7. Mai 2024

Österreichischer Bauherr:innenpreis für die Altstadt Hohenems

Bregenz (pm) – Die „Wiederbelebung“ der Altstadt in Hohenems ist mit dem Bauherrenpreis der österreichischen Architektinnen und Architekten 2023 ausgezeichnet worden. Unter der Leitung von Markus Schadenbauer wurden historische Gebäude in Hohenems saniert und neue hinzugefügt, was zu einem revitalisierten und lebendigen Stadtbild führte, hieß es von der Jury. Die Zentralvereinigung der Architekt:innen Österreichs gab am Freitag die Gewinnerinnen und Gewinner des ZV-Bauherr:innenpreises im Festspielhaus Bregenz bekannt. Aus 110 Einreichungen wurden 25 Projekte von den Nominierungsjurien in den Bundesländern ausgewählt. Die Hauptjury, bestehend aus Angelika Fitz, Regula Harder und Florian Nagler, ermittelte die diesjährigen drei Preisträger.

© Schadenbauer

Die Marktstraße von Hohenems umfasst in erster Baulinie etwa vierzig aneinandergebaute Häuser mit historischer Bausubstanz sowie teilweise untergeordnete Gebäude in zweiter Baulinie, welche vor Beginn der Überlegungen nahezu durchgehend desolat waren. Ähnliches galt für die Harrachgasse. Eine massive Verkehrsbelastung der Innenstadt über viele Jahre führte dazu, dass nur mehr eine Handvoll Geschäfte sowie eine überschaubare Anzahl von Bewohnern in der Innenstadt verblieben sind. Erst die Entlastung durch die Verlegung der Landesstraße über die „Stadtspange“ und die Unterschutzstellung durch das Bundesdenkmalamt ermöglichte es, Überlegungen zur Wiederbelebung anzustellen.

Die vorhandenen Qualitäten der Innenstadt – deren mannigfaltige Geschichte noch ablesbar ist – sowie das nahezu vollständig erhaltene Ensemble und das hohe Verkaufspotential der Liegenschaften ermöglichte es, ein „Gesamtkonzept“ für die Marktstraße und in weiterer Folge für die Harrachgasse zu entwickeln. Schritt für Schritt konnten die Häuser privat erworben, denkmalschutzgerecht und hochwertig saniert bzw. maßvoll nachverdichtet werden. Interessante fuß- und fahrradläufige Durchgangssituationen als Querverbindungen zur Marktstraße konnten geschaffen werden. Teilweise verbaute und private Innenhöfe, sowie rückwärtige Gärten wurden neu gestaltet und öffentlich zugänglich gemacht.

Neben einem ausgewogenen und vielfältigen Nutzungsmix aus Einkaufen, Leben, Wohnen und Arbeiten ist das Schlüsselelement die Handelsnutzung der straßenseitigen Erdgeschosse mit hochwertigen, eigentümergeführten und aufeinander abgestimmten Ladenlokalen.

So hat sich die Hohenemser Innenstadt mittlerweile als eine Art „Gründerzentrum“ für Handel, Gastronomie und Dienstleistungen etabliert. Es wurden Läden wie ein Bioladen mit Café, eine Goldschmiedin, eine Floristin und ein Schreib- und Spielwarenladen angesiedelt.

Bei dem seit 2010 laufenden Projekt Marktstraße/Harrachgasse ging es in einer ersten Phase 2014- 2017 um die Sanierung von fünf alten und anschließend um den Bau von zwei neuen Häusern, welche von Bernardo Bader geplant wurden. Sie bilden ein höchst heterogenes Ensemble, manche stehen mit dem Giebel, manche mit der Traufe zur Straße, unterschiedlichen Höhen und Fassaden-Texturen. Die des Hauses Marktstraße 31 ist reizvoll floral strukturiert, andere sind rau oder ganz glatt verputzt. In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt nun in einer eleganten, schön aufeinander abgestimmten Farbigkeit anstatt der bisher knallig grellen.

Die beiden neuen Gebäude Harrachgasse 3 und 3a sind mit 50 cm starken Ziegelsteinen gemauert und – ohne Wärmedämmung – mit Kalk verputzt. Das Satteldach ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt, das flach geneigte Dach der Kinderbetreuung mit Kupfer.

© Darko Todorovic

Die Gebäude Marktstraße 27, 29, 31 und 33 sowie Harrachgasse 5 wurden sensibel saniert. Im Eingang des Hauses Nr. 27 wurde etwa der grobe Natursteinboden genauso wie das wunderschöne Kreuzgratgewölbe aus der Entstehungszeit im frühen 17. Jahrhundert beibehalten, die steile hölzerne Stiege wurde neu gemacht. Die Dachstühle wurden teilweise neu ausgebaut, hofseitig wurden Loggien bzw. Balkone errichtet, was die Lebensqualität der Bewohner deutlich steigert.

Ebenso wie das Jüdische Viertel ist auch die Marktgasse nun eine Begegnungszone, deren Vorteile von Einheimischen wie Besuchern immer mehr geschätzt werden.

Projekttitel: Wiederbelebung der Marktstraße und Harrachgasse, Hohenems, Vorarlberg
Fertigstellung:Sommer 2022
Bauherrschaft:Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs-GmbH (Bauherrenvertretung
bzw Projektentwicklung) für die Sanierungen und Nachverdichtungen; Stadt Hohenems und für die Begegnungszone
Architektur: Phase 1: Bernardo Bader Architekten;
weitere Phasen: Architekten Nägele Waibel, Georg Bechter Architektur + Design;
Imgang Architekten, Hein Architekten, ma.lo ZT GmbH zusammen mit DI Michael Egger
Freiraum: Stadtland Büro für Raum- u. Landschaftsplanung;
lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh


Quelle: Bernardo Bader Architekten