8. Mai 2024

Netzwerk-Partner von »80 Sekunden – Neues Bauen« beraten Ergebnis des Kanzler-Gipfels zum Wohnungsbau

(v.l.n.r.): Markus Fuhrmann (Gropyus AG), Fabian Grothues (VIVAWEST), Niklot von Bülow (Züblin), Robert Kroth (80 Sekunden - Neues Bauen), Uwe Eichner (VIVAWEST), Rainer Reppert (Schüco) und Alexander Rychter (Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen) (c) 80 Sekunden

München (pm) – Am Rande der EXPO Real in München haben sich führende Partner aus dem „80 Sekunden“ Netzwerk für mehr, schnelleres und nachhaltigeres Bauen zu einem Strategie-Gespräch getroffen. Gemeinsam treten sie dafür ein, dass mehr Wohnraum in Deutschland entsteht. „Wenn nach der Planung der Bundesregierung jedes Jahr 400.000 Wohnungen gebaut werden sollen, müsste alle 80 Sekunden eine davon fertig werden“; formuliert Robert Kroth, Co-Founder von 80 Sekunden, den Ansatz des Netzwerkes. Über den Weg dahin und die Einschätzung des aktuellen 14-Punkte-Plans der Bundesregierung aus dem Wohnbaugipfel im Kanzleramt tauschten sich Uwe Eichner, Vorsitzender der Geschäftsführung von VIVAWEST, Niklot von Bülow, Direktionsleiter bei Züblin, Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, Rainer Reppert, Head of Key Player Management bei Schüco, und Markus Fuhrmann, CEO der Gropyus AG, aus.

VIVAWEST-Chef Uwe Eichner machte noch einmal den Widerspruch in der derzeitigen Situation klar, in der von der Wohnungswirtschaft verlangt werde, neue Einheiten in großem Umfang zu bauen: „Letztlich wird es uns nicht einfacher gemacht, sondern nur nicht noch schwerer. Darin kann ich noch keine Verbesserung erkennen. Die Politik kann leicht Forderungen aufstellen und kleine Maßnahmen anbieten, um die enorme Verteuerung der Baukosten ein wenig abzufedern. Letztlich sind trotzdem 37 Prozent der Baukosten vom Staat verursacht.“ Die Wohnungsbauunternehmen müssten zudem sehr umfangreich in die energetische Sanierung des Bestandes investieren, um dessen Wert angesichts immer restriktiverer gesetzlicher Vorgaben zu sichern. „Es ist auch nach dem Gipfel fraglich, ob da noch etwas für den Neubau übrigbleibt.“

Kritisch äußerte sich auch VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter: „Der Bau der Wohnungen, die heute fertiggestellt werden, hat bereits vor der Krise begonnen. Und sie reichen schon jetzt nicht aus.“ Wenn nicht in kürzester Zeit mit wirklich relevanten Maßnahmen gegengesteuert werde, könne sich der Wohnungsmangel zum gesellschaftlichen und politischen Sprengstoff entwickeln. „Es braucht neue, innovative Lösungen statt althergebrachter Konzepte“, sagte Rychter.

Eine solche Lösung kann das serielle Bauen sein. Gropyus setzt das bereits sehr erfolgreich um. CEO Markus Fuhrmann: „Zusätzliche Freiräume für Gebäudetypen der Klasse E und eine bundesweite Typengenehmigung, wenn das Modell bereits in einem Bundesland abgenommen wurde – das können Schritte in die richtige Richtung sein. Voraussetzung ist, dass es nun auch konsequent umgesetzt wird. Wir werden das sehr wachsam verfolgen.“

Letztlich brauche es gerade bei solchen innovativen Konzepten auch eine stärker integrierte Vorgehensweise der verschiedenen Partner am Bau, unterstrich Schüco-Manager Rainer Reppert. „Es wird nicht besser, wenn bis ins kleinste Detail staatlich verordnet wird, wie wir bauen sollen. Unser Job ist es zu Bauen. Das können wir besser als die Politik.“ Dennoch müsse auch die Wirtschaft eine neue Offenheit z.B. für die Digitalisierung entwickeln. Dekarbonisierungs-Lösungen könnten auch zu einer wirkungsvollen Differenzierung der deutschen Bauindustrie beitragen.

Dem stimmt auch Züblin-Direktionsleiter Niklot von Bülow zu: „Es braucht das Vertrauen des Staates in die Kompetenz und Innovationskraft der Branche.“ Um mehr, schneller und nachhaltiger Bauen zu können, brauche die Branche in erster Linie Kontinuität und Freiräume. Zudem müssten Standards kritisch hinterfragt werden. „Was hier in Deutschland Sozialwohnungs-Standard ist, ist zum Beispiel in Schweden schon Premium. Wir müssen entscheiden, ob wir uns dabei nicht selbst im Wege stehen.“

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass es einen echten Dialog zwischen der Bau- und Immobilienbranche und der Politik braucht. Nicht vorbereitete Programme und Reden, sondern Zuhören und echten Austausch. Deshalb wollen alle Teilnehmer die Plattform „80 Sekunden“ ausbauen, um einen solchen Dialog auf Augenhöhe führen und in konkrete Lösungen übersetzen zu können. Initiator Robert Kroth: „Es geht nicht allein um staatliche Förderungen. Wir brauchen Wumms, aber auch Grips.“ Am 15./16.Mai 2023 findet die nächste Baustellenbesprechung „80 Sekunden – Neues Bauen“ in Berlin statt.

Quelle: digitalis365 GmbH