10. Dezember 2024

BAM: Nachhaltige Baustoffe für den Massenmarkt

Berlin (pm) – Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) erforscht gemeinsam mit der SRH Berlin University of Applied Sciences und Meru University of Science and Technology in Kenia den Einsatz von biobasierten und recycelten Rohstoffen im Baustoffbereich. Ziel ist es, klimafreundliche Baustoffe und Baustoffkomponenten technologisch sicher in die breite Anwendung zu bringen. Das Projekt ist Teil des Förderprogramms Zirkularität mit recycelten und biogenen Rohstoffen der VolkswagenStiftung und wird mit 1,2 Mio. EUR über vier Jahre gefördert.

Die Herstellung herkömmlicher Baustoffe, insbesondere von Zement und Stahl, ist oft mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden. Klimafreundliche Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien können dazu beitragen, den CO2-Abdruck zu verringern und die Umweltauswirkungen der Baubranche zu reduzieren. Jedoch fehlt es bislang an einer geeigneten Infrastruktur, Regelwerken und Geschäftsmodellen, um diese in großem Maßstab zu etablieren.

„Ziel unseres Projekts ist es, klimafreundliche Baustoffe und Baustoffkomponenten sicher in die Anwendung zu bringen und gleichzeitig lokalen Akteuren die Möglichkeit zu geben, neue, zirkuläre Wertschöpfungsketten zu generieren“, erklärt Wolfram Schmidt, Projektkoordinator der BAM. „Wir sind stolz darauf, dass wir mit Circular B-I/O einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bautechnologien leisten und gleichzeitig den gegenseitigen Wissenstransfer mit relevanten Stakeholdern im Baustoffmarkt fördern können.“

Nachhaltige Baustoffproduktion und Lieferketten für Kenia

Wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Errichtung einer integrierten Baustoffproduktionskette in Kenia – von der Rohstoffgewinnung bis zum Vertrieb. Hier sollen klimafreundliche organische Betonzusatzmittel, mineralische Bindemittelkomponenten und innovative Produktionstechnologien getestet werden. Der Schwerpunkt liegt auf Materialien aus ungenutzten, häufig umweltschädigenden, landwirtschaftlichen und wasserwirtschaftlichen Reststoffen wie Cassavaschalen oder Wasserhyazinthen, aus denen sich sowohl Betonverflüssiger als auch Bindemittelkomponenten gewinnen lassen. Durch die enge Verbindung von Forschung und Praxis können die im Labor entwickelten Technologien sofort erprobt und optimiert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Entwicklung verlässlicher Lieferketten für die Massenproduktion der biobasierten Baustoffe. Hier sollen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Entscheidungshilfen für die optimale Ausgestaltung der Lieferketten sowie die möglichst vollumfängliche Ausnutzung aller verfügbaren Bioressourcen entwickelt werden, damit eine nachhaltige, sichere und wirtschaftliche Verwertung der Rohstoffe für den lokalen Markt möglich wird. Mit diesen Entscheidungshilfen können Planer:innen und Investor:innen unter Einbeziehung lokaler Wertschöpfungsketten, kultureller und sozialer Gepflogenheiten die Technologien ganzheitlich bewerten.

Projektteam erhofft sich Impulse für Europa

Das Projekt liefert durch die gesamtheitliche Betrachtung vom landwirtschaftlichen Reststoff bis zum Gebäudebeton und seinen Nebenprodukten, Möglichkeiten für lokale Akteur:innen, neue zirkuläre Wertschöpfungsketten zu generieren. Aufgrund der enormen landwirtschaftlichen Wachstumspotentiale in Afrika kann das Bauen mit Beton auf Basis von erneuerbaren Rohstoffen beschleunigt werden. Gleichzeitig liefert es Erkenntnisse, die auch für Europa relevant sind und genutzt werden können, um die zukünftig knapper werdenden Rohstoffe für den Betonbau durch nachhaltigere Komponenten zu ersetzen.

Quelle: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)