
Berlin (pm) – Im Rahmen der Medienlounge zum 24. Internationalen Holzbau-Forum (IHF) Anfang Dezember in Garmisch-Partenkirchen (DE) spricht Peter Aicher, Präsident von Timber Construction Europe, in seiner Rede über den Klimaschutz dank nachhaltigem Bauen und Ressourceneffizienz, die sichere Anwendung von Bauprodukten durch die überarbeitete Bauprodukteverordnung, das Ausbildungsniveau im europäischen Holzbau sowie über Timber +, das neue Europäische Bildungsnetzwerk im Holzbau.
„Gegenwärtig findet die UN-Klimakonferenz 2018 in Katowice statt und man darf gespannt sein, welche Ergebnisse erarbeitet und beschlossen werden, um den mittlerweile sehr deutlich spürbaren Klimawandel verträglicher für die Menschheit zu gestalten. Dies ist ein globales Problem, von dem jeder betroffen ist. Es muss der Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie vollzogen werden, wobei die Umwelt hier nicht ständig ins Hintertreffen geraten darf. Denn letztlich verursachen klimawandelbedingte Umweltschäden und deren Folgen mittlerweile enorme Kosten. Migration, Sturmschäden, Feuersbrünste, Dürre oder Wassermangel, um nur einige zu nennen. Nachhaltiges Bauen und Ressourceneffizienz als Teil einer Klimaschutzstrategie folgt also einer ökologischen wie ökonomischen Vernunft, die sich hoffentlich in den Beschlüssen von Katowice wiederfindet und die im Holzbau schon lange verstanden wird. Der „Carbon Footprint“ muss sich in der Produktentwicklung als Leitmotiv etablieren.“
Bauproduktenverordnung: Mehr Sicherheit auf dem europäischen Markt
Was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Nachhaltiges Bauen angeht, so ist für uns in Europa derzeit einiges in Bewegung. Grundsätzlich müssen der Planungs- und Genehmigungsaufwand für Holzbauten verringert werden, um den Holzbau bei allen Bauinteressierten und Planern in der Anwendung und Umsetzung attraktiver zu machen.
Hierzu muss das Handling von vielen Produkten im Holzbau einfacher werden. Wir brauchen klare und eindeutige normative Regeln und Anwendungsdokumente. Zulassungen bieten den Einstieg für Innovationen, müssen aber mittelfristig zur standardisierten Anwendung in Normen überführt werden. Den Rahmen bildet die Bauproduktenverordnung. Diese soll überarbeitet werden. Die EU-Kommission hat hierzu 2018 eine Konsultation durchgeführt und Timber Construction Europe hat sich mit seiner Partnerorganisation „Small Business Standard“ (SBS) mit einer ausführlichen Position beteiligt. Diese ist auf unserer Internetseite nachzulesen.
Es gilt bei der Bauproduktenverordnung, die in der Weiterentwicklung von einer Richtlinie zur Verordnung das Handeln von Bauprodukten in Europa erleichtert hat, die Anwendung von Bauprodukten gleichermaßen zu erleichtern. Denn ohne sichere Anwendung von Bauprodukten kein freier Handel von Bauprodukten in Europa!
So müssen zum Beispiel in der Leistungserklärung von Bauprodukten alle für die Anwendung erforderlichen Eigenschaften genannt sein und nicht nur eine, die sich der Hersteller aussuchen kann. Wir brauchen Sicherheit auf dem Markt und nicht zusätzliche – aber gegenwärtig leider notwendige – nationale Zusatzanforderungen an CE-gekennzeichnete Bauprodukte! Die Anwendung von CE-gekennzeichneten Bauprodukten in der Ausführung auf nationaler Ebene muss sicher und einfach sein!
Ausführung im europäischen Holzbau: Ausbildung statt Überwachung
Die Ausführung im Bauwesen ist es auch, die aufgrund unterschiedlicher Kulturkreise und Ausbildungsgrade in der europäischen Normung immer wieder in der Diskussion steht. So wird beispielsweise bei der Fortschreibung des Eurocode 5, die Bemessungsnorm für die Standsicherheit, immer wieder kritisch die Ausführung und somit die Sicherstellung, dass das was bemessen wurde auch ausgeführt wird, diskutiert. Die EU-Länder, die wenig Fachkräfte und Ausbildungsmöglichkeiten haben, fordern in solchen Regelwerken eine minutiöse Überwachung der Arbeitsschritte durch Dritte. Andere Länder mit gutem Fachkräfteniveau und guten Ausbildungsgraden, vornehmlich Mitgliedsländer von Timber Construction Europe, benötigen solche Überwachungsszenarien für einen Großteil der Arbeiten im Holzbau nicht und lehnen diese nicht zuletzt aus Kostengründen auch ab. Um nicht falsch verstanden zu werden, ein Vier-Augen-Prinzip ist immer sinnvoll und im Ingenieurholzbau wie auch in den Gebäudeklassen 4 und 5 auch mit außenstehenden Prüfingenieuren notwendig. Überwachung mit Augenmaß dort, wo es notwendig ist!
Substanzielle Ausbildung und geschulte Fachkräfte in der Ausführung
Die Investition in geschulte Fachkräfte ist die nachhaltigere. Deshalb bauen wir TIMBER +, ein europäisches Netzwerk aus Bildungseinrichtungen im Holzbau, auf, um im ersten Anlauf den Austausch zu fördern, gegebenenfalls regionale Entwicklungspotentiale zu identifizieren und den Bedarf in Europa zu decken. Denn die Ausbildung unserer Nachwuchskräfte ist unsere gemeinsame Kernaufgabe bei Timber Construction Europe, die wir vor über 25 Jahren mit dem europäischen Berufswettbewerb begonnen haben und die wir mit dem europäischen Bildungsnetzwerk nun weiterführen.
Für die Deckung des Bedarfs an Fachkräften müssen nicht nur Nachwuchskräfte in Europa gewonnen werden, es muss uns auch gelingen, ein gemeinwohlorientiertes Führungskonzept in den Betriebsstrukturen zu verankern, um Fachkräfte langfristig zu halten. Es muss die Verweildauer der Fachkräfte in den Holzbaubetrieben erhöht werden. Hierzu bedarf es auch Ergänzungen in der Automation und bei digitalisierten Prozessen, die sinnvoll eingesetzt, unseren traditionellen Beruf in der Attraktivität für Arbeitnehmer verbessern. Die verschiedenen Facetten hierzu stellen wir in unseren diesjährigen Prolog beim Internationalen Holzbauforum dar.
Fazit
Nachhaltiges Bauen und Ressourceneffizienz, die sichere Ausführung im europäischen Bauwesen sowie die Fachkräfteausbildung sind Faktoren, die Investitionen bezahlt machen und sich auszahlen, und das im Einklang mit der Natur und nicht auf Kosten unserer Nachfolgegenerationen.
Pressemitteilung: Timber Construction Europe