4. Mai 2024

Studio Loes: Element & Lingot

Berlin (pm) -„Baut weniger, viel weniger, dafür dicht, werthaltig und dauerhaft!“, schreibt der Architekt und Bauhistoriker Vittorio Magnago Lumpugnani in seinem jüngsten Essay „Gegen Wegwerfarchitektur“. Ein Plädoyer, dem sich auch die ArchitektInnen von STUDIO LOES anschließen: Ihr Ensemble „Element & Lingot“ erweitert seit Sommer 2023 einen bestehenden Wohnbau aus der Gründer- und Nachkriegszeit um ein Gartenhaus im Innenhof („Element“) sowie vier Dachaufstockungen auf den Bestandsgebäuden der Vorder- und Hinterhäuser („Lingot“). Beide Projekte zeichnen sich durch den Einsatz von Holzmodulen und Betonfertigteilen aus, was eine maximal effiziente und ökologisch nachhaltige Bauweise erlaubte. STUDIO LOES setzen damit ein Zeichen für eine intelligente Nachverdichtung auf engstem innerstädtischem Raum und verwirklichen ihre Vision einer zukunftsgerichteten urbanen Wohnarchitektur.

„Element & Lingot“ befindet sich im Berliner Stadtteil Moabit, der von einer dichten Blockrandbebauung geprägt ist. Die Herausforderung, hier neuen Wohnraum zu schaffen, lösten die ArchitektIinnen mit dem Einsatz von Holzmodulen und Betonfertigteilen. Durch die Vorfertigung wurden Bauzeit und Lärmbelastung reduziert. Gleichzeitig konnten auf den beiden Vorder- und Hinterhäusern jeweils vier neue Dachwohnungen und zwischen den Bestandsgebäuden ein mehrgeschossiges Wohnhaus in zweiter Reihe auf kleinster Fläche entstehen: „Element“ besteht aus fünf Geschossen sowie einem Staffelgeschoss und enthält zwanzig 3-5-Zimmer-Einheiten, die sich teilweise als Maisonette über zwei Etagen erstrecken und zwischen 57–101 m2 messen. Das „nach außen gestülpte“ Exoskelett aus Stahlbeton-Fertigteilen bildet die Balkone der Wohnungen aus und lässt Treppenhäuser und Laubengänge zu öffentlichen Flächen werden, die von den BewohnerInnen gemeinschaftlich genutzt werden können. An den Stirnseiten werden die Treppenhäuser jeweils um Aufenthaltsflächen ergänzt. Die Ostfassade verfügt aufgrund ihrer offenen Süd-Ost-Ausrichtung über besonders großzügige Terrassen und Balkone, die zum Verweilen unter der Sonne einladen. Auch die gesamte Haustechnik befindet sich außenliegend im Stahlbetonskelett. Die eigentliche Fassade liegt dahinter und besteht aus Holzrahmenbau-Wänden mit bereits vorgefertigten Fenstern und Türen. Im Inneren dienen Brettsperrholzwände- und decken als tragende Elemente. Durch die außenliegenden Zirkulationsflächen profitieren alle BewohnerInnen gleichermaßen von einer Querlüftung sowie ganzjähriger Sonneneinstrahlung.

„Element“ wird mit jeweils zwei Dachaufstockungen auf den beiden vorderen sowie hinteren Bestandsgebäuden ergänzt, die das Ensemble vervollständigen: „Lingot“ enthält insgesamt acht 4-5-Zimmer-Wohneinheiten zwischen 54-75 m2 mit erweiterten Balkonanlagen. Auch „Lingot“ wurde mit vorgefertigten Holzmodulen und Betonfertigteilen errichtet. Die Dachform reinterpretiert die des „Berliner Daches“ — mit Varianz in der Höhe und senkrechten Schrägen. So fügen sich beide Dachaufstockungen harmonisch in den umliegenden Bestand ein. Erschlossen werden die neuen Wohnungen über die erweiterten Bestandstreppenhäuser.

„Ressourcenschonend und seriell bauen – das hat für uns nicht nur eine ökologische und ökonomische Dimension: Lösungen auf begrenztem Raum finden, dafür mit modularen, vorgefertigten, bestenfalls lokalen Bauteilen arbeiten. Es hat vor allem auch eine soziale Dimension: Wir wollen Gebäude bauen, die von ihren BewohnerInnen und BetrachterInnen gerne genutzt werden – und dadurch besonders lange erhalten bleiben. Mit ‚Element & Lingot‘ haben wir unseren ersten Prototypen für den architektonischen Umgang mit diesen Grundsätzen geschaffen – allen statischen, bauphysikalischen und planungsrechtlichen Herausforderungen zum Trotz. Dass wir damit ein wichtiges Thema aktueller Stadt- und Wohnungsbauplanung adressieren, hat uns auch das große Interesse für die Baustellenführung am diesjährigen ‚Tag der Architektur‘ gezeigt.“

Projektleiter Lukas Specks

„Element“ und „Lingot“ wurden jeweils nach Kfw-40 EE Standard gebaut. Beide Projekte verfügen über eine großflächige extensive Dachbegrünung, eine Photovoltaikanlage sowie Wärmepumpen. Der ganzheitlich nachhaltige Ansatz für das Ensemble setzt sich auch im Konzept für die Außenanlagen fort, wo zwischen den Häusern „Tiny Forrests“ nach Akira Miyawaki entstehen sollen.

ELEMENT & LINGOT

Nachverdichtung eines Berliner Blocks durch Gartenwohnhaus und Dachaufstockungen
Ort: Berlin-Moabit
Auftraggeber: Sickingenstraße Grundbesitz GmbH
Baubeginn: 2022
Fertigstellung: 2023
LPH: 1-6
Größe BGF: 2.600 m2 (Element), 770 m2 (Lingot), 3.760 m2 (Bestand)
Wohneinheiten: 20 im Gartenhaus (Element), 8 in den Dachaufstockungen (Lingot)
Team STUDIO LOES: Pia Brückner, Borja Fernández Fernández, Otto Forstreuter, Max Kellermann

Quelle: STUDIO LOES