Rotterdam (abki) – Die Bezirksregierung von Pingtung hat kürzlich den Entwurf von MVRDV in Zusammenarbeit mit HWC Architects für die Umgestaltung von Jialeshui ausgewählt – einem landschaftlich herausragenden Gebiet im Süden Taiwans, das für seine durch Wind und Wasser geformten Felsformationen bekannt ist. Unter dem Titel Nature Rocks schlägt der Entwurf einen umfassenden Masterplan vor, der die touristische Infrastruktur stärkt und gleichzeitig die natürliche Umgebung respektiert. Das Konzept beinhaltet ein Netz aus neuen Wegen und öffentlichen Räumen, verbessert die Zugänglichkeit und ergänzt die bestehende Bebauung um kleinteilige Gebäude – darunter ein zentrales Besucherzentrum und drei Aussichtspunkte.

Jialeshui liegt im äußersten Süden Taiwans innerhalb des Kenting-Nationalparks und stellt für das Land ein bemerkenswert unberührtes Naturgebiet dar. Über Jahrtausende haben starke Winde und Meereswellen die weiche Sandsteinküste in eine Reihe skulpturaler Felsformationen verwandelt, von denen viele an Tiere erinnern und Namen wie Rabbit Rock, Toad Rock oder Seal Rock tragen. Diese natürlichen Merkmale machen Jialeshui zu einem der bekanntesten geologischen Parks Taiwans. Trotz seiner Beliebtheit bei Besucher:innen ist die touristische Infrastruktur in der Region jedoch bislang begrenzt. Derzeit trennt eine einzige Straße den Wald von der felsigen Küste – eine schmale Route, die von Shuttle-Bussen, Fußgänger:innen und Radfahrer:innen gleichermaßen genutzt wird. Die entlang der Straße verteilten Pavillons und Kioske sind durch Taifune und Meerwasser beschädigt.

Der Masterplan von MVRDV ersetzt und verbessert die veraltete Infrastruktur und stärkt zugleich die natürliche Identität des Parks. Sämtliche Neubauten bleiben auf bereits erschlossene Flächen beschränkt, um die ursprüngliche Naturlandschaft nicht zu stören. Inspiriert von den geschichteten Formen der Küstenlinie bricht der Entwurf die gerade Straßenführung auf und interpretiert Freizeitwege als aufgebrochene, felsartige und naturnahe Landschaft, die Wald und Küste wieder miteinander verbindet. Die felsartigen Fragmente strukturieren verschiedene Bereiche für Bewegung und öffentliche Nutzung; einige werden zu Gebäuden extrudiert, die die natürlichen Felsformen der Umgebung aufgreifen und sich harmonisch in die Landschaft einfügen.

„Was man heute in Jialeshui sieht, ist eine klare Trennung zwischen Natur und Künstlichem; dieser künstliche Pfad trennt die Natur von sich selbst, trennt Wald von Küste“, erklärt MVRDV-Gründungspartner Winy Maas. „In unserem Entwurf nehmen die künstlichen Elemente die Form der umgebenden Natur an – als natürliche Erweiterungen des Ortes statt als Fremdkörper. Unser Ziel war es nie, Architektur über die Landschaft zu stülpen, sondern sie aus den natürlichen Gegebenheiten hervorgehen zu lassen; die Monotonie der geraden Linie zu durchbrechen… und zu betonen, dass Nature Rocks!“

Resilienz und Regeneration stehen im Zentrum der Transformation von Jialeshui Rocks. Um mit Starkregen umzugehen und Schäden durch Taifune und Überschwemmungen zu reduzieren, integrieren Risse im Belag passive Drainage- und Schutzfunktionen. Diese Spalten fördern zugleich die Biodiversität, indem sie Pflanzenbewuchs ermöglichen und kleinen Tieren Durchgänge zwischen Wald und Küste bieten. Eine abgestufte Bepflanzungsstrategie nutzt die natürlichen Waldformationen als Grundlage: In Waldnähe dominieren hohe und dichte einheimische Pflanzen, zum Meer hin geht die Vegetation allmählich in salzresistente, niedrig wachsende Arten über. Selbst die Gebäudeoberflächen werden mit der Zeit von Moosen und kleinen Pflanzen besiedelt, die in den Beton wurzeln – dem einzigen Material, das den rauen Bedingungen standhält und teilweise aus Recyclingmaterial von abgerissenen Gebäuden besteht.

Am Parkeingang bilden drei skulpturale Gebäude eine einladende Gruppe. Das größte dieser „Felsen“ beherbergt das Besucherzentrum, ein Café und einen Souvenirshop. Ein zweites Gebäude bietet Raum für Ausstellungen und Umweltbildung, während das dritte Sanitäreinrichtungen enthält. Das Dach des Hauptgebäudes dient zugleich als Terrasse für Sternenbeobachtungen und Panoramablicke. Diese Eingangszone ist in eine sanft abfallende Landschaft mit kleinen Plateaus und Plätzen eingebettet, die für Veranstaltungen, Märkte oder einfach zum Verweilen genutzt werden können.

Im weiteren Verlauf der Strecke wird die bestehende Straße zu einer zugänglicheren Route für Fußgänger:innen, Radfahrer:innen und Shuttle-Busse umgestaltet – mit klaren Bereichen für Bewegung und Erholung. Mehrere kleinere „Haltepunkte“ entstehen an bestehenden Sehenswürdigkeiten: dem Steinaussichtsdeck, einem Aussichtspunkt aufs Meer und einem Wasserfall. An jedem Haltepunkt werden die veralteten Strukturen durch neue Aussichtspunkte, Kioske und weitere Einrichtungen ersetzt.
Mit diesem Projekt möchte MVRDV zeigen, wie sich Küstenregionen auf respektvolle und nachhaltige Weise weiterentwickeln lassen. Der Entwurf für Jialeshui verbessert die Zugänglichkeit und schafft eine besucherfreundliche Umgebung – ohne Überbauung oder Störung der Landschaft. Stattdessen bestimmt die Natur selbst die Gestaltung des Ortes. Gleichzeitig unterstützt das Projekt das Ziel des Bezirks, Jialeshui als einen der führenden geologischen Parks Taiwans zu etablieren – mit einer gestärkten Identität als Reiseziel und dem Erhalt jener Qualitäten, die den Ort einzigartig machen.

Quelle: MVRDV · KI-gestützte Textaufbereitung · Redaktion: Architekturblatt