8. Mai 2024

ifo Institut: Geschäftsklima im Wohnungsbau auf Allzeittief – Kommentare

München (pm) – Im Wohnungsbau ist das ifo-Geschäftsklima auf ein Allzeittief seit 1991 gefallen. Die Stimmung im Dezember erreichte nur noch minus 56,8 Punkte, nach minus 54,4 im Vormonat. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage greift immer weiter um sich. Außerdem befürchten die Unternehmen für das erste Halbjahr 2024 weitere Geschäftseinbußen. „Obwohl die Zinsen für Baufinanzierungen zuletzt wieder gesunken sind, ist noch keine Entspannung in Sicht“, sagt Klaus Wohlrabe, der Leiter der ifo-Umfragen. „Die außergewöhnlich schwachen Erwartungen zeigen, dass die Firmen aktuell keine Hoffnung haben. Die Perspektiven für 2024 sind düster“, sagt Wohlrabe.

Im Dezember klagten mehr Unternehmen über Auftragsstornierungen. „Die Verunsicherung der potenziellen Bauherren sitzt tief“, ergänzt Wohlrabe. 22,1 Prozent der Befragten beklagten im Dezember gestrichene Projekte, nach 21,5 Prozent im Vormonat. Über zu niedrige Auftragsbestände klagten 56,9 Prozent der Unternehmen.

„2023 war ein ausgesprochen schwieriges Jahr für den Wohnungsbau, das Neugeschäft blieb weit unter dem Niveau der Vorjahre zurück. Dies war eine Folge der drastisch gestiegenen Bau- und Zinskosten sowie der schwächeren Fördermöglichkeiten. Nur der hohe Auftragsbestand, mit dem die Betriebe in die Krise gestartet waren, sowie die langen Projektlaufzeiten hatten einen noch stärkeren Einbruch der Bautätigkeit verhindert“, sagt Wohlrabe.

Quelle: ifo Institut

Kommentare

„Die Stimmung im Wohnungsbau ist so schlecht wie seit 30 Jahren nicht mehr – über die Hälfte der Wohnungsbauunternehmen klagt über Auftragsmangel. Bundesregierung, wir haben ein Problem: Denn wir sprechen nicht über abstrakte Dinge, sondern über bezahlbaren Wohnraum, der dringend gebraucht wird. Unsere Bauunternehmen können diesen Wohnraum schaffen – dafür muss der Wohnungsbaumotor aber wieder angeschmissen werden. Im Haushalt 2024 werden wohl keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt, das ist enorm bitter für unser Land und zigtausende Mieterinnen und Mietern. Sollte die Regierung an dieser Entscheidung festhalten, bleibt nur: Standards runter, auch im Bereich der Energieeffizienz, den Weg frei machen für serielles Bauen und Sanieren, die Einführung des digitalen Bauantrags und bundesweit einheitlicher, digitaler Verwaltungsprozesse sowie die Vereinheitlichung der 16 Landesbauordnungen hin zu einer verbindlichen Bundesbauordnung – das alles kann Baukosten senken und kostet keinen Cent. Die Bundesregierung hat jetzt die Chance, klare, eindeutige und mutige Entscheidungen zu treffen.“

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie

BFW: Wohnungsbau weiterhin in Krise – Kosten senken durch Deregulierung

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen kommentiert die aktuellen Zahlen des Ifo Instituts zum Geschäftsklima im Wohnungsbau. „Die Schraube an der in den vergangenen Jahren immer weitergedreht wurde, hat den Markt aktuell abgeschnürt. Bauen ist derart unwirtschaftlich geworden, weil es schlicht und einfach viel zu teuer geworden ist. Und das liegt vor allem an den immer aufwendigeren Anforderungen, die erfüllt werden müssen. Das kann sich niemand mehr leisten. Weder finanziell noch gesellschaftlich. Denn ohne neue Wohnungen werden viele Leute auf der Straße und im Regen stehen gelassen“, betont BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Es fehlen hunderttausende Wohnungen, die auf Grund weiterhin hoher Zinsen, weiter gestiegener Baukosten und weiter verschärften Anforderungen nicht gebaut werden. Mittlerweile auch nicht mehr geplant und genehmigt werden. Die Zahlen der vergangenen Monate malen ein düsteres Bild. Die Branche schüttelt den Kopf über die optimistischen Prognosen des Bauministeriums. Der Bedarf wird so niemals gedeckt werden. „Still ruht der Markt“, so lässt sich die Ist-Situation zusammenfassen“, so der BFW-Präsident.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen