27. April 2024

Schelling Architekturpreis 2020 vergeben

Karlsruhe (pm) –  Am 17. November 2021 fiel endlich die Entscheidung für den Schelling Architekturpreis 2020. Die Jury entschied sich nach den Kurzvorträgen für das französische Architekturbüro LINA GHOTMEH Architecture, Paris. Nominiert waren auch das spanische Architekturbüro TEd’A Arquitectes, Mallorca und das chinesische Architekturbüro Xu Tiantian / DnA Design and Architecture, Peking. Den Preis für Architekturtheorie erhielt ITOHAN OSAYIMWESE, Providence/USA.

Preisträgerin Architektur: LINA GHOTMEH

Ghotmeh ist eine Wanderin zwischen Europa und dem Nahen Osten. Aufgewachsen ist sie in Beirut und studierte  dort an der American University. Die Zeit im Libanon kurz nach dem Bürgerkrieg hat sie geprägt. In ihrer Methodik als Architektin plädiert sie für eine möglichst präzise „Archäologie der Zukunft“ als Ausgangspunkt jedes Projekts. Sie versteht darunter, Bestehendes erst genau zu analysieren, es auf seine – auch schmerzhaften – Bedeutungen abzuklopfen und diese dann mit der sozialen und politischen Lebensrealität vor Ort neu zu verknüpfen. Diese Übersetzungsleistung verbindet Ghotmeh mit einem starken Architekturkonzept. „Wenn man heute baut, dann ist es überlebenswichtig zu verstehen, dass man sich notwendigerweise immer in einem System von Beziehungen befindet“. So lautet das Credo der Architektin Lina Ghotmeh, die sich mit engagierten Statements, mit ihren Bauten und im Rahmen ihrer Lehre zu Wort meldet. Lina Ghotmeh mit ihrem Büro in der Debatte um die Zukunft der Stadt präsent. Dazu zählt ihr Projekt „Réalimenter Massena“, das als multifunktionaler Knotenpunkt Teil der ökologischen Transformation der Pariser Metropole werden soll.

Preisträgerin Architekturtheorie: ITOHAN OSAYIMWESE

Itohan Osayimwese ist Professorin für Architekturgeschichte an der Brown University in Providence (USA) und beschäftigt sich mit Theorien der Moderne unter dem Aspekt der Postkolonialität und Globalisierung. Im Fokus steht hier u.a. „The other History of Modern Architecture“ sowie eine materielle Kulturgeschichte der afrikanischen Diaspora. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich insbesondere mit deutscher Kolonialarchitektur. Mit ihrem vielbeachteten Buch „Colonialism and Modern Architecture in Germany (2017)“ hat sie – im Gegensatz zur etwas kurzlebigen und teilweise etwas oberflächlich gebliebenen Debatte im Anschluss von Bénédicte Savoys Bericht „The Restitution of African Cultural Heritage Toward a New Relational Ethics“ – ein für die Architekturgeschichte solides Fundament geschaffen, auf dem sich nun ein ebenso solider Diskurs aufbauen ließe.

 

Pressemitteilung: Schelling Architekturstiftung