durch Badegäste genutzt. Die Landschaftsarchitekt:innen von pbr freiraum entwickeln in ihrem Entwurf den Ansatz einer Parklandschaft, die nicht nur für Badegäste, sondern auch für die Öffentlichkeit ganzjährig zugänglich ist. Der Freiraum wird in Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen, wie „Renaturieren“, „Baden“ und „Liegen/Lieben“ aufgeteilt.

Und so öffnet sich das neue Schwelmebad zur Schwelmer Straße über ein gläsernes, einladendes Foyer, das über die Badeplatte im Innenraum hinweg den Blick auf die hinter dem Bad liegende Landschaft freigibt. Der dem Haupteingang vorgelagerte öffentliche Platz zeugt mit den Schwelmeterrassen und dem direkten Zugang zur Schwelme wie auch durch das öffentlich zugängliche Gastronomieangebot von hoher Aufenthaltsqualität und lädt Badegäste wie auch Spaziergänger:innen zum Verweilen ein.

Entlang der Schwelme, weitestgehend im Bereich des Haupteinganges, sind ein Lernpfad und eine Wissenslinse vorgesehen, um nicht nur Badegästen, sondern auch Spaziergänger:innen und Schulklassen ein Aufenthalts- und Informationsangebot zu unterbreiten. Für die so genannte Wissenslinse wird der Sprungturm des Bestandsbades recycelt und genutzt.

Rund um die Außenbecken (Solebecken und Nichtschwimmerbecken) erstrecken sich im Südosten die Liegewiese für Badegäste sowie im Süden ein Beachvolleyballfeld für sportliche Betätigung. Im Osten werden stufenweise Sitzelemente aus Holz in den Hang integriert, die der Kommunikationen und Kontemplation dienen. Im Süden könnte die Energiezentrale verortet sein, verborgen hinter transluzenter Abstandspflanzung. Im Nordwesten wie auch im Süden des Geländes sieht der Entwurf Renaturierungsflächen als Schutzgebiete vor. Durch eine intelligente Zugangskontrolle können sich sowohl Badegäste als auch Spaziergänger:innen in der neu geschaffenen, öffentlichen Parklandschaft bewegen.

Pressemitteilung: pbr Planungsbüro Rohling AG