15. November 2025

Revolution im Wohnungsbau: ZÜBLIN und INSTATIQ setzen neues 3D-Betondruckverfahren ein

Bildbeschreibung: Ein automatisch gesteuerter Mastausleger des Betondruckers Instatiq P1 trägt Beton Schicht für Schicht auf. Copyright: stand.art GmbH

Stuttgart (pm) – Das Bauunternehmen ZÜBLIN und der Technologieanbieter INSTATIQ bringen den 3D-Betondruck in die Baupraxis für Projekte jedweder Größe. Beim Neubau von drei Mehrfamilienhäusern der GWG Reutlingen in Metzingen-Neugreuth erlebt das 3D-Betondruckverfahren seine Premiere in dieser Größendimension – mit Signalwirkung für die gesamte Baubranche.

Das oberste Stockwerk eines der viergeschossigen Gebäude wird direkt auf der Baustelle gedruckt. Ein automatisch gesteuerter Mastausleger des Betondruckers Instatiq P1 trägt Beton Schicht für Schicht auf. Die gedruckten Wände erreichen eine Höhe von bis zu drei Metern und eine Stärke von 16,5 bis 19 Zentimetern. Gefertigt wird mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Zentimetern pro Sekunde und einer maximalen Leistung von 2,5 Kubikmetern pro Stunde.

Bahnbrechendes Verfahren spart Zeit und Geld

„Mit dem 3D-Betondruck holen wir ein innovatives und automatisiertes Verfahren direkt auf die Baustelle“, erklärt Chris Brandstätt, Gruppenleiter für Prozessplanung im Baubetrieb bei ZÜBLIN. „Die tragenden Wände des Geschosses stellen wir damit in nur vier Tagen hin. Ein Kubikmeter gedruckte Massivwand benötigt nur die Hälfte der Zeit eines konventionellen Baus von Kalkstein-Mauerwerk, wie er in den anderen Stockwerken zum Einsatz kommt. Damit sparen wir nicht nur Zeit, sondern reagieren auch auf den immer stärkeren Fachkräftemangel. Und unsere Mitarbeiter:innen profitieren von besseren Arbeitsbedingungen mit weniger Staub und Lärm.“

Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus

Fabian Schüler, Finanzchef von INSTATIQ, betont: „Der enorme technische Vorteil gegenüber anderen 3D-Betondruckern ist, dass wir massive Wände und nicht nur Schalungen drucken – und das direkt mit Material aus einem konventionellen Betonmischer. Es müssen also keine speziellen Baustoffe über weite Strecken angeliefert werden. Die finanziellen Einsparungen liegen auf der Hand. Gleichzeitig fügt sich das Gerät hervorragend in die Arbeitsabläufe auf der Baustelle ein und hat mit dem 26-Meter langen, automatisch gesteuerten Auslegerarm eine enorme Reichweite.“

Das Verfahren steht für eine konsequente Digitalisierung des Bauprozesses. Baupläne müssen nicht mehr ausgedruckt werden, was die Fehleranfälligkeit reduziert, und die Qualitätssicherung verbessert. Gedruckt wird mit einer Betonrezeptur, die ca. 20 Prozent weniger CO₂-Emissionen verursacht als klassisches Kalksteinmauerwerk.

Florian Bertz, Technik-Abteilungsleiter der GWG Reutlingen, sagt: „Als Bauherr sehen wir unsere Aufgabe nicht nur darin, Gebäude zu errichten, sondern auch Räume für Innovation zu schaffen – und Fortschritt in die Region zu holen. Mit dem 3D-Betondruck-Projekt in Metzingen wollen wir bewusst alternative Bauweisen erproben – ressourcenschonend, effizient und zukunftsorientiert. Für uns ist das ein starkes Signal: Wir sind bereit, Verantwortung für die Zukunft des Bauens zu übernehmen.“

Weitere Projekte bereits in Planung

Auf dem rund 3.000 Quadratmeter großen Gelände in Metzingen entstehen insgesamt 44 moderne und nachhaltige Wohneinheiten, darunter 18 öffentlich geförderte und sechs barrierefrei zugängliche Wohnungen. Die Fertigstellung der drei Mehrfamilienhäuser ist für Mai 2026 vorgesehen. Weitere Projekte mit dem 3D-Betondrucker sind bereits in Planung. Die Serviceleistungen sollen bald, vorbehaltlich der notwendigen kartellrechtlichen Genehmigungen, von einem Joint Venture zwischen ZÜBLIN und INSTATIQ namens NELCON angeboten werden.

Quelle: Ed. Züblin AG