München (pm) – Drei bayerische Ingenieurbüros werden für ihre herausragenden Projekte mit dem Bayerischen Ingenieurpreis 2025 ausgezeichnet. Der 1. Platz geht an die Technische Hochschule Augsburg für die Surfwelle Augsburg. Platz 2 erhält pbb Planung + Projektsteuerung GmbH für den SWI Schnellladepark am incampus in Ingolstadt. Platz 3 belegen Dr. Schütz Ingenieure für die Instandsetzung der denkmalgeschützten Echelsbacher Brücke über die Ammerschlucht. Drei weitere Büros erhielten eine Anerkennung. Der renommierte Bayerische Ingenieurpreis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau vergeben. Die Preise wurden am 17. Januar 2025 im Rahmen des 33. Bayerischen Ingenieuretages von Prof. Dr. Norbert Gebbeken, dem Präsidenten der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, und dem Bayerischen Bauminister Christian Bernreiter überreicht.
„Ob Leuchtturmprojekt, tolle Insellösung oder kluge Idee – mit dem Bayerischen Ingenieurpreis würdigen wir herausragende Leistungen der am Bau tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure. Mit dem Preis machen wir ihren unverzichtbaren Dienst an der Gesellschaft sichtbar“, erläutert der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, den Hintergrund des Preises.
Bayerns Bauminister Christian Bernreiter sagt: „Die Vielfalt und Qualität der eingereichten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie Ingenieurinnen und Ingenieure mit ihrem Können und ihrer Kreativität unsere Landschaft prägen, das Lebensgefühl bereichern und einen bedeutenden Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten. Die Bayerische Staatsregierung ist auf die gute Zusammenarbeit und die fachliche Expertise der Ingenieurekammer-Bau angewiesen. Gemeinsam wollen wir erreichen, dass das Bauen schneller und günstiger wird. Wir setzen nach der Vereinfachung der Bayerischen Bauordnung durch die Modernisierungsgesetze unter anderem auf Pilotprojekte des Gebäudetyps-e und auf das Erfolgsmodell des digitalen Bauantrags. Die bayerischen Ingenieurbüros sind dabei eine wichtige Stütze!“
Platz 1 Bayerischer Ingenieurpreis 2025 (Preisgeld: 5.000 Euro)
Surfwelle, Augsburg
Technische Hochschule Augsburg, vertreten durch Prof. Dr.-Ing. Sergej Rempel
Das innovative, von einem jungen Team realisierte Ingenieurbauprojekt der Surfwelle Augsburg beeindruckt durch seine Interdisziplinarität sowie die Bereitschaft und den Mut, Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten. Das betrifft vor allem die Wahl des Baustoffs, aber auch die gesamte Herangehensweise. Ein solches Vorhaben mit unterschiedlichsten Protagonisten (dem Verein Surffreunde Augsburg e.V., Studierenden der Ingenieurwissenschaft der TH Augsburg, Ingenieurbüros und einem Unternehmen) zu planen und umzusetzen, ist eine besondere Herausforderung, die mit Bravour bewältigt wurde. Die Kombination aus innovativer Materialwahl (Carbon-Recyclingbeton und anderen recycelten Baustoffen) und der Einbindung der lokalen Gemeinschaft macht die Surfwelle Augsburg zu einem herausragenden Ingenieurbauprojekt.
Zudem hat es die Jury gefreut, dass das zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannte Wassermanagement-System von Augsburg, das einzigartig ist und für Fortschritt und Nachhaltigkeit steht, durch junge Menschen in einem kreativen Ingenieurbauprojekt auf innovative und nachhaltige Weise in die Zukunft geführt wird. Der erste Platz des Bayerischen Ingenieurpreises 2025 geht damit verdient an die TH Augsburg, die als herausragende Ingenieurleistung die spezielle Materialmischung entwickelt hat, welche für das Gelingen des Projektes entscheidend war.
Platz 2 Bayerischer Ingenieurpreis 2025 (Preisgeld: 3.000 Euro)
SWI Schnellladepark am incampus, Ingolstadt
pbb Planung + Projektsteuerung GmbH, vertreten durch Dipl.-Ing. Arch. Corina Franke
Der SWI Schnellladepark überzeugt durch seinen ganzheitlichen Ansatz. Er integriert alle wichtigen Elemente eines modernen und weitestgehend autarken Gebäudes und erfüllt die notwendigen Anforderungen an Nachhaltigkeit und technische Innovation. Besonders hervorzuheben ist die Erweiterbarkeit des Konzepts, das Vorbildcharakter in Bezug auf Modularität beim Bau ähnlicher Ladeparks haben könnte. Das Projekt berücksichtigt dabei auch die steigende Bedeutung einer veränderten Mobilität. Die Bedarfe eines Schnellladeparks wurden konsequent mitgedacht; beispielsweise hält der Schnellladepark auch Parkmöglichkeiten für E-Fahrzeuge mit Anhängern vor. Besonders positiv fielen der Jury ressourcenschonende Aspekte wie die Photovoltaikanlage auf dem begrünten Dach und die ausschaltbare Werbebeleuchtung auf. Dieses durchdachte und zukunftsorientierte Projekt setzt Maßstäbe im Bereich nachhaltiger Infrastruktur.
Platz 3 Bayerischer Ingenieurpreis 2025 (Preisgeld: 2.000 Euro)
Erneuerung der Echelsbacher Brücke, Ammerschlucht bei Rottenbuch
Dr. Schütz Ingenieure, vertreten durch Dipl.-Ing.(FH) Gerhard Pahl
Die unter Denkmalschutz stehende Echelsbacher Brücke über die Ammerschlucht ist die älteste Melan-Bogenbrücke der Welt. Die charakteristischen Bögen mit einer Spannweite von 130 m und einer Bogenhöhe von 32 m konnten bei der Instandsetzung erhalten und harmonisch mit dem Neubau verbunden werden. Besonders beeindruckt hat die Jury der respektvolle und baukulturelle Umgang mit Denkmalschutz und Naturschutz, der den Bestand bewahrt und gleichzeitig innovative Lösungen bietet. Die über 100 Jahre alte Brücke wurde mit technischer Kreativität und unter Wahrung der Wirtschaftlichkeit modernisiert, was dem Projekt Vorbildcharakter verleiht. Hervorzuheben ist die ingenieurbauliche Raffinesse, mit der während des Bauprozesses alle notwendigen Maßnahmen durchgeführt wurden. Diese Balance zwischen Erhalt und Innovation macht das Projekt zu einem herausragenden Beispiel für nachhaltiges und wirtschaftliches Bauen im Bestand. Auch den vielfältigen Aspekten des Naturschutzes wurde dank einer ausgefeilten Planung in idealer Weise Rechnung getragen.
Eine Anerkennung erhielten folgende drei Projekte:
Fuß- und Radwegbrücke Offenbachstraße Nord, München
WTM Engineers München, vertreten durch Dr.-Ing. Otto Wurzer
Die Fuß- und Radwegbrücke Offenbachstraße zeichnet sich durch ihre optimale Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten aus und berücksichtigt in ihrer Komplexität verschiedene und schwierige Verkehrssituationen, einschließlich der benachbarten Bahnstrecke München-Pasing. Die sorgfältige Materialwahl trägt dazu bei, dass die Brücke besonders wartungsarm ist und zugleich ein elegantes und nutzerfreundliches Design bietet. Besonders hervorzuheben ist die sichere Führung von Radfahrern und Fußgängern auf der Brücke. Das innovative Tragprinzip wurde speziell für die besonderen Anforderungen an diesem Standort entwickelt. Beeindruckend war auch die kurze Sperrzeit der Offenbachstraße: Nur ein Wochenende wurde benötigt, um das Stahlfertigteil einzusetzen.
Regenbrücke, Roding
Mayr | Ludescher | Partner, vertreten durch Dipl.-Ing. (FH) Hubert Busler
Das wunderschöne, schlanke und unaufdringliche Bauwerk folgt dem Prinzip ‚Form follows function‘. Durch die zentrale Aussichtsplattform auf dem Steg wurde ein neuer Aufenthaltsraum geschaffen. Die durchdachte und umweltfreundliche Gestaltung macht die Brücke zu einem besonderen Beispiel für funktionale und ästhetische Ingenieurbaukunst, die sich unauffällig in die natürlichen Gegebenheiten einfügt. Der Querschnitt der Brücke ist optimal auf seine Belastungen abgestimmt, wodurch sie genau das leistet, was notwendig ist – und auf Überflüssiges verzichtet. Unter Nachhaltigkeitsaspekten hervorzuheben ist die dezente Beleuchtung über den Handlauf, die auch dem Insektenschutz zugutekommt.
Serieller Wohnungsbau: Erste Typengenehmigung
Fire & Timber.ING GmbH, vertreten durch Dr.-Ing. Michael Merk
Besonders herausragend an diesem Projekt ist der Mut der Bauherren und des Unternehmers, eine innovative Bauweise zu verfolgen und für eine Typengenehmigung im seriellen Holzwohnungsbau einzusetzen. Diese wegweisende Initiative hat das Potenzial, die gesamte Baulandschaft zu transformieren, insbesondere im Kontext des dringend benötigten Wohnraums. Diese Bauweise setzt neue Maßstäbe in der Modularität. Es ist von großer Bedeutung, dass mutige und visionäre Bauherren bereit sind, gegen Widerstände neue Wege zu beschreiten. Die vorgestellte Bauweise setzt neue Maßstäbe in der Modularität, da sie sich flexibel an die verschiedensten Lebensbedürfnisse anpassen kann. Die umfassende Prüfung aller Eventualitäten zur Erlangung der Typengenehmigung unterstreicht die Innovationskraft dieses Projekts. Dieser unbedingte Willen, zu seinen Überzeugungen zu stehen und Nachweise für die Machbarkeit zu erbringen, verdient eine besondere Anerkennung.
Quelle: Bayerische Ingenieurekammer-Bau