26. April 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Februar 2023: +4,2 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Februar 2023 gegenüber Januar 2023 kalender- und saisonbereinigt um 4,2 % gestiegen. Dabei sank der Auftragseingang im Hochbau um 6,0 %, während er im Tiefbau um 14,6 % stieg.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Februar 2022 fiel der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 15,4 %. Hier sank der Auftragseingang im Hochbau um 29,0 %, während er im Tiefbau um 1,5 % anstieg. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang lag im Februar 2023 mit einem Volumen von 7,4 Milliarden Euro trotz deutlich gestiegener Baupreise 3,4 % unter dem Vorjahresniveau.

(c)DESTATIS | Statistisches Bundesamt

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2023 sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahreszeitraum kalender- und preisbereinigt um 18,2 % und nominal um 4,4 %.

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich rückläufig

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im Februar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,8 % zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 7,1 % auf 6,6 Milliarden Euro.

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2023 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 8,0 % und stiegen nominal um 6,5 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im Februar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,8 %.

Pressemitteilung: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Kommentare

Bauindustrie: Wohnungsbau im freien Fall

Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe für den Monat Februar 2023 im Vergleich zum Vormonat1,2 ein leichtes Orderplus von 4,2 Prozent. Im aussagekräftigeren Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Auftragseingang1,3 preisbereinigt allerdings um 15,4 Prozent, im Wohnungsbau – angesichts der nach wie vor deutlich rückläufigen Baugenehmigungen – sogar um 36,9 Prozent eingebrochen. Für die ersten zwei Monate ergibt sich damit im Wohnungsbau ein Minus von real 34,8 Prozent, im Branchendurchschnitt3 von 17,6 Prozent. Die seit Monaten ausgesprochen schwache Auftragslage wirkt sich weiter auf die Umsätze1 aus, die im Februar im gesamten Bauhauptgewerbe um real 6,8 Prozent und in der Summe der ersten zwei Monate um 8,1 Prozent zurückgegangen sind.

„Der Wohnungsbau befindet sich im freien Fall. Da hilft auch der Genehmigungsüberhang der vergangenen Jahre nicht weiter. Viele Projekte, die zwar genehmigt, aber mit deren Bau noch nicht begonnen wurde, werden mangels Rentabilität auf Eis gelegt. Die explodierenden Baukosten treiben die Projekte in die Unwirtschatlichkeit. Wir befürchten, dass die Umsatzrentabilität unserer Branche – die schon 2021 (von 9,9 Prozent 2020) auf 6,8 Prozent gesunken ist – im laufenden Jahr weiter zurückgehen wird. Schließlich klagt derzeit jedes vierte (Wohnungs-)Bauunternehmen (ifo-Umfrage) über Auftragsmangel.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe.

Es sei kein Wunder, dass es im Baugewerbe im Januar 2023 mit 246 Fällen die meisten Unternehmensinsolvenzen gegeben hätte. Nach langen Jahren des Rückgangs der Zahl der Insolvenzen würde der Anstieg zwar auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau erfolgen, „aber jede Insolvenz ist eine zu viel”, so Müller. Dies hätte sich auch schon auf die Zahl der Arbeitslosen ausgewirkt: Die der Baufacharbeiter mit bauhauptgewerblichen Berufen sei im März um 7 Prozent auf 19.500, die der Bauingenieure sogar um 38 Prozent auf 1.940 gestiegen. „Wenn sich die Situation so fortsetzt, fehlen uns bald die Facharbeiter, um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, sollte sich das Blatt wenden. Dann kann uns die Politik aber nicht wieder vorwerfen, wir würden nicht genügend Kapazitäten schaffen.“

Nicht nur die privaten und gewerblichen „Wohnungsbauer“, sondern auch die Industrie und die Dienstleister hätten angesichts der starken Kostensteigerungen und der zunehmenden Unsicherheit auf die Investitionsbremse getreten. Die Bauunternehmen hätten im Februar für den Wirtschaftshochbau ein nominales Minus von 17 Prozent gemeldet, preisbereinigt sei dies ein Einbruch von 28 Prozent, für Januar bis Februar von 22 Prozent. Lediglich für den Wirtschaftstiefbau – dies seien überwiegend Aufträge der Bahn – werde ein reales Plus ausgewiesen. Müller: „Immerhin ein Lichtblick.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, der Bundesagentur für Arbeit, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 saison-, kalender- und preisbereinigt | 3 kalenderbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.


Wohnungsbau: Aufträge brechen um fast 40 Prozent ein

„Was die Baugenehmigungen vorgezeichnet haben, setzt sich leider erwartungsgemäß beim Auftragseingang im Wohnungsbau fort. Seit Juni letzten Jahres sind Baugenehmigungen und Order im Rückwärtsgang und das mit zunehmenden Tempo. Die Bauunternehmen verzeichnen bereits seit September einen Rückgang der Aufträge im Wohnungsbau von monatlich real mehr als 25 %, seit Dezember von mehr als 30 %. Im Februar sind es minus 37 %. Die Auftragsbücher laufen leer“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe.

„Wir halten das politische Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu errichten, für richtig. Gerade erst hat das Statistische Bundesamt die Zuwanderung nach Deutschland im letzten Jahr mit mehr als 1,4 Mio. Personen veranschlagt. Damit leben hierzulande so viele Menschen wie noch nie. Bei der Nachfrage sehen wir aber seit Monaten eine konträre Entwicklung. Diese länger politisch zu ignorieren, gefährdet den erfolgreichen Kapazitätsaufbau der letzten Jahre. Die Alarmglocken am Ausbildungsmarkt läuten schon Sturm: Nach sechs Jahren, in denen die deutsche Bauwirtschaft ihre Ausbildungszahlen steigern konnte, sehen wir zum ersten Mal ein Ausbildungsminus von 2,1 Prozent. Im Bauhandwerk sind es im 1. Lehrjahr gegenüber dem Vorjahr sogar 11,3 Prozent weniger Auszubildende. Wenn wir diesen Negativtrend stoppen wollen – und das müssen wir – brauchen wir jetzt sofort Investitionsimpulse. Sonst verlieren wir die Fachkräfte, die wir für den steigenden Wohnungsbedarf so dringend brauchen!

Die bisherigen Maßnahmen der Ampelregierung zur Förderpolitik zeigen offensichtlich keine Wirkung. Die Förderbedingungen sind zu kompliziert und verteuern das Bauen enorm. Bauwillige verlieren den Mut, stornieren die Aufträge. Wir brauchen daher schnellstens klare und einfache Förderbedingungen. Sowohl beim Mietwohnungsbau als auch sozialen Wohnungsbau muss die Förderung temporär ohne EH-40-Standard möglich sein. Eine zusätzliche Senkung der Grunderwerbssteuer würde Bauwilligen ebenso etwas Planbarkeit bieten wie eine Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau auf 10 Prozent. Und wir brauchen eine dauerhaft auskömmliche Förderung, vom Einfamilienhausbau bis zum sozialen Wohnungsbau. Und zwar: über eine Legislaturperiode hinaus“, so Pakleppa abschließend.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten erreichten die Order insgesamt per Februar ein Volumen von ca. 14 Mrd. Euro, nominal ein Rückgang um 4,4 %, real um 17,6 %. Im Wohnungsbau liegt der Rückgang nominal bei 25 % und real bei 35 %. Die Order im Wirtschaftsbau halten nominal das Vorjahresniveau, im öffentlichen Bau liegt der nominale Zuwachs bei 6 %.

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte per Februar ca. 11,8 Mrd. Euro, ein nominaler Zuwachs um 6,5 % und realer Verlust um 8 %. Die Preise für Bauleistungen stiegen per Februar 2023 gegenüber dem Vorjahr um ca. 16 %. Preistreiber sind vor allen Dingen die energieintensiven Baumaterialien. So stiegen die Preise für Erzeugnisse aus Zement, Kalk und Gips per Februar um 46 % gegenüber dem Vorjahr.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe


Abwärtstrend beim Wohnungsbau setzt sich fort -BFW warnt vor Folgen

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen blickt besorgt auf die aktuellen Zahlen im Bauhauptgewerbe des Statistischen Bundesamts zum Rückgang beim Auftragseingang im Vorjahresmonatsvergleich. „Die Katastrophe mit Ansage geht immer weiter. Die aktuellen Zahlen bestätigen, wovor wir seit Monaten warnen, ohne dass etwas Substanzielles passiert“ erklärte BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Wir sehen den Rückgang und so gut wie nichts passiert. Diese politische Untätigkeit ist fahrlässig angesichts der vielen Arbeitsplätze im Wohnungsbau. Ein Appell folgt dem nächsten und die Politik reagiert nicht. Der Rückgang im Wohnungsbau bedroht die Unternehmen sowie die beruflichen Existenzen der Beschäftigten und lässt die Wohnungsbauziele vollends unrealistisch werden“, so der BFW-Präsident.

„Die aktuelle Studie des Wohnungs- und Bauforschungs-Instituts ARGE (Kiel) von Prof. Dietmar Walberg warnt eindringlich vor dem Absturz beim Wohnungsbau. Noch können wir das Schlimmste verhindern, doch das Zeitfenster schließt sich. Wenn erst mal die Fachkräfte abwandern, kommen sie auch nicht wieder. Die entstehenden Defizite sind dann nicht mehr aufzuholen. Und damit wird das drängendste soziale Thema, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, nicht gelöst“, sagte Salewski.

„Immer wieder haben wir Lösungswege aufgezeigt. Diese Situation ist in großen Teilen auch hausgemacht und wenn sie nicht zupackend angegangen wird, sind es die Folgen ebenso“, mahnte Dirk Salewski.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen


Bauindustrie Hessen: „Talfahrt im Wohnungsbau und gewerblichen Bau. Genehmigungen dauern zu lange!“

„Sinkende Genehmigungen und ein enorm rückläufiger Auftragseingang: Wir sehen eine deutliche Stagnation bei den Bauprojekten“, kommentiert Dr. Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen e.V., die heute veröffentlichten Konjunkturdaten für den Monat Februar 2023 des Statistischen Landesamtes: Die Zahl der tätigen Personen im hessischen Bauhauptgewerbe nahm im Februar 2023 ab auf 34.329, das sind minus 3,21 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (35.467). Der gleiche Trend zeigt sich bei den Arbeitsstunden: im Februar 2023 wurden 3,146 Mio. Stunden geleistet, das sind 2,15 Prozent weniger als im Februar 2022 (3,215 Mio.).

Zwar ist der Umsatz im Februar 2023 um 7,49 Prozent auf 402 Mio. € im Vergleich mit dem Vorjahresmonat (374 Mio. €) gestiegen, aber das sind Folgen der Preisentwicklung. Denn der Auftragseingang insgesamt ist im Februar 2023 um 9,89 Prozent zurückgegangen auf 410 Mio. €. Im Februar 2022 waren noch für 455 Mio. € Aufträge eingegangen.

Besonders dramatisch ist der Auftragseingang im Februar 2023 beim Wohnungsbau zurückgegangen: Im Februar 2023 sind Aufträge in Höhe 88 Mio. € eingegangen, das waren 29,6 Prozent weniger als im Februar 2022 (125 Mio. €). Diese Zahlen bestätigen den negativen Trend bei den Baugenehmigungen: Im Januar 2023 waren in Hessen Genehmigungen für 377 Wohngebäude und 1.235 Wohnungen erteilt worden: so wenig wie in keinem Monat des Vorjahres; im Januar 2022 waren noch 514 Wohngebäude und 1.420 Wohnungen genehmigt worden. Ähnlich negativ wie im Wohnungsbau ist die Entwicklung im Bereich gewerblicher und industrieller Bau: Auftragseingänge im Februar 2022 120 Mio. €, im Februar 2023 nur noch 98,5 Mio. €. Das ist ein Minus von 17,92 Prozent. Eine andere, positive Entwicklung gibt es nur im Straßenbau: Auftragseingang im Februar 2033: 74 Mio. €; im Februar 2022 waren für 58 Mio. € Aufträge eingegangen. Das waren in diesem Februar 27,59 Prozent mehr.

„Aufgrund der hohen Material- und Energiepreise sowie der Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit für viele Bauherren weg. Es steht ein ungutes Ende beim Wohnungsbau bevor, wenn die Politik nicht handelt“, so Dr. Burkhard Siebert: „Gerade das für den Wohnungsbau nötige Material ist wieder ausreichend verfügbar. Und das Personal fehlt eher in den Baubehörden, weshalb die Genehmigungs- und Planungsprozesse oft nur langsam vorankommen. Kapazitäten bei den Firmen sind ausreichend vorhanden. Daran scheitert kein Projekt! Entscheidend ist, dass die in der Regel hohen Investitionsplanungen des Landes und der kommunalen Ebene zügig umgesetzt werden. Die Bauindustrie könnte die Potenziale zur Produktivitätssteigerung nutzen, etwa durch serielles und modulares Bauen. Wir wollen mit innovativen Ansätzen und einem technologieoffenen Mix von Baumaterialien schneller kostengünstigen Wohnungsbau in hoher Qualität realisieren. Dafür brauchen wir aber auch harmonisierte Landesbauordnungen. Und die Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden! Das gelinge auch mit einer Digitalisierungsoffensive in den Verwaltungen. Je länger eine Genehmigung dauert, desto höher werden am Ende die Kosten.“

Quelle: Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V.

Weitere Artikel im Architekturblatt