2. Mai 2024

Stadträumliche Entwicklung des Mainkai in Frankfurt: Advisory Services Panel des ULI schlägt vor, eine „Stadt des Flusses” zu werden

Mainkai Urban Park. Bild: ULI

Frankfurt am Main (pm) – Das Advisory Services* Panel (ASP) des Urban Land Institute (ULI) schlägt zur stadträumlichen Entwicklung des Mainkai in Frankfurt vor, dass die Metropole in Gänze als „Stadt des Flusses“ verstanden werden sollte. Zudem hat das Panel drei Leitgedanken entwickelt, die die Basis für eine Umgestaltung darstellen: grüner und nachhaltiger, „menschlicher“ sowie aktiver und kultureller Mainkai. Damit wäre die Mainkai-Umgestaltung ein Katalysator für die Transformation der Innenstadt und die Aktivierung der Infrastruktur „Main“. Die Ergebnisse des ASP, das vom 25. bis 30. Juni getagt hat, ist ein erster Schritt für eine Konzeption zur Umgestaltung des gesamten Stadtraumes und soll als Grundlage für die weiteren Planungsschritte dienen.

Stefan Majer, Stadtrat Mobilität und Gesundheit: „Das Panel hatte zur Aufgabe eine Vision für den Mainkai zu entwickeln, die es uns ermöglicht, die inhaltliche Diskussion, wo wir mit dem Stadtraum hinwollen, weiter zu führen. Der Blick von außen hilft, die eigene Position und Sichtweise zu relativieren. Zudem wollten wir dabei von den Erfahrungen anderer Städte, die vor ähnlichen Entwicklungen stehen und sie in Teilen schon gemeistert haben, lernen.”

Generell ist das Ziel des ULI-Programms Advisory Services, Fachwissen aus der Stadtentwicklung und Projektdevelopment für komplexe Raumplanungs- und Entwicklungsprojekte zu nutzen und dabei eine Plattform zur Diskussion zu bieten. Seit 1947 hat dieses Programm mehr als 600 Teams, bestehend aus u.a. ULI-Mitgliedern, zusammengestellt, die kreative und praktische Lösungen für Themen erarbeiten.

Fragestellungen

Das ULI-Gremium war aufgefordert, Orientierungshilfe zu folgenden Fragen geben:

  • Was sind die notwendigen Nutzungen und Qualitäten, die Bürger und Besucher an diesem zentralen Ort benötigen?
  • Wie kann man den Business Case für die verschiedenen Interessensgruppen erstellen?
  • Wie kann der Charakter des Mainufers definiert werden, wenn er nicht durch Autos beeinflusst wird, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht?
  • Welche Rolle kann und sollte der städtische Raum in Zukunft bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels spielen?
  • Wie kann die historische, kulturelle und soziale Bedeutung des Mainkais bewahrt und gewürdigt werden?
  • Wie stellen wir uns die Stadt vor? Welche Bedeutung hat die Verbindung des Stadtzentrums mit dem Main?
  • Welches sind die relevanten Abschnitte und Verflechtungen mit dem Umland, und welche planerischen Überlegungen sind zu berücksichtigen?

Teilnehmer

Das Panel wurde von der ULI-Präsidentin Marilee Utter geleitet und setzte sich aus einem breiten Spektrum von Experten zusammen, das von Placemaking-Fachleuten über Architekten bis hin zu Mobilitätsexperten reichte:

  • Carlo Casstelli, Gründer von Urban Purpose, London
  • Joan Clos, ehemaliger Bürgermeister von Barcelona
  • Javier Malo de Molina, Universidad de Alcalá, Madrid
  • Ronald Rozemeijer, ipv Delft
  • Jonathan Speier, S-O-U-P, Frankfurt
  • Michael Spies, Fuse Strategies LLC, New York
  • Michaela Winter-Taylor, Gensler, London

Ergebnisse

Das ULI-Gremium betont die Bedeutsamkeit, eine Vision für die gesamte Stadt zu entwickeln, so dass der Mainkai nicht isoliert, sondern als Kernbereich einer Umstrukturierung betrachtet wird. Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI in Deutschland: „Zentraler Ausgangspunkt unserer Lösungsansätze ist, dass Frankfurt am und mit dem Fluss leben sollte. Wenn man in die Geschichte schaut, wurde bereits in den 1920er Jahren im Main gebadet, Kaffees und Sportanlagen belebten die Uferpromenade. Später wurde der Main von der City regelrecht abgeschnitten, so dass die Stadt dem Fluss heute den Rücken zuwendet. Unsere Lösungen integrieren die `Wasserader´ in Gänze wieder in die Stadt und geben den Bewohnern den Fluss zurück.“

Zentraler Punkt des ULI ist die Entwicklung des „Mainkai Urban Park”, der beispielsweise Raum für eine Konzertbühne im Wasser, ein Badeschiff oder eine Markthalle bieten kann. Weitere Möglichkeiten der Wiederbelebung ist das Bespielen der Main-Brücken oder der Main-Insel als Flächen für Kunst im öffentlichen Raum. Ähnlich wie andere Infrastruktureinrichtungen braucht es laut ULI für die genannten Einrichtungen und Aktivitäten ein Management, das sich um die Entwicklung und den täglichen Betrieb kümmert.

Zudem plädiert das ULI-Gremium dafür, die Verbindung zur Altstadt bzw. zum Römer attraktiv zu gestalten, um das Stadtzentrum wieder an den Fluss anzubinden. Generell sollte es am Mainkai Wege für unterschiedliche Fortbewegungsmöglichkeiten geben, also für Fußgänger, Fahrradfahrer oder Liefer- und Rettungsfahrzeuge. „Kern des Mobilitätskonzeptes ist es, den Nutzern unterschiedliche Angebote in den Bereichen Individual- sowie öffentlicher Nahverkehr zu machen“, erläutert Georgi.

Die Transformation des Mainkai kann als Katalysator für die gesamte Transformation der Innenstadt wirken und damit auch positive Auswirkungen auf das Bahnhofsviertel haben, wenn in Verbindung mit dem Mainkai hier weitere Entwicklungen erfolgen. Denkbar wäre die Revitalisierung und Entwicklung gemischter Nutzungen, um die Einwohnerzahl im Viertel zu erhöhen. Außerdem könnten architektonische „Ikonen“ am Flussufer platziert werden, wie beispielsweise ein Opernhaus, ein Haus der Kreativität und Innovation, ein Kindermuseum oder ein Campus der Universität mit Studierendenwohnungen. Georgi führt aus: „Das Bahnhofsviertel hält einen derzeit zurück, vom Bahnhof zum Main zu flanieren. Mit der Etablierung von kulturellen Einrichtungen kann es gelingen, das langfristig zu ändern.“

Um dem Konzept „Mainkai Urban Park“ ein Gesicht zu geben, bedarf es einer Markenbildung und unterschiedlicher Kommunikationsplattformen wie z.B. einer App, die Angebote und Programme des urbanen Raumes vorstellt.

„Unsere konzentrierte Arbeit mit unterschiedlichen Experten aus der ganzen Welt hat gezeigt, wie man zum einen von anderen Metropolen lernen kann und zum anderen, dass Stadt heute ganzheitlich gedacht werden muss. Aufgabe des ULI ist es, eine Plattform zu bieten, die die öffentliche Hand mit der Immobilienwirtschaft verbindet. Hier haben wir an einem konkreten Beispiel gezeigt, wie heute Lösungen gefunden werden können“, so Georgi.

Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen: „Unser Ziel ist es, die Stadt Frankfurt insgesamt gut mit dem Main zu verbinden. Wir arbeiten an Plänen für den Mainkai, Gutleuthafen und Industriepark Griesheim.“

Der Bericht des Panels wird in zwei bis drei Monaten vorliegen und folgend vom Englischen ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Er wird als Anlass genommen, ihn dann zusammen mit einem Beschlussvorschlag den Stadtverordneten vorzulegen.

Wir danken den Sponsoren für ihre Unterstützung:

  • Art-Invest Real Estate Management
  • EDGE
  • Helaba
  • JC Real Estate
  • Landmarken
  • LBBW Immobilien
  • PIMCO Prime Real Estate
  • Quarterback Immobilien
  • RFR Management
  • SIGNA

Das Ziel des Programms ULI Advisory Services ist es, Fachwissen aus dem Immobilienbereich für komplexe Raumplanungs- und Entwicklungsprojekte zu nutzen und dabei eine Plattform zur Diskussion zu bieten. Seit 1947 hat dieses Programm mehr als 600 Teams, bestehend aus u.a. ULI-Mitgliedern, zusammengestellt, die kreative und praktische Lösungen für Themen erarbeiten, wie die Sanierung von Innenstädten, die Wiederbelebung von Gemeinden, die Sanierung von Industriebrachen, die Wiederverwendung von Militärstützpunkten oder die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum. Eine Vielzahl von öffentlichen, privaten und gemeinnützigen Organisationen haben diese Beratung in Form des Programms ULI Advisory Services in Anspruch genommen. Jedes Gremium besteht aus hochqualifizierten Fachleuten die ihre Zeit ehrenamtlich für das ULI einbringen. Sie werden aufgrund ihrer Expertise und Objektivität zu dem Thema des Panels ausgewählt. Die interdisziplinär besetzten Gremien des ULI bieten einen ganzheitlichen Blick auf die Fragestellung. Ein ULI-Mitglied, das bereits Erfahrung mit Panels hat, leitet dieses. Die Agenda des fünftägigen Panels ist intensiv. Sie umfasst u.a. einen ausführlichen Informationstag, der aus einer Besichtigung des Standorts und Diskussionen mit Stakeholdern beinhaltet. Zudem werden Interviews mit den wichtigsten Vertretern der Kommune geführt. Zwei Tage lang werden Empfehlungen formuliert, und am letzten Tag werden die Ergebnisse präsentiert. Zudem wird ein schriftlicher Bericht erstellt und veröffentlicht.

Pressemitteilung: Urban Land Institute (ULI)