Stuttgart (abki) – Der Südwestrundfunk (SWR) hat in Tübingen ein neues Studio bezogen. Der vom Büro LRO geplante Neubau ersetzt das Studiogebäude von 1954 und bildet zugleich den Auftakt für die künftige Quartiersentwicklung auf dem Österberg.
Als Solitär formuliert das kompakte Haus einen architektonischen Identifikationspunkt im neuen städtischen Gefüge – mit Offenheit in alle Richtungen, stimmiger Materialität und einem zukunftsfähigen Energiekonzept.

Städtebauliche Setzung und Erschließung
Der Baukörper begleitet mit seiner schmalen, zurückhaltend gegliederten Silhouette den Schwung von Straße und neuer Quartierszufahrt. Er verzichtet auf Rückseiten – alle Fassaden sind als Vorderseiten ausgebildet.
Ein öffentlicher Weg führt talwärts an einer waldseitig orientierten Terrasse vorbei zur Universität. Im zweiten Obergeschoss ermöglicht eine Loggia weite Ausblicke über die Baumkronen der Umgebung. Der Vorplatz vor dem Eingang schafft eine großzügige Geste zum öffentlichen Raum hin und gewährt erste Einblicke in den „Live-Point“, der wechselnden Sendeformaten Raum gibt.
Materialität und Fassadengliederung
Der geschosshohe Sockel aus wiederverwendeten Ziegeln macht die Geländeneigung erfahrbar und erdet das Gebäude haptisch wie visuell. Die oberen Geschosse sind als Massivbau in Stahlbeton ausgeführt, mit grobem Putz und versetzt stehenden Fensterbändern, deren Zick-Zack-Form eine horizontale Gliederung erzeugt.
Diese Bandfassaden vergrößern optisch die innenliegenden Räume und leiten den Blick ins Tal. Die Loggia und die zum Wald orientierte Terrasse schaffen weitere Außenbezüge. Der Eingang ist mit einem Sichtbetondach überdeckt, das sich zurückhaltend in die Fassadengliederung einfügt.

Innenräumliche Organisation und Flexibilität
Das Foyer öffnet sich zu einem öffentlichen Bereich, der flexibel nutzbar ist – etwa für Veranstaltungen, Empfänge oder kleine Gruppenformate. Im Zentrum des Gebäudes befindet sich ein massiver Sichtbetonkern mit Holztüren, der in Kontrast zu den hellen Wandflächen und verglasten Flurwänden steht.
Zwei Großraumbüros in den Obergeschossen sind über eine skulpturale Wendeltreppe miteinander verbunden. Kleinere Studios und Büroeinheiten sind funktional abgerückt. Durch weitgehenden Verzicht auf tragende Innenwände lassen sich Raumgrößen leicht anpassen. Die Erschließungsflächen sind minimiert und in das offene Grundrisskonzept integriert.
Technische Infrastruktur und Nachhaltigkeit
Das Gebäude entspricht dem KfW-55-Standard und wurde mit langlebigen, reparaturfähigen Materialien geplant. Beheizt und gekühlt wird über ein Erdsondenfeld, das auch zur freien Kühlung im Sommer genutzt wird.
Die Dachfläche ist extensiv begrünt und mit Photovoltaikmodulen belegt, wodurch die Wärmepumpen CO₂-neutral betrieben werden können. Heiz- und Kühldecken sind akustisch wirksam integriert. Der gesamte Neubau ist weitgehend barrierefrei und über Aufzüge erschlossen.
Der Neubau des SWR-Studios zeigt, wie sich flexible Arbeitswelten, nachhaltige Energiekonzepte und städtebauliche Qualität in einem klaren architektonischen Ausdruck verbinden lassen – und schafft zugleich einen neuen identitätsstiftenden Ort in Tübingen.

Quelle: LRO GmbH & Co. KG, Hilfsmittel: KI, Lektorat: Archoitekturblatt