Wiesbaden (pm) – Die gif Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung e.V. und die IRE|BS International Real Estate Business School stellen in einer neuen Studie Ansätze für einen standardisierten Bewertungsrahmen für soziale Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft vor. Trotz signifikanter Fortschritte im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit, die durch Initiativen wie die UN-Agenda 2030 und den EU Green Deal gefördert wurden, fehlt es nach wie vor an einem klaren, messbaren Konzept für soziale Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche.
„Während der EU Green Deal und die Grüne Taxonomie bereits konkrete Leitlinien für ökologische Ziele bieten, bleibt im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit noch viel zu tun,“ betont Prof. Dr. Tobias Just, Studienleiter an der IRE|BS. „Es fehlt sowohl an einer einheitlichen Definition als auch an standardisierten Bewertungsinstrumenten, obwohl gerade die Immobilienbranche eine Schlüsselrolle für soziale Sicherheit und Wohlergehen in unserer Gesellschaft spielt.“ Das Gutachten zeigt, dass bestehende Ansätze zur sozialen Nachhaltigkeit oft zu allgemein formuliert sind und nicht auf die speziellen Anforderungen der Immobilienbranche eingehen. „Es geht nicht nur um bezahlbaren Wohnraum – technische Standards sowie die Förderung sozialer Interaktionen müssen ebenso in einem Bewertungsrahmen berücksichtigt werden“, erklärt Leonie Müller-Judex, Mitautorin der Studie.
Die Idee zur Erarbeitung dieser Studie wurde von der gif Kompetenzgruppe Wohnen initiiert, mit maßgeblicher Beteiligung der Projektteilnehmer Dr. Nikolas Müller, Lisa-Maria Homagk, Dr. André Scharmanski und Dr. Christian von Malottki. Die Studie basiert auf der Analyse von 154 internationalen Veröffentlichungen, von denen 80 konkrete Ansätze zur sozialen Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft bieten. Sie machen jedoch deutlich, dass viele dieser Ansätze, die sich auf Arbeitsbedingungen und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz konzentrieren, nicht ausreichend in die Tiefe gehen.
Ein zentrales Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, bestehende Bewertungsansätze zu harmonisieren und praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Branche zu erarbeiten. „Wir haben Indikatoren und Instrumente identifiziert, die messbar und vergleichbar sind und somit klare Leitlinien für Projektentwickler, Investoren und Asset Manager über mehrere Nutzungsarten bieten“, erläutert Hannah Salzberger, Mitautorin der Studie. Eine der wesentlichen Empfehlungen der Studie ist die Differenzierung von Maßnahmen nach ihrer allokativen oder distributiven Wirkung sowie nach ihrem privaten oder gemeinschaftlichen Nutzen. „Diese Differenzierung hebt das soziale Potenzial von Maßnahmen stärker hervor“, so Salzberger weiter. Ziel ist es, die Vielfalt der Konzepte sozialer Nachhaltigkeit zu standardisieren und deren Akzeptanz in der Immobilienbranche zu erhöhen.
„Die Standardisierung ist längst überfällig“, betont Prof. Dr. Verena Rock, Präsidentin der gif. „Nur durch klare und einheitliche Bewertungsstandards des Schlüsselfaktors S kann die Immobilienbranche ihrer Verantwortung für eine sozial nachhaltige Entwicklung in Europa gerecht werden.“ Die vorliegende Studie stellt ein Rahmenwerk zur Verfügung, das relevanten Stakeholdern einen ergebnisorientierten Dialog zur Zielvereinbarung des Schlüsselfaktors S ermöglicht. Bereits im März 2023 veröffentlichte die gif die Publikation „Soziale Nachhaltigkeit bei Wohnimmobilien – Ein Baukasten mit messbaren Kriterien“ unter der Leitung von Dr. Nikolas Müller und Prof. Dr. Maike Brammer, Leiter der gif Kompetenzgruppe Wohnen. (vgl. https://gif-ev.com/onlineshop/)
Die Studie finden Sie online unter: https://gif-ev.com/produkt/schluesselfaktor-s-soziale-nachhaltigkeit-in-der-immobilienwirtschaft-auf-dem-weg-zu-einem-europaeischen-bewertungsstandard/
Quelle: gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V.