26. April 2024

Wohnen in Bestandsbauten in der Schweiz: Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft

Grenchen, (pm) – Den Löwenanteil des Wohnungsangebots befindet sich in älteren Gebäuden. An der Fachtagung des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO) präsentierten zehn Referentinnen und Referenten Projekte zur Weiterentwicklung des Gebäudeparks. Dieser steht vor grossen Herausforderungen, wie beispielsweise die Bezahlbarkeit, die Innenentwicklung und die Energiewende. Die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten zahlreiche Ideen und Informationen aufgreifen, wie heute und in Zukunft bestehender Wohnraum zeitgemäss gestaltet werden kann.

Im ersten Teil der Fachtagung stand das Thema «Die Menschen und ihre Wohnungen» im Vordergrund. Christelle Bérard Bourban vom Bundesamt für Statistik präsentierte zur Einführung einen Überblick zum aktuellen Wohnungsbestand in der Schweiz. Anschliessend setzten sich zwei Referentinnen mit der Situation von älteren Menschen auseinander. Holger Hohgardt von der ZHAW School of Management and Law führte aus, dass es Personen mit Wohneigentum der Generation 50+ mehrheitlich gut geht und sie deswegen wenig Veränderungsbereitschaft in Bezug auf ihre Wohnsituation zeigen. Joëlle Zimmerli, Geschäftsführerin von Zimraum GmbH, präsentierte ihre Studie zum Umgang mit älteren Personen bei Leerkündigungen. Sie hielt fest, dass ältere Personen bislang nicht häufig betroffen sind, sich dies in Zukunft aber ändern könnte. In den folgenden beiden Referaten standen architektonische und städtebauliche Fragen im Zentrum. So präsentierte Thierry Buache (HEAD Genève) Entwürfe, wie Gebäude aus drei verschiedenen Bauepochen in Genf an veränderte Wohnbedürfnisse angepasst werden könnten. Michael Koch vom Büro yellow z hob die Qualitäten jener Siedlungen hervor, die in den 1980er Jahren an den Stadträndern erstellt wurden und heute ein erhaltenswertes Stück Heimat darstellen.

Die Beiträge des zweiten Teils fokussierten Spannungsverhältnisse zwischen öffentlichen und privaten Interessen. Peter Staub von der pom+Consulting AG stellte die neusten Ergebnisse aus einer laufenden Studie zur Immobilienwirtschaft vor. Er zeigte die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche auf und diskutierte die Auswirkungen unterschiedlicher Geschäftsmodelle auf die Weiterentwicklung des Wohnungsbestandes. Im Anschluss setzten sich zwei Referentinnen mit Fragen der Energiewende auseinander. Katia Horber-Papazian, Honorarprofessorin der Universität Lausanne, präsentierte Vorschläge zum Interessensausgleich zwischen Eigentümer- und Mieterschaft bei energetischen Gebäudesanierungen. Gabriela Muri Koller vom Departement Soziale Arbeit der ZHAW hob die Notwendigkeit hervor, sich systematischer als bisher mit den Auswirkungen der Energiewende auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen auseinanderzusetzen. Zwei weitere wichtige politische Anliegen wurden in den letzten Fachreferaten ins Zentrum gerückt. Mit den Herausforderungen einer qualitätsvollen Innenverdichtung von Einfamilienhausgebieten beschäftigte sich Philippe Koch vom Institut Urban Landscape der ZHAW. Bernard Woeffray, Leiter der Stadtplanung von Nyon (VD), stellte die Wohnraumstrategie der Stadt vor, welche insbesondere darauf zielt, in einem sehr dynamischen Markt der Verdrängung von Personen mit mittleren oder bescheidenen Einkommen entgegenzuwirken. Beide Programmteile wurden durch ein Podium abgeschlossen.

Bis zum 17. November 2019 finden anlässlich der Grenchner Wohntage drei weitere Anlässe statt. Im Rahmen der Architekturauszeichnungen des Kantons Solothurn werden im Kunsthaus Grenchen Werke aus den Jahren 2016 bis 2019 ausgestellt.

Pressemitteilung: Bundesamt für Wohnungswesen BWO Schweiz