25. April 2024

Jahresauftakt der Bauindustrie Hessen: „Deutlicher Auftragsrückgang. Besonders kritische Lage im Wohnungsbau“

Wiesbaden (pm) – Im November 2022 waren im Bauhauptgewerbe in Hessen 34.391 Personen beschäftigt, das waren 4,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der Trend wird nicht viel positiver, wenn man den Zeitraum Januar bis November betrachtet (minus 2,7 Prozent), und das betrifft auch die Arbeitsstunden: im November 2022 wurden 6,5 Prozent weniger geleistet als im November 2021, in den ersten elf Monaten 4,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Zwar ist der Umsatz in der ersten elf Monaten 2022 um 7,6 Prozent gestiegen (auf 5,33 Mrd. €), aber das sind Folgen der Preisentwicklung. Der Auftragseingang ist von Januar bis November 2022 um 7,9 Prozent zurückgegangen (auf 5,11 Mrd. €).

„Besonders schwierig ist die Krise im Wohnungsbau. Realistisch ist, dass wir in Deutschland jährlich etwa 200.000 Wohnungen fertigstellen. Damit sind wir weit weg von den bundesweit 400.000 erforderlichen Wohnungen. Auch in Hessen werden es auf keinen Fall mehr Wohnungen als die 27.713, die Jahr 2021 neu genehmigt worden sind. Denn von Januar bis November 2022 sind Baugenehmigungen für nur 23.031 neue Wohnungen in Hessen erteilt worden, im gleichen Zeitraum 2021 waren es 25.259 gewesen. Allein im Monat November sehen wir einen Rückgang um 13,4 Prozent. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: hohe Erwartungen an die Ausführungen, lange Genehmigungszeiten, Fachkräftemangel auf beiden Seiten“, kommentiert Dr. Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen (BIV). „Der Neubau von Wohngebäuden in Hessen ist im Jahr 2022 erheblich teurer geworden. Beeinflusst von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen kosteten die verschiedenen Bauleistungen im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 13,8 Prozent mehr. Dies war der stärkste Anstieg der Baupreise seit 52 Jahren.“

Auf der Jahresauftaktveranstaltung 2023 des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen und der Verband Beratender Ingenieure (VBI) Hessen und Rheinland-Pfalz am 26. Januar 2023 in Frankfurt/M. erläuterte Jochen Wachenfeld-Teschner, stellvertretender Präsident des BIV, die schwierige Lage: „Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie prognostiziert für 2023 einen Umsatzrückgang von 6 Prozent. Dennoch befinden wir uns nicht in einer Krisenstimmung. Der Bau ist für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes von elementarer Bedeutung. Er ist eine attraktive Schlüsselbranche für die großen politischen Aufgaben und gesellschaftlichen Transformationen. Unsere Forderung ist völlig klar: Es muss gegen die Krise investiert werden!“

Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie nennt Zahlen: Für die Neubauförderung bei Wohnungen brauchen wir jährlich 15 Milliarden Euro. Und für die Verkehrsinfrastruktur – also Bahn, Wasserstraße und Straße – noch einmal 25 Milliarden Euro. Ein 40-Milliarden-Paket. „Aber auch das muss deutlich gesagt sein: Wir werden mit den gleichen Budgets weniger bauen können“, so Jochen Wachenfeld-Teschner. „Und Bürokratie verzögert die Planungen unnötig und verteuert die Umsetzung: Die Planungs- und Genehmigungsprozesse dauern viel zu lange. Sie müssen evaluiert, mindestens gestrafft und am besten digitalisieren werden. Das Bauen wird sich überhaupt verändern: serielle Verfahren, mehr Kreislauf, Recycling, einheimische Primärbaustoffe, digitale Methoden. Wenn wir Qualität fördern, wenn wir soziale Standards ausbauen, wenn wir die Megaprojekte der Zukunft umsetzen wollen, dann ist ein Festhalten am alleinigen Vergabemerkmal des niedrigsten Preises nicht mehr zeitgemäß. Die Bauzeit, der Bauablauf, vor allem Nachhaltigkeitserwägungen, aber auch die Ausbildungsquote müssen bei der Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen zukünftig eine Rolle spielen.“

Pressemitteilung: Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V.