29. März 2024

Nachhaltigkeit im Großformat: Projekt Montagne du Parc in Brüssel mit dem Austrian Green Planet Building® Award 2022 ausgezeichnet

Paris/F (pm) – Der neue Hauptsitz der Großbank BNP Paribas Fortis sollte städtebaulich sowie in Bezug auf Design und Infrastruktur neu positioniert, in die heterogene Nachbarschaft integriert und zur Stadt hin geöffnet werden. Weitere Vorgaben waren ein schonender Umgang mit Boden und Ressourcen, Energieeffizienz im Betrieb sowie eine hohe Aufenthaltsqualität.

200 Jahre nach Gründung der Bank ist am selben Ort, Montagne du Parc, ein architektonisches Statement entstanden, das nicht nur bezüglich Energie, Ressourcen und Struktur Nachhaltigkeit beanspruchen darf, sondern auch ästhetisch, sozial und kulturell. Die Bilanz zur Eröffnung: Brüssel und BNP Paribas Fortis erhalten eine Architektur, die den Ort aufwertet und allen Mitarbeitern der Bank am Standort Brüssel mit 4.100 Arbeitsplätzen ein inspirierendes Haus bietet.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

 

Max Jadot, CEO der BNP Paribas Fortis Bank, bilanziert: „Unser neues Gebäude, das anlässlich des 200-jährigen Bestehens unserer Bank eingeweiht wurde, ist ein Symbol für unsere Mission, gemeinsam eine positive Zukunft zu gestalten. Es wurde entworfen, um mit der Zeit zu gehen, und ist technologisch auf dem neuesten Stand, vor allem aber ist es ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit. Dieser einzigartige Ort im Herzen von Brüssel, der in der lokalen Gemeinschaft verankert ist, wird unseren Kollegen die Möglichkeit bieten, unter den besten Bedingungen zusammenzuarbeiten. Er ist zugleich offen und verbindend, perfekt in seine Umgebung integriert und fördert den Austausch.“

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

 

„Das große Haus ist dank seiner Geometrie in allen Dimensionen sanft in sein Umfeld eingebettet und öffnet sich mit seiner Arkade sowie den begrünten Innenhöfen zur Stadt. Umhüllt wird es von einem Gewand, dessen Muster das Ergebnis eines präzise gesteuerten Prozesses ist. Die komplexe Erscheinung wird mit einer sehr effizienten Methode erzeugt und schafft damit etwas Besonderes“, ergänzt Martin Neuwirther, Projektleiter, Baumschlager Eberle Architekten.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

Kreislaufwirtschaft avant la lettre

Baumschlager Eberle Architekten agierten nachhaltig von Anfang an: So sicherte der schonende, stockwerkweise Abbau der Vorgängergebäude mit seinem charakteristischen Sockel und den beiden Türmen dank Materialtrennung und -recycling wertvolle Ressourcen. Zudem wurde die mächtige unterirdische Wanne weiterverwendet. Ein ökologisches Zeichen setzt auch die Reduktion der Autostellplätze auf ein Minimum und die hohe Anzahl an Fahrradstellplätzen.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

 

Martin Neuwirther präzisiert: „Insbesondere die Umsetzung der Gebäudehülle mit den zugrundeliegenden Prozessketten wurde von uns nachhaltig geplant und organisiert: Transport und Verarbeitung des grünen Granulats der Stützen liefen ökologisch optimiert ab, die Herstellung der etwa 1300 fast ausnahmslos unterschiedlichen Stützensegmente erfolgte mit wiederverwendbaren Einlagen aus heimischem Holz, und beim fließenden Dach, dessen Form zwischen den unterschiedlichen Gebäudehöhen im Quartier vermittelt, wurde der Ressourcen-Einsatz durch eine Rippen-Konstruktion optimiert.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

Poetisch: Grün schimmernde Säulen

Außen liegende tragende Stützen prägen das Erscheinungsbild des Gebäudes. Das Exoskelett aus 300 Säulen wirkt wie ein umhüllendes Gewand, dessen Muster das Volumen zähmt. Für die polychrome Wirkung sorgt ein grün schillerndes Granulat aus Fuchsit: durch eine Variation des Säulenquerschnitts wird dieses Grün in Teilberei- chen sichtbar. In der frontalen Ansicht zeigen sich die Fassaden als zarte, elegante Tragwerke, in der Halb-Totalen ergibt sich eine Verdichtung der Stützen, die das Thema des Gebäudeverlaufs intensivieren und Gebäudekanten betonen. An den Hoffassaden verstärken horizontale Bänder aus Faserbetonfertigteilen mit einem vertikalen Relief die fließenden Formen und die der Höhenverläufe des Daches; sie wirken zudem als fester Sonnenschutz und beherbergen eine zusätzliche steuerbare Beschattung.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

 

Raumerlebnis und Flexibilität für New Ways of Working

Als konstruktive Fixpunkte definierten Baumschlager Eberle Architekten drei große Kerne, in die zusätzlich zu den Treppenhäusern alle Hilfsfunktionen wie Sanitärräume und Technik integriert sind. Diese „harten“ Elemente liegen in einer„weichen“ Schale aus Holzlamellen, und diese weichen Formen prägen und ordnen den Raum.

Alle festen Einbauten folgen dem Raumfluss. In den überwiegend offenen Büroflächen sind formelle Treffpunkte sowie akustische und visuelle Maßnahmen integriert, ohne das Raumerlebnis zu stören; nahe den Kernen liegen informelle Treffpunkte in„kitchenettes“. Alle Bereiche, in denen man sich länger aufhält, erhalten viel natürliches Licht. So ermöglicht diese Struktur hohe Aufenthaltsqualität und die Umsetzung verschiedener Varianten eines New Way of Working.

Das Atrium als vertikales Element verbindet vier Geschosse miteinander – und damit die Funktionen Restaurant, temporäres Arbeiten, Treffen, Entspannen. Öffnungen schrauben sich von der Ebene der „unteren Stadt“ auf die Ebene der„oberen Stadt“, auf der sich das Atrium mit einem Bogen zur Esplanade hin fortsetzt. Alles steht in einer balancierten Spannung. Auch im Atrium ist alles auf eine maximale Erfahrung des Raumflusses und möglichst flexible Nutzung hin entwickelt.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

 

Offen für andere Nutzungen

Montagne du Parc ist ein hochflexibles Gebäude: Die Regelgeschosse sind in unabhängig voneinander nutzbare Bereiche teilbar. Obwohl als Bankzentrale beauftragt, lässt das Gebäude vielfältige Nutzungen zu. Arkaden, Höfe und ein Aufzug, der die beiden Stadtniveaus verbindet, sind öffentlich zugänglich. Das Erdgeschoss, dem Straßen- niveau folgend, über zwei Ebenen laufend, bietet Raum für Shops, Gastronomie und öffentliche Nutzungen.

Baumschlager Eberle Architekten
(c) Cyrille Weiner, CW

 

Passivhaus Label

Die Nutzung des bestehenden unterirdischen Volumens als saisonaler Speicher mit 14.000 m3 Wasser trägt maß- geblich zu einem hocheffizienten Betrieb und hohem Komfort bei: azyklisch wird der Speicher im Sommer zur Kühlung verwendet; im Winter ist die auf diese Weise gespeicherte Abwärme für eine angenehme Temperierung nutzbar. Dank der saisonalen Wärmespeicherung benötigt das Gebäude keine fossilen Brennstoffe, und der Ener- gieverbrauch für Kühlung und Heizung beträgt maximal 15 kWH /m2 /Jahr, was dem Gebäude das Label „Passiv- haus“ verleiht. Das Dach des Gebäudes mit seiner fließenden Form ist eine grüne Landschaft, weitestgehend frei von technischen Aufbauten: 5.500 m2 Lebensraum für Bienen, Vögel und eine große Vielfalt von Pflanzen. Einge- bettet darin sind Photovoltaik-Paneele, die nachhaltig Energie für den Betrieb des Gebäudes und darüber hinaus ihren Beitrag zur Nutzenergie liefern. Noch mehr Grünfläche – etwa 1.400 m2 – bietet Montagne du Parc in den Innenhöfen und rund um das Gebäude.

Pressemitteilung: Baumschlager Eberle Architekten