Berlin (pm) – Neben allen Anstrengungen für den Neubau von Schulen dürfen die vielen Qualitäten der Bestandsbauten in der Stadt nicht vergessen werden. Die Aufgaben sind zahlreich und vielfältig. Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, wies auf der SCHULBAU-Messe auf die Bedeutung der Art und Weise der Vergabe von Planungsleistungen für die Qualität des Bauens hin. Gerade für den Schulneubau sind mehr offene und kreative Wettbewerbe erforderlich. Beim Architekturquartett zu dem Thema werden die Qualitäten beispielhafter Bildungsbauten aus verschiedenen Epochen diskutiert. In den Fokus rückt die Frage, was daraus für die Herausforderungen Berlins im Schulbau gelernt werden kann, so dass zukünftige Generationen davon profitieren können.
„Die ersten durchgeführten Wettbewerbe für den Neubau von Schulen zeigen, dass der Senat auch auf die Expertise der Architektenschaft vertraut, um nachhaltige und qualitätsvolle Schulgebäude zu realisieren“, sagte Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin bei der SCHULBAU-Messe am Mittwoch. „So gibt es bereits erste vielversprechende Resultate, die neue Ansätze im Schulbau verfolgen. Allerdings wird das vorhandene, vielfältige Potential der Planer nicht abgebildet, denn die von der Senatsbaudirektorin zugesagten offenen Wettbewerbe fehlen bislang noch.“
Die Zulassungsbeschränkungen der bisherigen Wettbewerbe schließen das enorme kreative Potential der vielen kleineren und jüngeren Architekturbüros aus, die fast 80 Prozent der Bürostruktur in Berlin ausmachen. „Bei der Umsetzung der neuen pädagogischen Baukultur sind im Sinne der Qualitätssicherung und zur Findung der intelligentesten und wirtschaftlichsten Lösung für die jeweiligen Standorte offene und transparente Planungsprozesse, Vergabeverfahren und Partizipation bei den einzelnen Projekten unabdingbar“, so Christine Edmaier weiter. „Bei den Ausschreibungen von modularen Typenbauten oder der Suche nach einem gemeinsamen Nenner für bis zu zwölf Standorte ist erforderliche hohe kreative Anspruch jedoch nicht mehr gewährleistet.“
Neben den aus demografischer Sicht dringend erforderlichen Neubauten, müssen aber auch in den zahlreichen Bestandsschulgebäuden optimale Lernbedingungen geschaffen werden. „Die hier erforderlichen Maßnahmen gehen über den Sanierungsstau von maroden Schulen und die Instandhaltung hinaus. Neben der Beseitigung von Schäden durch jahrelange Vernachlässigung müssen auch für diese Bildungsbauten kreative und zukunftsorientierte Lösungen gefunden werden, die den neuen pädagogischen Ansprüchen gerecht werden. Das ist oftmals schwieriger als bei einem Neubau, weil der Standort und die vorhandene Gebäudehülle eine zusätzliche Herausforderung für die Planer darstellen“, erläutert Christine Edmaier.
Beim diesjährigen Architekturquartett rückte die Architektenkammer daher drei bestehende Bildungsbauten in den Fokus. In der dabei geführten Debatte zeigte sich, dass es bereits individuelle und nachhaltige Lösungsansätze für verschiedene Bauaufgaben gibt: Sei es die energetische Sanierung einer Grundschule aus den 60er Jahren (Carl-Sonnenschein-Grundschule in Tempelhof, Haberland Architekten), die Kernsanierung einer Kindertagesstätte in einem Gebäude aus der 70er Jahren (Kita Stettiner Straße in Wedding, thinkbuild architecture) oder der Erweiterungsbau der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (Gerber Architekten).
Begleitend zum neuen Berliner Lern- und Teamhäuserkonzept, mit dem Berlin den pädagogischen und räumlichen Abschied von der „Flurschule“ vollzieht, hat die Architektenkammer Berlin eine Fortbildungsreihe entwickelt, um ihre Mitglieder auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Dabei werden jeweils bauliche Maßnahmen in Neubauten, Schulen im Bestand und Typenbauten vermittelt.
Die Architektenkammer Berlin hat ihre Anmerkungen und Forderungen in einem Positionspapier zur Schulbauoffensive zusammengestellt. Es steht auf der Webseite der Architektenkammer zum Download bereit.
Pressemitteilung: Architektenkammer Berlin