Berlin (pm) – Laut der zweiten jährlich, erscheinenden C-Change-Umfrage des Urban Land Institute (ULI), die auf dem diesjährigen C-Change-Gipfel vorgestellt wurde, geben 93 Prozent der Befragten an, Transformationsrisiken in ihre Immobilieninvestitionsentscheidungen einzubeziehen, was auf das wachsende Bewusstsein und Engagement der Branche hinweist, klimabezogene Risiken in Entscheidungsprozesse zu integrieren.
Allerdings wurden in der Umfrage auch erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung festgestellt, wobei mangelndes Wissen über die richtige Methodik und fehlende Daten für 61 Prozent der Befragten ein Haupthindernis darstellen.
Aleksandra Smith-Kozlowska, Research Europa beim ULI: „Die diesjährigen Umfrageergebnisse zeigen, dass die Dekarbonisierung insgesamt ein klares Argument ist und dass Übergangsrisiken zunehmend in Investitionsentscheidungen einbezogen werden. Es gibt jedoch einige erhebliche Hindernisse für die Umsetzung, die die Branche überwinden muss, und Aufklärung, eine bessere Kenntnis der Methoden und glaubwürdige Daten sind eindeutig unerlässlich.“
In der der aktuellen Umfrage wurden die Daten der letzten 12 Monate erfasst und die Ergebnisse der Umfrage 2023 aktualisiert, um Einblicke in das Risikomanagement für den Übergang und die Einführung von Kohlenstoffpreisen sowie in die Kapitalallokationsstrategien zur Abmilderung klimabezogener Risiken zu geben.
Wie schon im letzten Jahr war die Regulierung im Zusammenhang mit Mindestnormen für die Gesamtenergieeffizienz das Übergangsrisiko, das den Unternehmen am meisten Sorgen bereitete. In diesem Jahr gaben 75 Prozent der Befragten an, dass einige Umstellungsrisiken in den letzten 12 Monaten an Bedeutung gewonnen haben, wobei die Kosten der Dekarbonisierung und der verkörperte Kohlenstoff ein wachsendes Problem darstellen.
Die überwiegende Mehrheit (fast 94 Prozent) der Teilnehmer gab außerdem an, dass sich Übergangsrisiken im vergangenen Jahr auf ihre Portfoliostrategie ausgewirkt haben. 51 Prozent der Unternehmen sagten, dass sie Investitionen in Anlagen tätigen, bei denen Übergangsrisiken bestehen, und nicht, um sich von ihnen zu trennen (30 Prozent). Dies spiegelt möglicherweise die geringe Transaktionsaktivität und die Herausforderungen beim Verkauf solcher Investments wider, könnte aber auch auf das Engagement vieler Unternehmen hinweisen, in Nachrüstungs- und Dekarbonisierungsinitiativen zu investieren, da sie erkannt haben, dass die direkte Bewältigung von Übergangsrisiken den Wert und die langfristige Rentabilität steigern kann.
Die Umfrage zeigt, dass sich die Übergangsrisiken weiterhin auf Akquisitionen auswirken. 53 Prozent der Unternehmen berichten, dass Transaktionen nach einer Bewertung der Übergangsrisiken gestoppt wurden, verglichen mit 61 Prozent im Jahr 2023. Außerdem sagten 58 Prozent, dass Akquisitionen nach einer Bewertung des Übergangsrisikos zu einem niedrigeren Preis abgeschlossen wurden. Als Hauptgründe wurden in beiden Fällen befürchtete Auswirkungen auf die Kapitalwerte genannt, zum einen weil zu hohe Investitionsaufwände (CapEx) einzustellen gewesen wären und zum anderen weil befürchtetet wurde dass die Immobilien in Zukunft zu Stranded Assets werden könnten.
Das steigende Bewusstsein der Branche für die Bepreisung von Kohlenstoffemissionen als wirksames Instrument zur Dekarbonisierung wurde in der Umfrage ebenfalls deutlich: Die Zahl der Befragten, die angaben, einen freiwilligen, internen Mechanismus zur Bepreisung zu verwenden, stieg um 21 Prozent, was eine höhere Akzeptanz in den letzten 12 Monaten unter den Befragten zeigt. 71 Prozent dieser Unternehmen wenden einen selbst gewählten angenommenen Preis je Tonne CO2 (so genannter Schattenpreis) an, um die potenziellen Kosten der Kohlenstoffemissionen zu bewerten, zukünftige Risiken zu verstehen und den Business Case für die Dekarbonisierung zu erstellen. Inzwischen verwenden 18 Prozent ein hybrides Modell (tatsächliche Gebühren und Schattenpreis) sowie 12 Prozent ein reines Gebührenmodell.
Als größtes Hindernis für die Umsetzung wurde die fehlende Akzeptanz der Kohlenstoffbepreisung in der Branche genannt, was zeigt, dass es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen einer frühen Einführung der Kohlenstoffbepreisung auf die Wettbewerbsfähigkeit gibt. Zu den weiteren Hindernissen gehören die mangelnde Zustimmung der wichtigsten Interessengruppen, ein Mangel an Daten und Datenkonsistenz sowie die Unklarheit darüber, wie die finanzielle Leistung und die betrieblichen Strategien durch Kohlenstoffpreismechanismen beeinflusst werden können.
Die Befragten merkten an, dass die nächsten Schritte zur Unterstützung der Kohlenstoffbepreisung in der gesamten Branche die Verbesserung des Verständnisses der Mechanismen und bewährte Verfahren in den Leitlinien der Branche sein werden. Zeitgleich mit der diesjährigen Umfrage hat das ULI die Publikationen „Accelerating accountability: the case for carbon pricing“ und „Universal Principles for Carbon Pricing in the Real Estate Sector“ veröffentlicht, in denen die wirtschaftlichen Argumente für die Bepreisung von CO2-Emissionen dargelegt und einheitliche Grundsätze für die Umsetzung aufgestellt werden, die in der gesamten Branche angewendet werden können.
Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI Deutschland/Österreich/Schweiz: „Die wachsende Akzeptanz der Kohlenstoffbepreisung, die unsere jährliche Umfrage zeigt, verdeutlicht, dass sich die Branche in die richtige Richtung bewegt, aber der Übergang zu gebührenbasierten Modellen wird entscheidend sein, um sinnvolle Fortschritte auf dem Weg zu effektiven Dekarbonisierungsmaßnahmen zu erzielen. Dies wird standardisierte Ansätze für die Preisgestaltung und verbesserte Daten voraussetzen.“
Quelle: Urban Land Institute (ULI)