Stuttgart (pm) – Der internationale Ideenwettbewerb „Raum für Ideen“ ist entschieden und bekannt gegeben worden. Eine 31-köpfige, interdisziplinär besetzte Jury hat aus insgesamt über 400 eingereichten Beiträgen 40 in die engere Auswahl genommen. In ihrer ganztägigen Sitzung sprach die Jury fünf Auszeichnungen und eine Anerkennung aus.
Direkt am künftigen Stuttgarter Hauptbahnhof entsteht der „Raum für Ideen“. Im diesem Sommer hat die Landeshauptstadt dazu einen internationalen Ideenwettbewerb durchgeführt. Vom 15. Mai bis zum 15. Juli 2024 konnten Menschen aus aller Welt Vorschläge für die Nutzung der freiwerdenden Fläche einreichen. Insgesamt kamen die mehr als 400 Ideen aus 25 Ländern. Einstimmig hat nun das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Susanne Dürr, Professorin für Städtebau und Gebäudelehre an der Hochschule Karlsruhe und Vizepräsidentin der Architektenkammer Baden-Württemberg, sowie Thomas Geuder, ehrenamtlicher Vertreter der Bürgerschaft, folgende Beiträge gleichwertig ausgezeichnet: das „Zukunftslabor Stuttgart – Gemeinsam Zukunft gestalten“ den „Erlebnis- und Kühloasen-Park Stuttgart“, den „Gleispark Stuttgart“ sowie die gemeinsam ausgezeichneten Ideen „Monte Pixelino“ / „A Green Valley: for people, for tomorrow“ sowie „Stuttyard goes Käpsele“ / „PLANTform21“ / „InterCity. Alte Strukturen – neue Möglichkeiten“. Die Idee „JFSW*-Ort *jeder fühlt sich wohl“ hat die Jury mit einer Anerkennung gewürdigt. Damit verbunden sind Preisgelder von 5.700 Euro je Auszeichnung sowie 1.500 Euro für die Anerkennung. Bei zwei Auszeichnungen handelt es sich um Beiträge, die aus zwei beziehungsweise drei Einreichungen zusammengefasst und damit gemeinsam dotiert wurden.

Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sagte: „Der offene Ideenwettbewerb ,Raum für Ideen‘ ist kein Architekturwettbewerb, sondern ein informelles Verfahren zur Entwicklung von Nutzungsideen für dieses für unsere Stadt so wichtige Areal. Er geht auf einen Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion zurück. Ohne enge Vorgaben oder Denkverbote sollten neue Ideen für die Nutzung der Fläche gefunden werden. Das Areal A3 ist vergleichsweise klein, seine Chancen sind aber unvergleichbar groß. Wir haben damit die Chance für ein Leuchtturmprojekt mit einer Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus, für ein Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft. Menschen aus allen Teilen Deutschlands, Europas und der Welt werden künftig direkt vor Ort am neuen Stuttgarter Hauptbahnhof ankommen, an dieser Verkehrsdrehscheibe im Herzen Europas. Deswegen sind wir in der Pflicht, hier etwas ganz Besonderes, hier etwas Einmaliges zu entwickeln.“
Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold ergänzte: „Aus dem internationalen Ideenwettbewerb für die Fläche A3 wurden nun eine Handvoll Arbeiten ausgewählt, die in eine weitere Bearbeitung gehen. Wir haben einen bunten Strauß an Ideen erhalten, die in einem nächsten Schritt vertieft werden sollen. Das ist ein tolles Ergebnis, das uns ein sehr gutes Angebot macht hin zu einer Lösung für die Fläche, die als Auftakt für Stuttgart Rosenstein dient.“
Thomas Geuder, einer der zwei Jury-Vorsitzenden, betonte: „Wir haben eine angeregte, demokratische Diskussion geführt und am Ende ist es uns gelungen, uns aus über 400 Einreichungen auf fünf Ideen zu konzentrieren. Das Schöne an dem Ergebnis ist dabei, dass wir dennoch eine gewisse Konzentration der gesamten Bandbreite an Ideen erreicht haben.“
Zum weiteren Verfahren erklärte Prof. Susanne Dürr, Vorsitzende der Jury: „Jetzt muss es einen klugen Prozess geben, der die Offenheit, die das gesamte Verfahren bisher hatte, zu nutzen weiß. Das ist der Auftrag an die Stadtverwaltung in Stuttgart, damit verantwortungsbewusst und kreativ umzugehen.“
Begründung der Entscheidungen
Das Preisgericht begründete seine Entscheidung für die fünf Auszeichnungen wie folgt:
Der Beitrag „Zukunftslabor Stuttgart“ greift Stuttgart als international erfolgreiche Stadt der Tüftler und Ingenieure auf. Mit der Idee „Zukunftslabor Stuttgart“ kann die Fläche A3 und damit Stuttgart Rosenstein diese Qualität im 21. Jahrhundert fortführen und sichtbar stärken. Sie besticht durch eine klare Ausrichtung auf die Aufgabe der kooperativen Zukunftsgestaltung, die Innovation, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Gesellschaft vom Kindergarten über Studierende bis Senioren zusammendenkt und ins Zentrum der Stadt holt. Klarer Fokus liegt auf einer gut abgestimmten Nutzungsmischung, die zugleich Reallabor, Begegnungsort und Schaufenster für die zentralen Fragen der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung Stuttgarts sein will. Die konsequente Umsetzung der Idee kann in der Region und für internationale Besucher / Studierende / Fachkräfte ein echter Magnet sein.
Autoren: INITIATIVE ZUKUNFTSLABOR STUTTGART – Prof. Dr. Wolfgang Schuster, Shirin Frangoul-Brückner

Der Beitrag „Erlebnis- und Kühloasen-Park Stuttgart“ verweist auf die steigenden Temperaturen, die im Rahmen des Klimawandels die Stadt Stuttgart betreffen. Das ist das zentrale Zukunftsproblem dieser Welt – insbesondere aber auch der Stadt Stuttgart in ihrer Kessellage. Die Idee ist klar umrissen, lösungsfokussiert und einfach umsetzbar. Das ist in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit und vieler komplexer Problemlagen ein entscheidendes Argument für dieses Projekt.
Autor: Jürgen Baumüller

Die Ideen „Monte Pixelino“ und „A Green Valley: for people, for tomorrow.“ wurden aufgrund ihres ähnlichen Ansatzes von der Jury gemeinsam bewertet. Beide Projekte vereinen sowohl Landschaft als auch Gebäude in einem Nutzungsvorschlag. Trotz ähnlicher Ansätze haben die beiden Einreichungen unterschiedliche Blickwinkel und Themen, die sie jeweils in den Vordergrund bringen. Das Besondere an beiden ist, dass sie die Dachform als Ausdruck für die bewegte Topographie und Landschaft Stuttgarts aufnehmen und versuchen, diese in Gebäude zu integrieren.
Autoren „Monte Pixelino“: k und r kollektiv – Robert Vöhringer, Kim Garten
Autoren „A Green Valley“: unique.studio – Frank Leubner, Natalia Urrego Díaz, Di Zhang, Franjo Idzojtic, Kaniz Saima, Lisette Fritz

Der Vorschlag „Gleispark Stuttgart“ schafft einen öffentlichen Raum in Form eines Parks, der das Wettbewerbsgebiet in seiner Fläche voll ausnutzt. Die Verfasser präsentieren ein ökologisch nachhaltiges Projekt, welches Erholungsmöglichkeiten und vielfältige Angebote für die Bürgerinnen und Bürger vereinen soll. Zentrale Idee ist, die heutigen Gleisstrukturen in den Park zu integrieren. Positiv am Entwurf ist die grüne Willkommensgeste sowohl für Besuchende aus Richtung des Manfred-Rommel-Platzes als auch aus Richtung des Teilgebiets A2, dem geplanten Europaquartier.
Autoren: planH – Mirjam Heinrich, Klaus Grotz

Die Ideen „STUTTYARD GOES KÄPSELE“, „PLANTform 21“ und „InterCity. Alte Strukturen – neue Möglichkeiten“ wurden aufgrund ihres ähnlichen Ansatzes von der Jury gemeinsam bewertet. Die drei Projekte verfolgen eine zukunftsorientierte Strategie, die den Erhalt bestehender Strukturen mit Ideen zur Nutzung und Transformation vereint. Im Mittelpunkt steht die Weiterverwendung der Stahlkonstruktion der historischen Gleishalle, wodurch nicht nur Ressourcen geschont werden, sondern auch ein Teil des Ortes bewahrt bleibt. Diese Transformation ist ein zentrales Element, die die Idee des nachhaltigen Bauens aufgreift – ein Ansatz, der sich dem gängigen Trend widersetzt, immer neue, ressourcenintensive Bauten zu errichten. Alle Konzepte sehen vor, die alte Gleishalle in das moderne Stadtbild zu integrieren. Dabei wird ein Kontrast zum neuen Bahnhof geschaffen und gleichzeitig eine Verbindung zum angrenzenden Quartier aufgebaut. Diese architektonische Dialogführung zwischen Alt und Neu wird als Bereicherung gedeutet.
Autoren „STUTTYARD GOES KÄPSELE“: MaJaRuKa – Ruben Mast, Kaja Jahnke
Autor „PLANTForm 21“: Sebastian Bitterer (Österreich)
Autoren „InterCity“: socialdesignlab – Marlene Franck, Francis Stieglitz

Das Preisgericht begründete seine Entscheidung für die Anerkennung wie folgt:
Die Einreichung „ ,JFSW*-Ort“ *jeder fühlt sich wohl“ wurde mit einer Anerkennung gewürdigt. Es ist an viele Personen, Gruppen und Generationen gedacht: von Spiel und Sport über Entspannung und Begegnung bis hin zu öffentlichen Toiletten und Trinkbrunnen. Auch ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit wie schattenspendendes Grün, erneuerbare Energien und umweltschonende Mobilität spielen eine Rolle. Dazu kommen Ideen zur ganzjährigen Nutzung bei jeder Witterung ohne eine festgelegte, gestalterische Form vorzugeben. Damit sind sämtliche Aspekte, die in der öffentlichen Beteiligung als besonders wichtig bewertet wurden, berücksichtigt. Darin sieht die Jury insbesondere vor dem Hintergrund des jungen Alters der Autorin eine besondere Leistung. Sie war zum Zeitpunkt der Einreichung zehn Jahre alt und besuchte die vierte Klasse.
Autoren: Jara Widmann, Axel Widmann

Alle 40 Arbeiten, die von der Jury in die Vorauswahl gewählt wurden, sind für die Öffentlichkeit im Reallabor „1a Lage“ in der Königstraße 1a vom 9. bis 24. November, jeweils donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen. Online sind die Ideen zu sehen unter: https://rosenstein-stuttgart.de/beteiligung/ideenwettbewerb-ergebnisse.
Nutzung der Fläche ausschlaggebend
Wichtig bei dem Ideenwettbewerb war, dass es noch nicht um die konkrete Architektur und Gestaltung der Fläche ging. Vielmehr sollten herausragende Ideen für die Nutzung des Ortes gesammelt werden: Wie kann dieser zentrale Ort zu einem lebhaften Ort werden, an dem sich die Menschen aus Stuttgart zu Hause fühlen und der Gäste aus der ganzen Welt gebührend empfängt?
Ziel des internationalen Ideenwettbewerbs war es, Ideen mit internationaler Strahlkraft für Stuttgart zu entwickeln. An dieser zentralen Fläche in Stuttgarts Innenstadt, die den Manfred-Rommel-Platz mit dem neu entstehenden Europaquartier verbindet und damit den Auftakt in den neuen Stadtteil Stuttgart Rosenstein bildet, soll eine neue Visitenkarte für die Landeshauptstadt entstehen. Die zahlreichen Wünsche und Bedarfe der Stuttgarter Bevölkerung aus den Umfragen im Jahr 2023 sind in die Nutzungsideen und die Jury-Entscheidung eingeflossen.
Die Jury
Bewusst gab es nur wenige Vorgaben, was bei der Entwicklung der Nutzungsideen für die Fläche am zukünftigen Hauptbahnhof zu beachten ist – und explizit keine Denkverbote. Die detaillierte Planung und Gestaltung erfolgen nach dem abgeschlossenen Ideenwettbewerb. Um dieser offenen Frage und Wettbewerbsstruktur gerecht zu werden, war die Jury vielfältig und über verschiedene Disziplinen hinweg zusammengesetzt. Sie bestand aus Bürgerinnen und Bürgern, Mitgliedern des Gemeinderats und des Jugendrats sowie dem Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold. Hinzu kamen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft; Wirtschaft, Tourismus, Soziologie, Architektur/Planung und Ökologie. Eine Übersicht über alle Jury-Mitglieder gibt es auf https://rosenstein-stuttgart.de/beteiligung/ideenwettbewerb-jury.
In einer digitalen Vorauswahl identifizierte die Jury 40 Nutzungsideen. Über diese hat sie im Preisgericht am 6. November gemeinsam diskutiert und beraten, um die insgesamt fünf Auszeichnungen sowie eine Anerkennung zu vergeben. Für die Prämierung der besten Ideen standen insgesamt 30.000 Euro zur Verfügung.
Ausstellung und Preisverleihung
Bis zum 24. November 2024 werden die 40 Ideen der Vorauswahl im Raum „1a Lage“ in der Königstraße 1 a gezeigt. Anschließend sind sie in der Dauerausstellung Stuttgart Rosenstein in der Eichstraße 9 zu sehen. Am 19. November 2024 werden die Urheberinnen und Urheber der prämierten Ideen des Wettbewerbs in einer öffentlichen Preisverleihung geehrt. Diese beginnt um 18.30 Uhr im Studio Amore, ehemaliges Schlossgarten-Hotel in der Schillerstraße 23. Der Eintritt ist frei.
Die nächsten Schritte
Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs werden in den politischen Gremien vorgestellt. Der Gemeinderat beschließt auf Grundlage der Jury-Empfehlung das weitere Vorgehen. In einem Werkstattverfahren sollen Raum, Funktion und Städtebau sowie im weiteren Prozess mögliche Betreibermodelle untersucht werden. Auch sollen die Ideengeberinnen und Ideengeber Impulse für das Verfahren geben können. Weitere relevante Akteure sollen identifiziert werden. Aus Sicht der Jury kann erst im Anschluss an die weitere Untersuchung eine Entscheidung über das Nutzungskonzept getroffen werden. Die Untersuchung soll damit eine qualifizierte Entscheidungsvorbereitung für den Gemeinderat sein.
In diesem Werkstattverfahren sollen interdisziplinäre Planungsteams auf der Basis des Ideenpools, in den die ausgezeichneten Nutzungsideen gleichwertig nebeneinander einfließen, Vorschläge entwickeln. Darüber hinaus sollen ein konkretes Raumprogramm entstehen und funktionale Schnittstellen zum künftigen Bahnhof geprüft sowie die Anschlussfähigkeit und Synergien der ausgezeichneten Ideen zueinander untersucht werden. Eine Jury unter Beteiligung des Gemeinderats bewertet die entstandenen Nutzungskonzepte. Anschließend entscheiden die Gremien, welches Konzept umgesetzt werden sollen.
Quelle: Landeshauptstadt Stuttgart