10. Dezember 2024

Studierende entwicklen eine faltbare Glasfläche

Faltbare Glasflächen
Die an der Universität Siegen entwickelte und gebaute faltbare Glasfläche wurde auf der Glasstec, der weltweit größten Fachmesse für Glas in Düsseldorf, präsentiert. (Foto: Universität Siegen)

Siegen (pm) – Der Lehrstuhl für Tragkonstruktion der Universität Siegen zeigte bei der weltweit größten Fachmesse für Glas das Exponat „Hyperkubisches Glas“.

Eine faltbare Glasfläche fasziniert den Betrachtenden wegen der kinetischen Abläufe und den sich dadurch ändernden Zuständen. Siegener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Tragkonstruktion entwickelten mit Studierenden im Masterstudiengang Architektur ein solche faltbare Glasfläche und präsentierten das Exponat auf der Glasstec, der weltweit größten Fachmesse für Glas in Düsseldorf. Das sogenannte „Hyperkubische Glas“ war Teil der Sonderschau „glass technology live“, die Innovationen und Neuheiten aus Wissenschaft und Forschung zeigte.

Das „Hyperkubische Glas“ war ursprünglich ein Entwurf des spanischen Architekten Emilio Perez Piñero, der es 1971 für den Künstler Salvador Dalí entwickelte. Die faltbare Glasfläche sollte als kinetisches Artefakt die Bühne im ehemaligen Theater von Figueras öffnen und schließen. Das Konstruktionsprinzip basiert auf drei Patenten des Architekten. Realisiert wurde es aber bisher nie. Es existiert lediglich ein Modell. An der Universität Siegen wurden nun im Seminar „Bewegliche Tragwerke“ die Patente analysiert und an heutige digitale Fertigungsprozesse angepasst.

Die auf der Sonderschau präsentierte Version des „Hyperkubischen Glases“ stellt das Ergebnis dar. Die faltbare Glasfläche ist in die Horizontale gedreht und lässt sich über einen motorisierten Antrieb öffnen und schießen. 3D-Druck ermöglicht den individuellen Entwurf für die verschiedenen Knoten aus Kunststoff. Die faltbare Fläche von 2 Meter auf 2 Meter besteht aus insgesamt 16 Dünnglas-Kunststoff-Verbundtafeln, die durch eine Klebung mit den Scharnieren verbunden sind. Die Unterkonstruktion setzt sich aus Aluminiumstäben zusammen.

Am Projekt beteiligt waren Prof. Dr. Thorsten Weimar, Sebastián Andrés López, Henrik Reißaus und Katja Wirfler vom Lehrstuhl für Tragkonstruktion sowie Dr. Martino Peña Fernández-Serrano als Lehrbeauftragter von der Universidad Politécnica de Cartagena. Mit den Studierenden wurden zwei Arbeitsmodelle entwickelt. Zunächst um den Faltmechanismus zu überprüfen und ein weiteres Modell zur Analyse des Maßstabes, der Materialität und der Geometrie. Das Exponat wurde mit engagierter Unterstützung der Mitarbeiter in der Werkstatt am Campus Hölderlinstraße gebaut.

Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu dem „Hyperkubischen Glas“ sowie dessen Realisierung als Exponat ist zunächst durch keine konkrete Anwendung motiviert. Allerdings sind praktische Anwendungen beispielsweise als faltbare Dachkonstruktion mit integriertem Sonnen- und Blendschutz für temporäre Bauten oder mit bunten und bemalten Glastafeln als Skulptur und Kunstwerk vorstellbar. Eine Integration von Photovoltaik ist ebenfalls möglich. Das Exponat könnte zukünftig als „Blinkfang“ bei Kunstausstellungen im Innenraum verwendet werden.

Pressemitteilung: Universität Siegen