 
Auf dem ehemaligen Gelände des Sendlinger Betonwerks „Katzenberger“ und des Siemens-Areals realisiert die Münchner Salvis Consulting AG die ersten drei von geplanten elf Gebäuden mit insgesamt über 160.000 Quadratmetern Mietfläche. Sugar Valley verbindet dabei stilbildende Architektur, konsequente und ehrliche Nachhaltigkeit sowie urbane Lebensqualität. Im ersten Bauabschnitt entstehen drei Gebäude: „THE CROWN“, „THE FORGE“ und „THE SOUL“. Alle Gebäude stehen im direkten Bezug zum Quartiersplatz – durch ihre offenen Terrassen und Balkone sowie öffentliche Nutzungen wie Gastronomie oder Shops. Zudem ist ihre Lage eng mit dem autofreien Geh- und Radweg entlang des ehemaligen Gleisbandes verbunden. So entsteht eine aufeinander abgestimmte Architektur, die den urbanen Kontext des gesamten Quartiers prägt.


Das dänische Architekturbüro COBE, das neben KCAP als städtebaulich federführendem Büro und SLA als Landschaftsarchitekten an der Entwicklung des Masterplans mitgewirkt hat, überführt mit den beiden Gebäuden die städtebaulichen Grundideen konsequent in Architektur. Herzstück ist das Hochhaus „THE CROWN“ – benannt nach seiner aus Holz gefertigten, nachts leuchtenden und stadtbildprägenden „Krone“. Als erster von drei Hochpunkten einer künftigen Hochhausfamilie im Quartier setzt es mit seiner skulpturalen Terrassierung und Fassade aus anodisiertem Aluminium und warmen Holzdetails einen markanten Akzent im Münchner Stadtbild. Die Sockelgeschosse öffnen sich mit begrünten Terrassen und erlauben einen weiten Blick ins Quartier.


Einen bewussten Kontrast hierzu bildet das Gebäude „THE FORGE“ (die Schmiede), dessen robuste Metallfassade auf die industrielle Vergangenheit des Standorts verweist. Als Ort für Forschung und Innovation wird „THE FORGE“ mit seinen erdgeschossigen Gründergaragen die der Zukunft zugewandte Identität des Areals maßgeblich mitprägen. Das Gebäude zieht die erdgeschossige Außenanlagenplanung des Landschaftsarchitekturbüros Mahl Gebhard Konzepte über begrünte Fassaden weiter. Das intensiv bepflanzte Dach von „THE FORGE“ bietet über 2.000 Quadratmeter parkartige Flächen, inklusive eines Basketballfeldes, und ist integraler Bestandteil des klimaaktiven Freiraumkonzepts.


Caroline Nagel von COBE erklärt das architektonische und urbanistische Konzept der Gebäude und Freiflächen im ersten Bauabschnitt von Sugar Valley
Frau Nagel, was ist das verbindende Element der beiden Gebäude „The Crown“ und „The Forge“?
Wir verstehen die beiden Gebäude als zusammenhängendes Ensemble, das gemeinsam den zentralen Platz des Quartiers umschließt. Wichtig war uns, dass beide Häuser verbindende Elemente besitzen, insbesondere im Erdgeschoss. Hier entsteht durch warme Holzdetails bei „The Crown“ und charakteristische Bogenstrukturen eine einladende Atmosphäre. Gleichzeitig betont die offene Gestaltung des Erdgeschosses die Übergänge zwischen öffentlichem Raum und Gebäuden und ermöglicht Einblicke in das alltägliche Leben.
Welche Rolle spielt die Terrassierung dabei?
Terrassierungen ermöglichen uns, den städtebaulichen Maßstab herunterzuziehen und lebendige, menschliche Räume zu schaffen. Besonders bei „The Crown“, dem Hochhaus, gliedert sich das Gebäude nach unten hin, sodass wir auf jeder Ebene begrünte Terrassen anbieten können. Diese Terrassen sind öffentlich sichtbar und fördern das Leben im Freien, was wiederum die Lebendigkeit und Gemeinschaft im Quartier stärkt.
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die beiden Gebäude auch stark. Was ist das Konzept dahinter?
Die Fassaden spiegeln das industrielle Erbe des Standortes wider. „The Crown“ erhält eine eloxierte Aluminiumfassade, die eine elegante Präsenz im Stadtbild erzeugt. Ihre vertikale Strukturierung verändert sich graduell von unten nach oben. Als Akzentmaterial verwenden wir warmes Holz im Erdgeschoss und in der Gebäudekrone. „The Forge“ hingegen hat eine robuste Cortenstahl-Fassade, ergänzt durch vertikale Begrünungselemente, die im Sommer Schatten spenden und im Winter lichtdurchlässig werden. Diese Fassade vermittelt zwischen der lebendigen Markthalle, die in einem späteren Bauabschnitt entstehen wird, und der ruhigen Eleganz von „The Crown“.
Wie intensiv ist die Begrünung der Gebäude geplant?
Beide Gebäude sind umfassend begrünt. „The Forge“ erhält eine intensive Dachbegrünung mit tiefen Pflanztiefen, Sportmöglichkeiten und Gemeinschaftsflächen. Zusätzlich werden die Fassadenseiten begrünt, was die Aufenthaltsqualität deutlich erhöht. Auch bei „The Crown“ sind sämtliche Terrassenflächen begrünt, die Dachbegrünung ist etwas zurückhaltender gestaltet und dient vor allem als Raum mit spektakulärem Blick über die Stadt.
Wie verhalten sich die beiden Gebäude zum gesamten Ensemble von Sugar Valley?
Als zentralen Ort sehen wir die „Wunderkammer“ an, das ist die zentrale Freifläche und das urbane Herz von Sugar Valley. Dieser Bereich ist autofrei gestaltet und ausschließlich Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Hier entstehen verschiedene öffentliche Räume mit unterschiedlichen Qualitäten – vom lebhaften zentralen Treffpunkt bis zu ruhigeren lokalen Plätzen. Der Begriff stammt aus unserem Masterplan, entwickelt gemeinsam mit KCAP, und beschreibt die Vielfalt und Lebendigkeit, die an diesem Ort stattfinden werden.
Welche Rolle spielt der Maßstab für die städtebauliche Qualität?
Der Maßstab ist entscheidend. Nach außen hin – zu den Straßen – haben wir die Gebäude höher dimensioniert, um den Lärm abzuschirmen. Im Inneren, um den zentralen Platz herum, senken wir den Maßstab bewusst ab, um hohe Aufenthaltsqualität und einen angenehmen, menschlichen Raum zu schaffen. Dadurch entsteht eine räumliche Abfolge von öffentlichen zu halböffentlichen bis hin zu privaten Bereichen, die eine stimmige und lebendige urbane Atmosphäre ermöglichen.
Wie stellen Sie sich das urbane Leben konkret vor, wenn das Quartier fertig ist?
Wir wünschen uns einen lebendigen, durchlässigen Ort, an dem Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Kultur miteinander verschmelzen. Der zentrale Platz soll ähnlich wie eine italienische Piazza funktionieren – lebendig und zu jeder Tageszeit genutzt. Hier treffen sich Familien, Bewohner, Beschäftigte und Besucher. Gleichzeitig entstehen ruhigere Zonen, etwa bei den Wohnungen und Kindergärten, die lokalen Treffpunkten Raum bieten. Das Quartier wird stark entsiegelt sein, mit vielen Bäumen, großzügigen Grünflächen und schattigen Orten, die das Mikroklima verbessern und den Menschen attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten bieten.
Welche architektonische Botschaft wollen Sie mit Sugar Valley senden?
Sugar Valley zeigt, dass Stadtentwicklung nachhaltig, sozial und gestalterisch hochwertig zugleich sein kann. Unsere Gebäude sind als lebendige Kulissen konzipiert, die urbanes Leben sichtbar machen und Gemeinschaft fördern. Indem wir hochwertige Architektur mit ökologischen und sozialen Anforderungen kombinieren, schaffen wir Räume, die über Generationen hinweg Bestand haben und zukunftsfähig sind.
Caroline Nagel ist Diplom-Ingenieurin der Architektur (Technischen Universität Berlin, 2004). Sie ist Projektdirektorin sowie Mitglied des Managements bei Cobe.
