8. Mai 2024

Ökologische Transformation im Bau: CO2-Reduktion mit Stahl


Düsseldorf (pm) – Die Erreichung der ambitioniert gesetzten Klimaziele hängt von vielen Faktoren ab. Eine Branche, die bereits seit Jahren daran arbeitet, „grün“ zu werden und die einen entscheidenden Beitrag leisten kann, ist die Stahlbau-Branche. Was zu tun ist, liegt auf der Hand: eine umfassende Transformation zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in Verbindung mit einer deutlichen CO2-Reduktion. „Das Bauen mit Stahl ist schon heute grüner als andere Bauweisen: In Deutschland und Westeuropa produzierter Profilstahl ermöglicht Tragwerke mit einer CO2- Einsparung von rund 35% gegenüber der typischen Betonbauweise – und das bei 100%iger Kreislauffähigkeit“, so Dr.-Ing. Christian Flertmann, Geschäftsführer bauforumstahl e.V.

Ressourceneffizienz: Einmal produzieren, immer wieder nutzen

Architekten und Planer schätzen am Stahl, dass er mehr als jeder andere Baustoff Bauwerke mit filigraner Tragkonstruktion auf solider statischer Grundlage erlaubt und der planerischen Fantasie kaum Grenzen setzt. Stahl punktet gegenüber anderen Baustoffen aber auch durch seine fast grenzenlose Recyclingfähigkeit. Einmal hergestellter Stahl wird in einen unendlichen Kreislauf geführt. Abfälle werden gegen Null reduziert, endliche Ressourcen geschont und der CO2-Fußabdruck reduziert. Stahl kann immer wieder aufs Neue eingeschmolzen und als neues Produkt eingesetzt werden. Die einzige Herausforderung dabei: Der Recyclingprozess ist energieintensiv und zum Teil noch mit der Emission u.a. von CO2 verbunden. Mitglieder des bauforumstahl e.V. weisen allerdings in der neuen Umweltproduktdeklaration (EPD) nach, dass die von ihnen produzierten Langprodukte (Walzprofile und Stabstahl) in der Herstellung fast 60 % weniger CO2 ausstoßen als der Marktdurchschnitt der in Deutschland eingesetzten Stahlbauprofile. Die gleichen Baustahlprodukte bieten die stahlerzeugenden Mitglieder noch einmal als speziell CO2-reduzierte Version an, die durch den Einsatz von 100 % grünem Strom beim Schmelzprozess den Wert der Verbands-EPD noch einmal fast halbiert: von 560 kg CO2 auf rund 340 kg pro Tonne Stahl. Beide Varianten sind sofort verfügbar. Auch hier zeigt sich, dass viele Stahlhersteller bereits mitten in der Transformation stecken. Selbst das Ende der Hochofentechnologie ist eingeläutet. Neue Anlagen für das Direktreduktionsverfahren mit Wasserstoff sind schon im Bau. Damit wird sich mit „grünem Wasserstoff“ „grüner Stahl“ herstellen lassen.

Re-Use: Gebrauchen statt verbrauchen

Noch günstiger und mit Stahl sehr gut machbar ist eine Kreislaufwirtschaft ohne den Zwischenschritt Recycling. Die Wiederverwendung von gebrauchten Bauteilen, zum Beispiel die Demontage einer alten Stahlkonstruktion und die Neumontage in einem aktuellen Stahlbauprojekt, stellt einen sofort umsetzbaren und wirkungsvollen Schritt zur Verbesserung der CO2-Bilanz dar. Auch hier punktet Stahl gegenüber anderen Baustoffen durch seine geradezu perfekten Eigenschaften. Denn Stahlkonstruktionen sind mit ihren lösbaren Verbindungen und den oft standardisierten Bauteilen sowie den genormten Trägerabmessungen besonders für die Wiederverwendung geeignet. Die Herausforderung ist allenfalls, die Regeln zu beachten, die Rechtssicherheit schaffen. Um Bauteile wieder einsetzen zu können, ist entweder eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) oder eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG) erforderlich. Dies kann durch technische Prüfungen, Gutachten oder Re-Zertifizierungen bzw. Re-Qualifizierungen erfolgen. Auf europäischer Ebene ist dazu eine „Technical Specifikation Reuse auf structural steel“ in Arbeit, die regeln soll, wann welche Prüfungen erforderlich sind. Wenn man diese Hürden nimmt und gebrauchten Stahl wiedereinsetzt, ist der Einsatz sofort nahezu CO2-frei. Wir als Verband setzen uns dafür ein, die Wiederverwendung von Stahlbauteilen zu vereinfachen.

Heute eingebauter Baustahl wird garantiert CO2-neutral recycelt oder direkt wiederverwendet. Das ist der Grundgedanke jeder Nachhaltigkeitsstrategie: den zukünftigen Generationen Wertvolles hinterlassen, statt unlösbare Probleme.

Dr.-Ing. Christian Flertmann, Geschäftsführer bauforumstahl e.V. © bauforumstahl e.V.

Quelle: bauforumstahl e.V.