9. Mai 2024

Baugenehmigungen für Wohnungen im November 2023: -16,9 % gegenüber Vorjahresmonat

Wiesbaden (pm) – Im November 2023 wurde in Deutschland der Bau von 20 200 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis teilweise geschätzter Ergebnisse mitteilt, waren das 16,9 % oder 4 100 Baugenehmigungen weniger als im November 2022. Von Januar bis November 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 25,9 % oder 83 200 auf 238 500 genehmigte Wohnungen. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

Deutliche Rückgänge der Baugenehmigungen bei Neubauwohnungen

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis November 2023 insgesamt 196 700 Wohnungen genehmigt. Das waren 28,8 % oder 79 700 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um über ein Drittel (-38,6 % bzw. -28 000 Wohnungen) auf 44 500 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern hat sich die Zahl genehmigter Wohnungen mit 13 300 sogar fast halbiert (-49,2 % bzw. -12 900). Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um fast ein Viertel (-23,8 % bzw. -40 800) auf 130 400. Nur die Wohnheime konnten mit einem Anstieg auf 8 500 neu errichtete Wohnungen ein positives Ergebnis verzeichnen (+29,4 % bzw. +1 900).

Quelle: Statistisches Bundesamt | Destatis

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Weiterhin gilt: Alarmstufe Wohnungsbau! Entwarnung nicht in Sicht

„Die neuen Baugenehmigungszahlen läuten erneut keine Trendwende ein, auch wenn die Veränderungsraten zum Vorjahr nicht mehr so hoch ausfallen. Das Genehmigungsverlangen ist nach 18 Monaten im Rückgang auf einem sehr niedrigen Niveau angekommen. Von Januar bis November wurden 238 500 Wohnungen genehmigt. Das waren 83 200 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahr. Bei den Mehrfamilienhäusern sank die Genehmigungsquote um 23,8 Prozent. Bei den Einfamilienhäusern waren es minus 38,6 Prozent. Die Trendwende fehlt nach wie vor und das bei größter Wohnungsnot in Deutschland.
Damit gilt weiterhin höchste Alarmstufe im Wohnungsbau. Für die Wohnungsbauunternehmen wird es immer schwieriger, ihre Beschäftigten zu halten. Die Bundesregierung muss dem Wohnungsbau endlich Priorität einräumen, um die Wohnungsnot in den Griff zu bekommen! Politisches Hick-Hack können wir uns in dieser Situation nicht mehr leisten. Handeln statt reden muss die Devise im neuen Jahr lauten. Die degressive Afa muss kommen und eine EH-55-Förderung – sonst wird es auf lange Sicht nichts mit dem Wohnungsbau. Als weiteren Neujahrsvorsatz empfehlen wir: Bürokratie abspecken! Wer um Aufträge kämpft, hat keine Zeit für sinnlosen Papierkram.“

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Bauindustrie: Genehmigungen weiter im freien Fall. Wohnungsbaupolitisches Versprechen für 2024 nötig.

„Auch im November 2023 zeigte sich kein Lichtblick bei den Wohnungsbaugenehmigungen. Bei Neu- und Umbauten wurden nur etwa 20.200 Wohnungen genehmigt, ein weiterer deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat um 16,9 Prozent. Das Jahresergebnis 2023 dürfte dann nur noch bei 260.000 genehmigten Wohnungen liegen und die Zahl der Fertigstellungen im neuen Jahr weiter auf die 200.000-er Marke zusteuern. Die Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung braucht jetzt einen klaren Kompass mit einem verlässlichen Versprechen für eine echte Wohnungsinitiative in 2024, damit noch vor der Bundestagswahl 2025 der Weg aus der Krise am Wohnungsmarkt und eine Zukunftsperspektive für die Bauunternehmen gelingen kann.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Tim-Oliver Müller die (teilweise geschätzten) Genehmigungszahlen, die das Statistische Bundesamt heute bekannt gegeben hat. In den Ballungsgebieten bestehe bereits seit Jahren eine riesige Übernachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und die Situation verschärfe sich weiter.

Zwar sei für das neue Jahr ein leichter Rückgang bei den Baukosten zu erwarten, der sich bereits zum Jahresende 2023 zeigte. Dennoch blieben die Kosten im langfristigen Vergleich weiter hoch, auch getrieben durch eine Vielzahl behördlicher Auflagen und Vorschriften. Auch von der von einigen bereits ausgerufenen Zinswende sei man immer noch weit entfernt, so Müller. „Es hilft alles nichts: Die Branche braucht Investitionsanreize für mehr bezahlbaren Wohnungsbau in Form eines Zinsverbilligungsprogramms und der degressiven Afa, für die endlich der Weg frei gemacht werden muss. Davon unabhängig werden Bund und Länder nicht an einer Entschlackung von Vorschriften und Vorgaben umherkommen. Standards und Gebäudeanforderungen müssen runter, der Weg für serielles Bauen und Sanieren freigemacht, der digitale Bauantrag eingeführt und bundesweit einheitliche, digitale Verwaltungsprozesse etabliert werden. Dafür braucht es endlich die Vereinheitlichung der 16 Landesbauordnungen hin zu einer verbindlichen Bundesbauordnung – das alles kann Baukosten senken und kostet keinen Cent. Die Bundesregierung hat jetzt die Chance, klare, eindeutige und mutige Entscheidungen zu treffen.“

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

ZIA: Baugenehmigungen für Wohnungen weiter rückläufig: „Was muss noch kommen, damit die Politik die Kurve kriegt?“

Die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts sind aus Sicht der Immobilienwirtschaft „ein weiteres Warnsignal, dass die Politik in Deutschland die Notwendigkeit eines starken Kraftakts für den Wohnungsbau nicht länger unterschätzen darf“. ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner sieht die wachsende Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft. „Diese Zahlen zu den Baugenehmigungen für Wohnungen sind mehr als eine nur weitere Ziffer für die Statistik – dahinter stehen tausende Menschen, die eine Wohnung suchen und nicht finden. Was muss noch kommen, damit die Politik hier die Kurve kriegt?“

Laut Statistischem Bundesamt ging die Zahl genehmigter Wohnungen von Januar bis November 2023 um fast 26 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. (Die Zahlen aus Wiesbaden beruhen zum Teil auf Schätzungen.)

„Investorinnen und Investoren brauchen angesichts der Preissteigerungen im vorigen Jahr durch Baukosten und gewachsene Zinsen unbedingt einen finanziellen Anstoß, damit sie überhaupt loslegen“, drängt Mattner. Der ZIA fordert ein großvolumiges KfW-Programm mit einem Zinssatz von höchstens zwei Prozent für Neubauten ab Standard EH55 und mahnt die definitive Zusage der steuerlichen Erleichterungen („degressive AfA“) an, wie sie im Wachstumschancengesetz eigentlich vorgesehen sind. Auch die weiteren beim Gipfel im Bundeskanzleramt zugesagten Maßnahmen müssten „schleunigst angegangen werden“, betont Mattner.

Der ZIA taxiert die aktuelle Wohnungs-Lücke bei 550.000. Bis 2025 könnten es 750.000, bis 2027 bis zu 830.000 fehlende Wohnungen sein.

„Wir haben großes Verständnis dafür, dass die Bundesregierung und die Länder, die prekäre Haushaltslage im Blick behalten müssen. Wir haben aber kein Verständnis, wenn die Verantwortlichen in Berlin und in den Ländern dabei den Ausnahme-Charakter der aktuellen Lage auf dem Wohnungsmarkt ausblenden“, kommentiert Mattner die Entwicklung.

Quelle: Zentrale Immobilien Ausschuss e.V.

GdW: Baugenehmigungen im anhaltenden Abwärtsstrudel – Regierung muss sofort handeln

Im November 2023 wurden in Deutschland mit 20.200 Wohnungen 16,9 Prozent oder 4.100 weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt heute auf Basis teilweiser geschätzter Ergebnisse mitteilte. Bereits im November 2022 hatte der Rückgang gegenüber dem Vorjahresmonat bei 16,3 Prozent oder rund 4.700 Wohnungen gelegen. Von Januar bis November 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 83.200 auf 238.500 genehmigte Wohnungen. Das ist ein Rückgang von 25,9 Prozent

Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„Die Monat für Monat weiter abstürzenden Baugenehmigungszahlen machen die tiefe Krise im Wohnungsbau überdeutlich. Wenn die Bundesregierung nicht sofort handelt und die Bedingungen insbesondere für den bezahlbaren Wohnungsbau spürbar verbessert, wird der Wohnungsmangel auf Jahre hin zum Spaltkeil für unsere Gesellschaft.

Wenn Wohnen die soziale Frage unserer Zeit ist, dann muss man leider feststellen, dass die Regierung zwar an mittelfristigen Antworten arbeitet. Aber in der aktuellen Situation hat sie schlicht keinerlei Antwort. Ganz im Gegenteil: Immerwährendes Förderchaos und die weiter abschmelzende Unterstützung von einem ohnehin geringen Sockel machen den Eindruck, dass es die Regierung schlicht treiben lässt und auf bessere Zeiten hofft. Das bedeutet für die Menschen, dass die Suche nach einer Wohnung in den meisten Regionen von Monat zu Monat immer schwieriger, ja teilweise aussichtslos ist.

Statt anhaltender Unsicherheit und Förderchaos brauchen die sozial orientierten Wohnungsunternehmen eine temporäre Zinsverbilligung für bezahlbaren Wohnungsbau auf 1 Prozent – und zwar jetzt. Im Gegenzug sind dann wieder Mieten von rund 12 Euro pro Quadratmeter und Monat möglich und sie können unter diesen verbesserten Bedingungen im Rahmen eines neuen Versprechens für bezahlbares Wohnen garantiert werden. Das würde den Staat am Ende nicht einmal etwas kosten, denn die Steuereinnahmen durch die höhere Bautätigkeit wären höher als die Kosten für die notwendige Zinsverbilligung.“

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen