19. April 2024

RenoRent: Aktivierung von Zweitwohnungen

FH Graubünden nimmt sich mit dem Projekt RenoRent einem Problem im Alpenraum an

Die Forschungsarbeiten der drei Jungunternehmer führten zur Gründung der RenoRent AG in Davos (v.l.n.r. Jungunternehmer Nando Fopp, Marc Kunz und Martin Bernhard sowie Gründungsmitglieder Roger Kunz und Norbert Hörburger, FHGR) (c) Fachhochschule Graubünden

Chur (pm) – Im schweizerischen Alpenraum befinden sich etwa 350’000 Zweitwohnungen, von denen mehr als die Hälfte vor 1980 gebaut wurden. Bei vielen steht die erste grössere Erneuerung an, wie etwa der Austausch von Bädern, Küchen, Böden oder der Inneneinrichtung. Eigentümer oder deren Erben nutzen die Wohnungen immer weniger und wollen nicht in sie investieren. Diesem Problem hat sich das Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) der FH Graubünden im Projekt RenoRent angenommen und ein Geschäftsmodell zur Renovierung und touristische Aktivierung von Zweitwohnungen entwickelt, welches schliesslich zu einem Start-up geführt hat.

Die Basis für das Modell bildet eine zeitlich begrenzte Nutzniessung der Wohnungen durch eine Gesellschaft. Diese investiert an ausgewählten Standorten in die kollektive und damit kostengünstigere Renovierung der Wohnungen nach einem einheitlichen, marktfähigen Ausbaustandard. Die Besonderheit des Modells besteht darin, dass Zweitwohnungsbesitzer sich im Regelfall nicht an den Renovationskosten beteiligen müssen und eine feste Vergütung für die Bereitstellung ihrer Wohnungen sowie festgelegte Eigennutzungsmöglichkeiten erhalten. Nach der Regel-Nutzniessungszeit von zwölf Jahren kann der Eigentümer, dann wieder frei über seine renovierte Wohnung verfügen.

Win-Win-Situation

Untersucht hat das ITF das Modell RenoRent exemplarisch für die Destination Davos Klosters. Neben Marktabklärungen wurden die Renovationsaufwände und Betriebskosten anhand von Musterobjekten erhoben und das Erlöspotential von erfolgreich am Markt vermieteten Ferienwohnungen ermittelt. Ausserdem wurden durch eine im Projekt involvierte Anwaltskanzlei rechtliche Abklärungen unter anderem zur Sicherung der Investitionen in fremdes Eigentum vorgenommen.

Das Institut für Tourismus und Freizeit konnte aufzeigen, dass mit dem Modell RenoRent eine Win-Win-Situation für Wohnungseigentümer und eine entsprechende Immobiliengesellschaft entstehen kann. Voraussetzung ist, dass die Gesellschaft nur in touristisch attraktive Destinationen investiert, die Objekte sorgfältig auswählt, bei den Eigentümern zu überzeugen weiss und über ein starkes Partner-Netzwerk – etwa für die Vermarktung – verfügt. Zum wirtschaftlichen Erfolg einer eigenen Immobiliengesellschaft ist gemäss den Autoren der Machbarkeitsstudie RenoRent der Aufbau eines Wohnungsportfolios von etwa 120 Wohnungen nötig. Mit der Renovation der Ferienwohnungen wird deren Lebenszyklus verlängert und eine Gesellschaft investiert in das Ertragspotential aus der touristischen Vermietung. Neben der finanziellen Entlastung bei den Renovationskosten profitieren die Eigentümer von einer bequemen Abwicklung der Renovation aus einer Hand. Und auch die Destination profitiert in Form von Aufträgen für das Handwerk und durch attraktivere Wohnungen im Unterkunftsangebot.

Umsetzung durch drei Jungunternehmer

Auf Grundlage der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Fachhochschule Graubünden wurde Ende Februar 2020 von den drei Jungunternehmern Nando Fopp, Martin Bernhard und Marc Kunz die RenoRent AG in Davos gegründet. Sie bringen sich in der Geschäftsleitung mit ihrer Bau- und Immobilienexpertise ein und haben eine eigene Ausstattungslinie für die renovierten Objekte zusammengestellt. Eine erste Ferienwohnung wird derzeit renoviert und dient dem jungen Unternehmen als Musterobjekt, um weitere Zweitwohnungseigentümer zu überzeugen.

Pressemitteilung: Fachhochschule Graubünden