29. April 2024

Realisierungswettbewerb für den ersten Teil des Luisenblock Ost in Berlin entschieden

Als Visitenkarte des Areals soll der sogenannte Kopfbau Formen bestehender Bundestagsgebäude und die Materialität des denkmalgeschützten Bestands aufnehmen. © Atelier Kempe Thill Thörner Kaczmarek

Berlin (pm) – Mit dem nun entschiedenen Realisierungswettbewerb nehmen die Planungen für den Luisenblock Ost I Form an. Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Heiner Farwick zeichnete den Entwurf des Ateliers Kempe Thill Thörner Kaczmarek aus Düsseldorf in seiner Sitzung am 16. Februar 2024 einstimmig mit dem 1. Preis aus. Das Gebäude ist in Holzhybridbauweise geplant und erfüllt die Anforderungen an nachhaltiges und ressourceneffizientes Bauen in gestalterisch überzeugender Weise.
Der Luisenblock Ost liegt östlich des „Band des Bundes“, ist Teil des Entwicklungsgebiets „Hauptstadt Berlin – Parlaments- und Regierungsviertel“ und soll neu geordnet werden. Nachdem der ursprünglich vorgesehene Bebauungsplan Ende 2020 vom Land Berlin nicht weiterverfolgt wurde, wurde das Quartier in ein westliches (Luisenblock Ost I) und ein östliches Areal (Luisenblock Ost II) aufgeteilt und für den westlichen Teil dieser Realisierungswettbewerb ausgelobt. Das Wettbewerbsverfahren wird vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) durchgeführt.

Der Luisenblock Ost I umfasst einen Bereich von rund 15.500 Quadratmetern und ist durch die Luisenstraße im Westen, die Stadtbahn im Norden, den Schiffbauerdamm im Süden sowie durch zwei denkmalgeschützte Bestandsbauten im Osten begrenzt. Hier soll unter Einbeziehung der denkmalgeschützten Gebäude ein Neubaukomplex für die parlamentarische Nutzung mit Ausschusssitzungssälen und Büroflächen sowie unter anderem mit einem Rechenzentrum, Logistikbereichen, Magazinen und Gastronomie entstehen.

Große, zweigeschossige Stadtloggien sind im Entwurf den Ausschusssitzungssälen vorgelagert und vermitteln Transparenz. © Atelier Kempe Thill Thörner Kaczmarek

Der erstplatzierte Entwurf sieht einen Kopfbau am Schiffbauerdamm vor, der sich an der Höhenentwicklung und den Proportionen der Bauten des „Band des Bundes“ orientiert und laut Preisgericht einen gelungenen Abschluss für die städtebauliche Situation findet. Respektvoll wird der Vorbereich zum historischen Kesselhaus freigehalten. So entsteht ein großer, zur Spree orientierter öffentlicher Freibereich, zu dem sich der Hauptzugang orientiert und der bei Bedarf auch als Außenbereich für die Gastronomie genutzt werden kann. Dies sorgt für eine Belebung des Stadtraums und bildet einen gelungenen Übergang zu der perspektivischen städtebaulichen Entwicklung auf dem östlichen Teil des Luisenblocks Ost, wo eine Mischung aus Büro-, Gewerbe- und Wohnflächen entstehen soll.

Die Jury unterstrich die besondere Qualität des geplanten Kopfbaus mit seinen großen zweigeschossigen Stadtloggien, die den Ausschusssitzungssälen vorgelagert sein werden. Der Entwurf nimmt sowohl architektonische Prinzipien aus den Bauten des „Band des Bundes“ auf, wie auch die Materialität der historischen Industriebauten. So gelinge eine große architektonische Vermittlungsleistung an einem Ort, der bislang keine eindeutige Prägung hat.

Mit dem 2. Preis wurde das Büro Dietrich | Untertrifaller Architekten aus München ausgezeichnet. Ein 3. Preis ging an Behnisch Architekten aus Stuttgart. Jeweils eine Anerkennung erhielten ingenhoven associates aus Düsseldorf, gmp International aus Berlin, Foster and Partners aus London sowie METAFORM architects aus Luxemburg mit Wandel Lorch Götze Wach aus Frankfurt am Main.

Dem Preisgericht gehörten neben freischaffenden Architektinnen und Architekten auch Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Bundestages, des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), des BBR sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen von Berlin an. In ihren Bewertungen hoben die Jurorinnen und Juroren die hohe Qualität der Einreichungen und die Vielzahl guter Lösungsansätze für die gestellte Wettbewerbsaufgabe hervor. Für den nicht offenen, einphasigen Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren hatten sich insgesamt 67 Büros oder Bürogemeinschaften beworben, von denen 17 zur Bearbeitung der Wettbewerbsaufgabe ausgewählt wurden. Von diesen reichten 16 Büros einen Beitrag für die Aufgabe ein.

Die Auslobung des Realisierungswettbewerbs setzte hohe Anforderungen an eine nachhaltige und ressourceneffiziente Planung und Umsetzung des Neubauvorhabens. Soweit möglich und mit der vorgesehenen Nutzung vereinbar, soll nach dem Lowtech-Prinzip geplant werden, bei dem robuste, wartungsarme und einfache bauliche Lösungen gegenüber komplexen technischen Lösungen den Vorzug erhalten. Die Energieeffizienzfestlegungen für klimaneutrale Neu-/Erweiterungsbauten und Gebäudesanierungen des Bundes (EEFB) werden eingehalten.

Für den östlich angrenzenden Luisenblock Ost II soll ein separates städtebauliches Wettbewerbsverfahren durch den Senat von Berlin ausgelobt werden, dessen Ergebnis dann die Grundlage für ein anschließendes Bebauungsplanverfahren bilden soll. Die Terminplanung ist derzeit in Abstimmung.

Ab dem 20. März 2024 werden alle Wettbewerbsbeiträge im Ernst-Reuter-Haus, dem Berliner Dienstsitz des BBR, präsentiert.

Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)