Rotterdam/NL (abki) – In Heerlen, im Süden der Niederlande, erhält ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude eine neue Funktion: Die St.-Franziskus-von-Assisi-Kirche soll zu einem öffentlichen Schwimmbad umgebaut werden. Den Wettbewerb zur Umnutzung des leerstehenden Sakralbaus gewannen MVRDV gemeinsam mit Zecc Architecten. Das Projekt mit dem Titel „Holy Water“ setzt auf eine flexible Raumstruktur und bewahrt zugleich die historischen Elemente der Kirche.
Die Umwandlung des mehr als 100 Jahre alten Bauwerks ist Teil einer umfassenderen städtebaulichen Entwicklung im Zentrum von Heerlen. Dazu gehören auch ein neues Römisches Museum und die Sanierung des Royal-Rivoli-Kinos. Das neue Schwimmbad soll nicht nur das bestehende Angebot der Stadt ergänzen, sondern auch ein identitätsstiftender Ort mit sozialer Funktion werden.


Ein zentrales Gestaltungselement ist der höhenverstellbare Beckenboden, der verschiedene Nutzungen erlaubt. Neben Schwimmbetrieb kann die Fläche vollständig angehoben und als ebener Raum für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Eine weitere Besonderheit: Die gesamte Fläche lässt sich mit einer flachen Wasserschicht bedecken – kombiniert mit gezielter Beleuchtung entsteht so eine spiegelnde Wasseroberfläche, in der sich das Kircheninnere eindrucksvoll reflektiert.
Im Eingangsbereich wird ein beleuchtetes, kreisförmiges Vordach als zeitgemäßes Element eingeführt, das zugleich auf die Vergangenheit des Ortes verweist. Im Inneren führen die Wege durch die Kirchenschiffe zu Umkleiden und Gastronomie, die im rückwärtigen Bereich liegen. Die zentrale Schwimmhalle ist durch Glaswände klimatisch getrennt; diese enthalten Elemente der früheren Kirchenausstattung: Die alten Kirchenbänke werden in die Glaswände integriert und dienen auf einer Seite als Sitzmöbel für Schwimmer:innen, auf der anderen Seite als Bartresen für Zuschauer:innen. Auch der ehemalige Kanzelbereich erhält eine neue Nutzung – als Sitz für die Badeaufsicht.


Die technische Planung berücksichtigt die besonderen Anforderungen an Denkmalschutz und Raumklima. Um historische Materialien vor Feuchtigkeit zu schützen, wird der Poolbereich durch Glaswände vom übrigen Raum abgegrenzt. Die Dachkonstruktion wird von außen gedämmt, sodass die originale Backsteinstruktur im Inneren sichtbar bleibt. Zugleich verbessert eine akustische Verkleidung die Raumakustik. Lufttechnik und andere Anlagen sind dezent im Keller untergebracht, um die historische Raumwirkung nicht zu stören.


Der Bodenbelag des Bades wird als Mosaik in Anlehnung an die Farbigkeit und Gestaltung der Kirchenfenster ausgeführt. Die Gestaltung entsteht in Zusammenarbeit mit lokalen Künstler:innen – ein Verweis auf die künstlerische Tradition der Stadt Heerlen. Die Beleuchtung über dem Becken erinnert an historische Kirchenlampen und fungiert zugleich als Bahnmarkierung.

„Die Zahl leerstehender Kirchen steigt, deshalb brauchen wir kreative Ideen für eine neue Nutzung“, so Winy Maas, Gründungspartner von MVRDV. „Warum sollten diese Gebäude nicht wieder eine soziale Funktion erhalten – wie früher? Ein öffentliches Schwimmbad eignet sich dafür hervorragend.“
Der erste Sprung ins „Holy Water“ ist für Ende 2027 geplant.
Quelle: MVRDV, Hilfsmittel: KI, Lektorat: Architekturblatt
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