29. September 2025

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe 2024 um 0,7 % niedriger als im Vorjahr

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Jahr 2024 um 0,7 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Mit einem Volumen von 103,5 Milliarden Euro lag der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang um 1,1 % über dem Vorjahresniveau und damit im zweiten Jahr in Folge im dreistelligen Milliardenbereich, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.

© DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Im Hochbau lagen die Auftragseingänge mit 47,2 Milliarden Euro real 5,0 % und nominal 4,0 % unter dem Vorjahresergebnis. Dabei verzeichnete der Wohnungsbau mit real -3,5 % (nominal: -2,4 %) geringere Einbußen als der Nichtwohnungsbau (real: -5,8 %, nominal: -4,8 %). Der Auftragseingang im Tiefbau lag dagegen mit 56,3 Milliarden Euro real 3,4 % und nominal 5,7 % höher als im Vorjahr. Großaufträge, vor allem bei der Autobahn-, Brücken- und Tunnelsanierung und beim Ausbau des Stromnetzes, trugen maßgeblich zum diesem Rekordergebnis bei. 

Auftragseingang sinkt im Dezember 2024 um 7,7 % zum Vormonat 

Im Dezember 2024 lag der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe kalender- und saisonbereinigt 7,7 % unter dem November 2024. Im Vorjahresvergleich lag der reale Auftragseingang im Dezember 2024 kalenderbereinigt 0,1 % niedriger. Der Auftragseingang betrug rund 8,7 Milliarden Euro. Das waren nominal (nicht preisbereinigt) 0,6 % mehr als im Dezember 2023. 

Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe real gesunken

Der Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe lag im Jahr 2024 real 1,0 % niedriger als im Vorjahr. Nominal lag er 0,8 % höher und erreichte einen neuen Höchststand von 114,8 Milliarden Euro. Innerhalb der einzelnen Bauarten erwirtschaftete der gewerbliche Tiefbau mit 25,1 Milliarden Euro den höchsten Jahresumsatz, der gewerbliche Hochbau folgte mit 24,8 Milliarden Euro. 

In dieser Statistik werden alle Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr tätigen Personen erfasst. Im Jahr 2024 waren das rund 9 500 Betriebe und damit 1,5 % weniger als im Vorjahr. Damit sank die Zahl dieser Betriebe im Jahr 2024 erstmals nach 14 Jahren (2009: 7 000 Betriebe) kontinuierlichen Wachstums. 

In den befragten Betrieben waren 2024 im Jahresdurchschnitt 534 200 Personen tätig. Das waren rund 2 200 oder 0,4 % weniger als im Jahr zuvor. Die Entgelte lagen im gleichen Zeitraum nominal 4,7 % über dem Vorjahresergebnis und ergaben eine Gesamtsumme von 25,2 Milliarden Euro. Dabei wurden etwa 614 Millionen Arbeitsstunden (-0,6 % gegenüber 2023) auf Baustellen geleistet.

Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Kommentare

Baugewerbe fordert entschlossenes Handeln der neuen Bundesregierung: „Das Fundament für eine neue Wohnungsbaupolitik muss jetzt gegossen werden“

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe für das Jahr 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Die Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe bleibt gespalten. Während Wohnungs- und Wirtschaftshochbau weiterhin mit einer schwachen Nachfrage kämpfen, profitiert der Wirtschaftstiefbau von den Investitionen in die Energie- und Mobilitätswende. Projekte wie der Ausbau von Stromtrassen, die Modernisierung des Schienennetzes, der Breitbandausbau und Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr sorgen für stabile Impulse. Die Zahlen belegen diese Entwicklung: Die Auftragseingänge im Tiefbau stiegen 2024 um 5,7 Prozent, während der Hochbau einen Rückgang um 4,0 Prozent verzeichnete.

Trotz kleinerer Lichtblicke im Wohnungsbau, der in den vergangenen zwei Monaten einen leichten Anstieg bei den Aufträgen verzeichnete, ist die Talsohle längst nicht durchschritten. Mit nur 216.000 genehmigten Wohnungen im Jahr 2024 wurden rund 150.000 Einheiten weniger erreicht als in den Jahren 2020 bis 2022. Dieser Rückgang wird sich verzögert in den Auftragszahlen widerspiegeln. Das Ziel der Ampelregierung, jährlich 400.000 Wohnungen zu schaffen, wurde damit klar verfehlt.

Dabei geht es nicht nur um reine Zahlen, sondern um die Sicherung einer ausreichenden Wohnraumversorgung – ein entscheidender Faktor für den sozialen Frieden in Deutschland. Die neue Bundesregierung muss deshalb dringend investitionsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, die dem Wohnungsbau spürbare Impulse geben. Das Fundament für eine neue Wohnungsbaupolitik muss jetzt gegossen werden.

Dazu gehört eine verlässliche, auskömmliche und planbare Förderpolitik für Neubau und Sanierung. Gleichzeitig dürfen die energetischen Anforderungen nicht weiter verschärft werden – im Gegenteil, gesetzlich geforderte Maßnahmen sollten zumindest temporär gezielt gefördert werden. Ein weiteres Ziel muss sein, die steigenden Baukosten zu bremsen, indem es rechtssichere Möglichkeiten gibt, von den anerkannten Regeln der Technik vertraglich abzuweichen.

Die Umsatzentwicklung spiegelt die schwache Baukonjunktur deutlich wider. Mit gut 163 Milliarden Euro im Jahr 2024 verzeichnete das Bauhauptgewerbe nur einen nominalen Zuwachs um 0,5 Prozent, unter Berücksichtigung der Preisentwicklung einen Umsatzrückgang um ca. 1,5 Prozent. Besonders hart betroffen ist der Wohnungsbau, dessen Umsatz um ca. 6 Prozent auf 54,5 Milliarden Euro fiel. Der Wirtschaftsbau erzielte mit ca. 62 Milliarden Euro zwar ein nominales Plus von ca. 2,5 Prozent, das jedoch allein auf das Wachstum im Tiefbau zurückzuführen ist, der um ca. 7,5 Prozent zulegte. Im Gegensatz dazu verzeichnete der Wirtschaftshochbau ein Minus von ca. 2 Prozent. Der öffentliche Bau erzielte einen Umsatz von gut 47 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 6 Prozent entspricht.

Alarmierend ist der Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen. Nach einem stabilen Jahr 2023 musste die Branche 2024 erstmals seit 2009 wieder einen Stellenabbau hinnehmen. Die Zahl der Beschäftigten sank von 928.000 auf 916.300 im Jahr 2024. Klare Signale der Politik sind jetzt wichtiger denn je. Nur mit dauerhaft stabilen Investitionsbedingungen kann der notwendige Kapazitätsaufbau gelingen. Der Investitionsstau bei Infrastruktur und Wohnungsbau macht entschlossenes Handeln unverzichtbar.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Bauindustrie: Schwaches Baujahr 2024, aber besser als erwartet

Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe1 für den Monat Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat eine reale Umsatzstagnation. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich damit für alle Betriebe ein Umsatzminus von preisbereinigt 1,5 Prozent, nominal ist dies ein leichtes Plus von 0,5 Prozent (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten: real: – 1,0 Prozent, nominal: + 0,8 Prozent). „Das ist zwar besser als von uns ursprünglich erwartet, für unsere Unternehmen aber auch für unser Land trotzdem kein gutes Ergebnis, da vor allem der Wohnungsbau gelitten hat. Dabei ist der Wohnraummangel der soziale Sprengstoff unserer Zeit. Auf das laufende Jahr schauen wir mit sehr gemischten Gefühlen: Wir erwarten einen weiteren preisbereinigten Umsatzrückgang über alle Bausparten von 1,4 Prozent. Im Wohnungsbau sogar von minus 5 Prozent, nach minus 7 Prozent im Vorjahr (nominal: – 6 Prozent). Und dass, obwohl der Bedarf an Bauleistungen und insbesondere an Wohnungen ungebrochen hoch ist.“ Dass das Ergebnis besser ausgefallen sei als von den Verbänden erwartet, ist auf die für das Jahresergebnis durchgeführte Hochrechnung auf alle Betriebe zurückzuführen. Unterjährig werden nur die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten erfasst. Die Umsatzentwicklung der Kleinbetriebe sei 2024 unerwartet gut ausgefallen.

Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die heute veröffentlichten Konjunkturindikatoren für den Bau. „Neue Aufträge bleiben aber überwiegend aus: Die Auftragseingänge1 lagen im Gesamtjahr 2024 real um 0,7 Prozent unter dem schon schwachen Vorjahresergebnis.“ Eine wesentliche Verbesserung sei auch nicht in Sicht: Der Auftragseingang sei im Dezember1,3 im Vergleich zum Vormonat um real 7,7 Prozent gesunken.

„Ein weiterer Umsatzrückgang ist somit vorgezeichnet. Das wären dann fünf Jahre (reale) Baurezession in Folge. Bislang konnten die meisten Unternehmen dies noch auffangen. Jetzt müssen aber unternehmerische Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden. Das Personal kann nicht unendlich lange vorgehalten werden. Unternehmen können sich steigende Kosten bei sinkenden Einnahmen nicht lange leisten.“

ARBEITSPLÄTZE

Die Bauunternehmen hätten somit schon im vergangenen Jahr Personal abgebaut, dies vor allem dadurch, dass durch Rentenabgänge frei gewordene Stellen nicht neu besetzt worden sind. Insgesamt seien im gesamten Bauhauptgewerbe im Jahresdurchschnitt 2024 916.300 Personen beschäftigt gewesen, das seien 11.500 bzw. 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. „Damit ist der 15 Jahre andauernde Beschäftigtenaufbau zu Ende. Auch für das laufende Jahr erwarten wir einen weiteren Rückgang um 0,7 Prozent auf dann nur noch 910.000 Beschäftigte. Das ist bitter, denn beim Anspringen der Nachfrage fehlt uns das Personal. Dies betrifft vor allem den Wohnungsbau. Demgegenüber wurden in den Tiefbausparten neue Mitarbeiter eingestellt“, fasst Müller die Arbeitsmarktsituation der Branche zusammen.

TIEFBAU NOCH IM PLUS

Diese Sparte hat 2024 dank vieler Großprojekte im Bahn- und Kabelleitungsbau verhältnismäßig gut abgeschnitten, der Umsatz sei im vergangenen Jahr um real 5 Prozent gestiegen (nominal: + 7 Prozent). Die Aufträge der Bahn hätten dem Wirtschaftsbau zu einem realen Anstieg von 1 Prozent verholfen (nominal: + 2,5 Prozent). Für 2025 erwarte der HDB ein leichtes Umsatzplus von real 0,5 Prozent. Die beste Entwicklung 2024 hätte aber der Öffentliche Bau mit einem realen Plus von 4 Prozent verzeichnet (nominal: + 6 Prozent). Für 2025 erwarte man aber nur eine Stagnation auf dem Vorjahresniveau.

„Um dem Substanzverlust bei unserer Infrastruktur aber nachhaltig zu begegnen, müssten Bund, Länder und Kommunen ihre Investitionsbudgets weiter erhöhen und langfristig verstetigen“, fordert Müller. „Was es jetzt deshalb braucht, ist eine schnelle Regierungs­bildung, einen neuen Bundeshaushalt und eine klare Konzentration auf eine eindeutige Wirtschafts- und Industriepolitik. Die Baubranche ist mit ihrem großen Anteil am BIP einer der Wachstumstreiber und ein Grundpfeiler für ein neues Wachstumskonzept. Damit dies gelingt, braucht es ein starkes Bauressort, das ein milliardenschweres Investitions­programm auflegt, um den Industriestandort zu modernisieren, Wohnraum bereitzustellen und auch um die Verteidigungsfähigkeit wiederherzustellen. Bürokratieabbau und einfaches Bauen gehören natürlich mit dazu, aber schnelles Wachstum gelingt kurzfristig nur, wenn jetzt Geld in die Hand genommen wird.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 kalenderbereinigt | 3 saison-, kalender- und preisbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.