25. April 2024

Wenn die Ostseeküste überflutet wird, was wird dann aus den Städten?

Große Teile der Ostseeküste werden in 100 Jahren voraussichtlich unter Wasser stehen (Grafik: Projektgruppe).
Große Teile der Ostseeküste werden in 100 Jahren voraussichtlich unter Wasser stehen (Grafik: Projektgruppe der Universität Kassel).

Kassel (pm) – Der Klimawandel könnte dafür sorgen, dass in 100 Jahren große Teile der Ostseeküste unter Wasser stehen. Was bedeutet das für küstennahe Städte? Das Studierendenprojekt „Die Welt in 100 Jahren“ an der Universität Kassel hat in diesem Zusammenhang mit einem Masterplan Zukunftsvorstellungen am Beispiel der Region Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt.

Die Ausgangsfrage des Studierendenprojekts lautet: „Wird Greifswald das Venedig des 21 Jahrhunderts?“ In einem von ihnen entworfenen Masterplan beschreiben die 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ideen für eine zukunftssichere und lebenswerte Region in 100 Jahren. Geleitet wird das Projekt am Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung (ASL) von Prof. Dr. Harald Kegler, Fachgebiet Städtebau- und Planungsgeschichte. „Zur Kompetenz von Stadtplanerinnen und Stadtplanern gehört es auch, Visionen und Konzepte zu entwickeln, die langfristig angelegt sind,“ so Kegler.

Zentraler Bestandteil des Masterplans ist der prognostizierte neue Verlauf der Ostseeküste. Denn viele Folgen der klimatischen Änderungen werden hier schneller sichtbar als in anderen Teilen der Welt: Meeresspiegelanstieg, Überschwemmungen oder Extremwetterereignisse. Die Studierenden haben ein pessimistisches Szenario des Weltklimarats gewählt, welches einen globalen Meeresspiegelanstieg von einem Meter annimmt. Somit geht die Projektgruppe davon aus, dass alle küstennahen Gebiete mit weniger als einem Meter Höhe im Jahr 2123 unter Wasser liegen werden, also auch große Teile der Region um Greifswald.

Die Kernfrage lautet also: Wie könnten notwendige bauliche und politische Eingriffe in dem Küstenabschnitt aussehen? Dabei erörtern die Studierenden Fragen der Energieversorgung, des Naturschutzes, des Hochwasserschutzes und des Wirtschaftens. Ebenso werden ethisch anspruchsvolle Themen behandelt: Wie ist vorzugehen, wenn Menschen umgesiedelt werden müssen? Schließlich ist absehbar, dass Ihre Häuser unter Wasser liegen werden. Der Masterplan basiert auf dem Leitbild der regionalen Selbstversorgung und Selbstverwaltung. Das heißt, dass möglichst alle Güter des täglichen Lebens vor Ort produziert und konsumiert werden, um lange Lieferketten zu vermeiden. Gremien auf regionaler und kommunaler Ebene wird große Entscheidungsgewalt eingeräumt, sodass jede Person vielfältige Möglichkeiten zur politischen Beteiligung hat.

Nach Abschluss der Arbeiten am Masterplan wird die Projektgruppe ihre Ergebnisse präsentieren: Zunächst lädt sie dazu im Rahmen des zweimal jährlich stattfindenden Rundgangs am Fachbereich ASL zu einer Ausstellung und Präsentation ein. Die Ergebnisse werden in einem ausführlichen Abschlussbericht dokumentiert. Krönender Projektabschluss wird voraussichtlich im April eine Ausstellung in Greifswald sein.

Rundgang R:27
7. bis 9. Februar, 9-18 Uhr
ASL Campus (nördlicher Teil des Hauptcampus am Holländischen Platz)
34127 Kassel

Präsentation „Die Welt in 100 Jahren“
8. Februar, 12:30 Uhr
Torhaus A, Raum 0105
Gottschalkstraße 22
34125 Kassel

Pressemitteilung: Universität Kassel