11. Dezember 2024

Nachhaltige und innovative Projekte erhalten Heinze ArchitekturAWARD 2024

Celle (pm) – Der Architekturwettbewerb von Heinze wurde zum 14. Mal in Folge verliehen. Insgesamt sind 291 Wettbewerbsbeiträge von Architektur- und Planungsbüros sowie von Studierenden aus Deutschland und Österreich eingegangen. Die besten elf Projekte wurden von einer renommierten Jury im Rahmen des Klimafestivals von Heinze und BauNetz in Berlin überreicht und wurden mit einem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro gewürdigt.

Wettbewerbsbeiträge wurden in der Jurysitzung gegenübergestellt und bewertet

Elise Pischetsrieder hatte den Juryvorsitz inne. Die Gründerin und Geschäftsführerin von weberbrunner berlin wurde von Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen, Gründerin des Fachplanungsbüros C5 GmbH für nachhaltiges Bauen, sowie von Prof. Amandus Samsøe Sattler, ensømble Studio Architektur, unterstützt.

Die Jury würdigte die herausragendsten Beiträge in sechs Kategorien sowie drei Nachwuchsprojekte. Zusätzlich verlieh die Jury einen Sonderpreis, während der Publikumspreis durch die Projekt-Likes der Besucher auf heinze.de vergeben wurde.

Die Preisträgerprojekte 2024

Bestes Projekt in der Kategorie „Bildung + Gesundheit + Soziales“
Campus-Kindergarten – Umbau einer Telefonzentrale in Merseburg
Aline Hielscher Architektur

Die Jury würdigt den Mut für die Ertüchtigung eines unspektakulären und scheinbar wertlosen Gebäudes. Die ehemalige Telefonzentrale erfährt eine neue Nutzung mit hochwertigem Innenausbau und minimalem Eingriff in den Bestand, welche sich aus der vorhandenen Struktur auf wunderbare Weise entwickelt. Das Raumprogramm wird ganz selbstverständlich in der vorhandenen Struktur mittels einer gefühlvollen und architektonisch ansprechenden Umsetzung realisiert. Das Projekt zeichnet sich durch eine zurückhaltende Farbgebung und die Verwendung natürlicher, biogener Materialien im Innenausbau aus. Hervorzuheben ist die Stärkung des ländlichen Raums durch die Bereitstellung einer infrastrukturellen Einrichtung, welche in den Hochschulcampus mit angegliedertem Studentenwohnheim eingebettet ist.

Bestes Projekt in der Kategorie „Freizeit + Lifestyle + Retail“
Kunstraum Kassel
Innauer-Matt Architekten ZT

Die Jury lobt im Besonderen die kreislaufgerechte, monolithische Holzkonstruktion in hoher handwerklicher Ausführungsqualität. Im Innenhof der Kunsthochschule Kassel bildet der Neubau eine angemessene Resonanz zum denkmalgeschützten Bestand, mit natürlichen Materialien sowie der nötigen Zurückhaltung. Das Konstruktionsprinzip wird dabei zum gestaltprägenden Element mit Bezug auf die umgebende Bebauung. Trotz der räumlich begrenzten Lage entwickelt das Gebäude eine Großzügigkeit im Innenraum gleichermaßen wie in der Fassadengestaltung, welche auf holzbaugerechten Spannweiten und linearen Achsmaßen basiert. Dadurch erhält das Gebäude eine schlanke, filigrane Anmutung. Doppelstützen und Zangenkonstruktionen ermöglichen die Aufnahme der mobilen Trennwände und sorgen für eine flexible Bespielbarkeit des Kunstraums. Die kassettenartige Fassade gibt dem Gebäude eine Tiefe sowie eine klare Struktur.

Bestes Projekt in der Kategorie „Quartier + Mischnutzung“
Wohnanlage Friedrich-Inhauser-Straße
stijn nagels | architecture atelier, cs-architektur Christoph Scheithauer

Die traditionell anmutende Wohnanlage der 80er-Jahre wird mit sichtbar neuen Materialien und Strukturen wie ein Rucksack aufgesattelt, wobei der Ursprungsbau identitätsstiftend ablesbar bleibt. Die alte Struktur trägt die junge Konstruktion. Nachvollziehbar und trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, total überraschend und schön. Die additive Staffelung der Baukörper erzeugt eine Vielseitigkeit, auch mit neuen Freiflächen in den Geschossen. Nach Meinung der Jury handelt es sich um ein attraktives Beispiel für eine gelungene Nachverdichtung von Bestandsquartieren der jüngeren Zeit. Die alten Giebel werden zu markanten und formprägenden Elementen der neuen Anlage und schaffen dadurch eine charismatische Gesamtwirkung.

Bestes Projekt in der Kategorie „Arbeit + Produktion + Infrastruktur“
CIC – Coppenrath Innovation Centre
KRESINGS

Die Nachnutzung dieses speziellen Gebäudetypus in städtebaulich schwierigem Kontext stellt eine große Herausforderung dar, die nach Meinung der Jury hier sehr gut gelöst wurde. Das vorgegebene Potenzial, auch durch die besondere Gebäudegeometrie, wurde erkannt und in hervorragender Art und Weise entwickelt. Die Einbauten aus Holz bilden in ihrer Farbigkeit und Haptik einen Kontrast zu den vorhandenen rohen Stahlbetonbauteilen und machen die Bestandsstruktur dadurch ausgezeichnet erlebbar. Dies wird noch unterstützt durch die Auskragung der Raum-in-Raum-Gebilde in Richtung des zentralen Innenhofs, womit die gekrümmte Gebäudeform geschickt inszeniert wird.

Bestes Projekt in der Kategorie „Wohnen + Beherbergung“
Wilhelmsruher Damm 142, Berlin – Umbau GESOBAU-Verwaltungssitz zu Seniorenwohnen
Anne Lampen Architekten BDA

Nach Meinung der Jury handelt es sich hier um ein eindrückliches Beispiel für die erfolgreiche Umnutzung eines Verwaltungskomplexes der 1970er-Jahre. Das Ursprungsgebäude wird durch die multifunktionale Nachnutzung umso interessanter. Die Mischnutzung mit unterschiedlichen Gewerbeflächen im Erdgeschoss und seniorengerechten Wohnungen in den Obergeschossen ist belebend und sinnstiftend. Durch die Verlegung der Gebäudehülle nach innen entstehen nutzbare Außenräume, welche die Wohnqualität zusätzlich erhöhen. Ein wesentlicher positiver Aspekt ist die mit diesem Projekt verbundene Erhaltung des sozialen Gefüges innerhalb des Quartiers.

Bestes Projekt in der Kategorie „Out of the Box“
Verschnitt
ASAP – Institut für nachhaltige und klimagerechte Architektur

Die Qualität dieses Projektes liegt nach eindeutiger Beurteilung der Jury in der Infragestellung der ursprünglich angedachten konventionellen Planung. Diese wurde zugunsten eines zirkulären Ansatzes auf Drängen der Auszubildenden des Unternehmens aufgegeben. Dies ermöglichte die Nachverwendung von vorhandenen, größtenteils ausgemusterten Baumaterialien, wie Stützen aus Altholz oder Verschnitt von Schaltafeln, die in der Holzrahmenbauweise der tragenden Wände einer kreislaufgerechten Nutzung zugeführt wurden. Die zirkuläre Bauweise wird auch in der lebendig anmutenden Fassadengestaltung deutlich sichtbar. Entstanden ist ein identitätsstiftendes Bauwerk, welches beispielhaft das Prinzip von Urban Mining und zirkulärem Bauen verkörpert.

Sonderpreis
Energiesprong 2426 / 1. serielle MFH-Sanierung (bewohnt) zum Passivhaus Plus
Zeller Kölmel Architekten

Die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden, insbesondere von Siedlungsbauten der 1960er- und 1970er-Jahre ist eine der baulichen Kernaufgaben unserer Zeit. Das Prinzip Energiesprong leistet hier einen wichtigen Beitrag für die Möglichkeiten einer seriellen, kostengünstigen Sanierung dieser Gebäude durch hohen Vorfertigungsgrad mit nachwachsenden Rohstoffen. Umgesetzt werden diese Vorhaben mit variablen Gestaltungsmöglichkeiten und angemessenen energetischen Zielen in einem ganzheitlich gedachten Sanierungsprinzip. So kann die Außenwandgestaltung beispielsweise je nach Ort und Kontext individuell variiert werden. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads und der kurzen Bauzeit wird die Realisierung im laufenden Betrieb gesichert.

Publikumspreis
Mensa Nord-Grundschule
FinkvonBusch Architektur GbR

Die Erweiterung der Mensa wurde innerhalb einer Remise im denkmalgeschützten Umfeld realisiert. Ein unsanierter Gebäudeteil, bisher als Lager genutzt, wurde energetisch saniert und die beiden Raumteile verbunden. Von Beginn an setzte sich FinkvonBusch für einen verantwortungsvollen Umbau mit ökologischen Materialien, Re-Use Bauteilen und nachhaltigen Konzepten ein. Das Bezirksamt als Bauherrschaft und die Schulleitung konnten von diesem Grundgedanken überzeugt werden. Mit dem Umbau und der energetischen Sanierung mit Innendämmung und Dachdämmung ging die Umstellung der Heizanlage auf eine Brennstoffzellenheizung und die Ertüchtigung der Küchentechnik mit erweiterter Ausstattung und einer Lüftungsanlage in einem Anbau einher.

Nachwuchspreise des Heinze ArchitekturAWARDs

Institut für zirkuläres Bauen – Perspektiven zur Wiederverwendung von Bauteilen
Valentin Topp, Bauhaus-Universität Weimar

Die Besonderheit bei dem Projekt ist, dass ihm ein Pre-Demolition-Audit vorausging. Hervorzuheben ist die sorgfältige und tiefgehende Recherche und Erfassung der gebrauchten Bauteile sowie deren konkrete Integration in den Entwurf. Grundlage hierfür war die Erstellung eines Bauteilkatalogs mit Hunderten verfügbaren Baustoffen, deren Materialeigenschaften und Dimensionierungen präzise erfasst wurden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Schaffung neuer vorfabrizierter Elemente durch Transformation der vorgefundenen Bauteile. So ist auch die Tragstruktur aus wiederverwendeten Stahlbauteilen geplant. Das Institut für zirkuläres Bauen ist ein Ort, an dem theoretische Grundlagen und Praxisanwendung erlebbar und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit zukünftigen Bauweisen angeregt werden.

Projekt Furi – Tanz aus der Reihe
Antonia Stöcker, Technische Universität Braunschweig

Angesichts des herrschenden Wohnraummangels ist die vorliegende Arbeit ein wunderbarer Beitrag dazu, ineffizient genutztem Wohnraum in Einfamilienhäusern entgegenzuwirken. Die Anzahl der Nutzer von bisher zwei bis drei Personen pro Wohneinheit kann durch typologische Erweiterungen auf bis zu acht Personen erhöht werden. Dies wird durch die Umstrukturierung der Grundrisse und Entwicklung neuer Erschließungskonzepte und Aufstockungen ermöglicht. Besonders hervorzuheben ist die sorgfältige Bestandsaufnahme und -analyse von Reihenhäusern der 60er- bis 90er-Jahre. Diese diente als Basis für die Entwicklung zahlreicher Varianten zur Umstrukturierung des Bestands. Die Übertragbarkeit des Konzepts wird anhand realer Projekte belegt.

Von Grund Auf – Das Quartier im Wandel
Nayeon Kim und Isabella Silva Altemani, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Der poetische Ansatz der baulichen Struktur im Sinne der gefalteten Erde und gestalteten Landschaft ist Grundlage der neuen Siedlungsstruktur. Die Topografie wird im doppelten Sinn genutzt: Der Erdaushub aus dem Hang wird als Baumaterial eingesetzt, um in geschichteter Form die räumliche, dem Landschaftsverlauf folgende Siedlungsstruktur zu schaffen. Die ungewöhnlich dichte Anordnung der baulichen Strukturen bietet spannende Zwischenräume, die den sozialen Zusammenhalt der Bewohnerschaft fördern. Die Verfasserin reflektiert damit die drei Grundsätze der Nachhaltigkeit: Effizienz, Konsistenz, Suffizienz. Die Jury würdigt zudem den Umfang der Ausarbeitung vom Städtebau bis ins Detail.

Quelle: Heinze GmbH