18. April 2024

Konjunkturumfrage: Bauwirtschaft meldet noch befriedigende Geschäftslage

Stuttgart (pm) – Die Baukonjunktur im Land zeigt sich zum Jahresende 2022 noch stabil, gleichzeitig haben sich die Erwartungen für 2023 spürbar eingetrübt. Dies ergab eine Konjunkturerhebung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg im November. Demnach melden 73 % der befragten Mitgliedsunternehmen eine befriedigende oder gute Geschäftslage. Für die nächsten Monate rechnen jedoch fast 63 % der Firmen mit einer rückläufigen Entwicklung. Auch bei den Umsätzen erwarten die Betriebe deutliche Einbußen. „Steigende Bau- und Finanzierungskosten sowie die unsichere gesamtwirtschaftliche Situation haben die Nachfrage erheblich gebremst“, erläutert Hauptgeschäftsführer Thomas Möller.

Deutlich nach unten weist die Entwicklung vor allem im Wohnungsbau. Diese Sparte war in den letzten Jahren eine wichtige Stütze der Baukonjunktur. Doch die hohen Bauleistungspreise sowie der Anstieg der Hypothekenzinsen haben viele Häuslebauer und Investoren veranlasst, ihre Bauprojekte aufzuschieben. Entsprechend sind in Baden-Württemberg die Wohnungsbaugenehmigungen von Januar bis September 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 9 % zurückgegangen. Wie die Umfrage zeigt, befürchten 76 % der Baufirmen eine Verschlechterung der Geschäftslage im Wohnungsbau.

„Diese Entwicklung konterkariert die wohnungsbaupolitischen Ziele der Bundesregierung. Um die Wohnungsnot im Land zu bekämpfen und ausreichend neuen Wohnraum zu schaffen, muss die Politik die Rahmenbedingungen deutlich verbessern. Dringend notwendig ist vor allem eine Aufstockung der Fördermittel für klimafreundliche Neubauten. Die eine Milliarde Euro, die momentan für diesen Bereich vorgesehen ist, reicht bei Weitem nicht aus“, so Thomas Möller. Außerdem sei der für eine Förderung vorgegebene energetische Mindeststandard Effizienzhaus 40 viel zu hoch angesetzt. Angekurbelt werden müsse überdies der soziale Wohnungsbau. Hier fordert die Bauwirtschaft die Einführung einer speziellen Sonder-AfA.

Abgekühlt hat sich auch die Erwartung im Wirtschaftsbau. In dieser Sparte rechnen zwei Drittel der Baubetriebe 2023 mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung. Grund sind in erster Linie die ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven.

Im Öffentlichen Bau befürchten die befragten Unternehmen ebenfalls deutliche Rückgänge. Schon jetzt zeigt sich, dass wegen der höheren Bauleistungspreise bei gleichbleibenden Haushaltsmitteln effektiv weniger gebaut werden kann. Zudem haben viele Kommunen im Herbst nur noch spärlich Straßenbauvorhaben ausgeschrieben. „Gerade in der aktuell schwierigen Situation sind Bund, Land sowie Städte und Gemeinden gefordert, in ihre Infrastruktur zu investieren. Um die massiven Baupreissteigerungen auszugleichen und das Bauvolumen zu halten, sollten die Mittel entsprechend erhöht werden. Nur so können wichtige und lang geplante Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen im Straßen- und Brückenbau auch umgesetzt werden“, sagt Möller.

Hoffnungsvoll stimmt die weiterhin stabile Beschäftigtenentwicklung in der Bauwirtschaft. So gaben im Rahmen der aktuellen Konjunkturerhebung 74 % der Firmen an, dass sie im kommenden Jahr die Zahl ihrer Mitarbeiter auf dem aktuellen Stand halten wollen. 15 % beabsichtigen sogar eine personelle Aufstockung. Nur 11 % planen, Personal abzubauen. „Angesichts des demografischen Wandels sowie des enormen Baubedarfs der kommenden Jahre, etwa in der Infrastruktur und im Wohnungsbau, ist die Fachkräftesicherung für die Betriebe eine vordringliche Aufgabe“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Erfreulicherweise ist auch die Ausbildungsbereitschaft in den Mitgliedsbetrieben nach wie vor hoch: 58 % der befragten Bauunternehmen wollen 2023 die Zahl ihrer Auszubildenden halten, 31 % haben sogar vor, mehr Azubis einstellen. Damit dürfte die Lehrlingszahl in der baden-württembergischen Bauwirtschaft, die zuletzt zur Jahresmitte 2022 um 0,8 % auf knapp 5.869 gestiegen war, weiter auf hohem Niveau bleiben.

Pressemitteilung: Bauwirtschaft Baden-Württemberg