29. September 2025

Kommentare zur Zinssenkung der Europäischen Zentralbank

„Die EZB hat heute ihre Zinswende fortgesetzt. Auch am Markt für Immobilienkredite stehen die Zeichen auf Verbesserung der Finanzierungsbedingungen. Zusammen mit unseren Förderprogrammen, dem starken sozialen Wohnungsbau und den Steuersenkungen für den frei finanzierten und gemeinnützigen Wohnungsbau werden wichtige Impulse für eine Belebung im Wohnungsbau gesetzt.“

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

Immobilienwirtschaft: Die Bundesregierung sollte den Schwung der Zins-Senkung nutzen, um eine „Bau-Welle in Gang zu setzen“

Die heutige Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) sollte die Bundesregierung anspornen, Investitionen durch eigene mutige Schritte zu erleichtern. Steigende Baukosten plus rasant steigende Zinslasten hätten Investoren zuletzt „geradezu gelähmt“, sagte die Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Iris Schöberl. „Wenn die Regierung den Schwung der geplanten Leitzins-Senkung aufnimmt, könnte sie eine Bau-Welle in Gang setzen – ein Push am Wohnungsmarkt wäre dann endlich wieder realistisch.“ Schöberl: „Wohnungsmangel ist die große soziale Frage im Jahr 2024 – sie muss durch Abschied von überzogenen Vorschriften und staatlich verursachten Kosten beantwortet werden.“ Auch die Bundesländer dürften „nicht in Deckung bleiben“, sondern müssten „ihren Beitrag leisten“.

Der ZIA drängt, dass „aus den vorliegenden Plänen zur Erleichterung des Baurechts nun schnellstmöglich Entscheidungen werden“. Die Bundesregierung hätte einige Verbesserungen angestoßen, es fehle jedoch an Tempo und Mut. Schöberl: „2015 hat Deutschland stark reagiert und im Paragrafen 246 Freiräume für den schnellen Bau von Flüchtlingsunterkünften geschaffen. Das muss jetzt für den Wohnungsbau insgesamt passieren, und zwar ohne Abstriche.“ Bei den Plänen für den Gebäudetyp E sieht der ZIA sogar grundlegende Mängel. Regulierungs-Vorgaben, Nachhaltigkeits-Auflagen und Reporting-Anforderungen sollten einem kritischen Check unterzogen werden, um „Investitions-Hürden auf dem Weg zu räumen“.

Der ZIA beziffert die Neubaulücke in Deutschland auf etwa 600.000 Wohnungen und sieht die konkrete Gefahr, dass ohne Korrekturen in 2027 bis zu 830.000 Wohnungen fehlen.

Quelle: ZIA

ifo-Präsident Fuest nennt Zinssenkung „vertretbar“

Der ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Zinssenkung der EZB als „vertretbar“ bezeichnet. „Angesichts der sinkenden Inflation in den letzten Monaten und schwacher Konjunkturaussichten kann man eine Lockerung der Geldpolitik rechtfertigen“, sagte er am Donnerstag in München. „Allerdings ist zu beachten, dass die Inflation im Dienstleistungssektor noch über vier Prozent liegt. Insofern bleiben Inflationsrisiken. Weitere Zinssenkungen erscheinen nur dann angemessen, wenn der Rückgang der Inflation sich fortsetzt. Unmittelbare Auswirkungen auf die Konjunktur wird diese Zinssenkung nicht haben, weil sie an den Märkten schon eingepreist war.“

Quelle: ifo Institut

„Die heutige Zinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte kommt für uns wenig überraschend. Da die meisten Prognosen den Leitzins Ende 2024 wieder bei 3,5 Prozent sehen, liegt es nahe, noch von zwei weiteren Zinssenkungen von je 0,25 Prozent auszugehen.
Aus unserer Sicht ist es allerdings noch zu früh für Zinssenkungen. Denn bei genauer Betrachtung ist die Inflationsentwicklung nicht ganz so positiv, wie die deutsche August-Inflationsrate von 1,9 Prozent vermuten lässt. Diese Entwicklung ist nur kurzfristig und auf die stark schwankenden Energiekosten zurückzuführen. Schon im September könnte die Inflation wieder über 2,0 Prozent liegen. Maßgeblich ist außerdem nicht die deutsche Inflationsrate, sondern die Kerninflationsrate im Euroraum, die noch immer deutlich über dem Zielwert der Notenbank liegt.
Zwar wirkt eine Leitzinserhöhung in der Realwirtschaft nur mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren, aber die Reaktion an den Kapitalmärkten erfolgt schnell. Die Zinssenkung der EZB könnte bewirken, dass der Markt wieder mehr Inflation erwartet, was wiederum eine Erhöhung der langfristigen Zinsen verursacht. Hingegen hat die Leitzinssenkung selbst keinen großen Einfluss auf die Zinsen von zehnjährigen Finanzierungen, die für den Immobilienmarkt entscheidend sind. Auch baut die EZB derzeit die langfristigen Anlagen vorsichtig ab, was tendenziell auch zu höheren Zinsen führt.“

Francesco Fedele, CEO, BF.direkt AG

Quelle: BF.direkt

„Das aktuelle Zinsniveau ist gesund, damit können wir in der Immobilienbranche grundsätzlich wirtschaftlich arbeiten. Klar ist: Die alten Zinsniveaus sind Geschichte, auch wenn die EZB heute die Leitzinsen gesenkt hat und die USA dies auch tun werden. Die Erkenntnis hat sich auch auf den Immobilienmärkten durchgesetzt. Bei den Preisen haben wir mittlerweile die Bodenbildung erreicht. Daher ist jetzt der Zeitpunkt, an dem langfristig orientierte Investoren sich wieder konkret damit befassen, neue Investments zu tätigen und das Abwarten beenden. Family Offices und internationale Investoren sind hier schon einen Schritt weiter und tätigen erste Investments.“

Patrick Brinker, Head of Real Estate Investment Management, Hauck Aufhäuser Lampe

Quelle: Hauck Aufhäuser Lampe

„Die heutige Zinsentscheidung der EZB bestätigt die Erwartung der Marktexperten und ist im aktuellen Zinsniveau bereits eingepreist, so dass unmittelbar keine nennenswerte Änderung der Finanzierungskosten zu erwarten sind. Trotzdem ist die Zinssenkung eine gute Nachricht für die Immobilienbranche, weil Investoren jetzt sicherer sein können, dass der Zinspeak erstmal hinter uns liegt und Kaufpreise auf dieser Basis wieder seriöser kalkuliert werden können. Dies wird zu einem sukzessiven Anstieg der Transaktionsvolumina beitragen.“

Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden, Hamburg Commercial Bank

Quelle: Hamburg Commercial Bank

„Die EZB lässt mit der erneuten Senkung des Einlagenzinssatzes um 25 Basispunkte den Erwartungen der Marktteilnehmer und ihrem eigenen Wording Taten folgen. Der weitere Weg wird aber kein Spaziergang – vor allem die Preisentwicklung im Dienstleistungssektor wird für die EZB und den mittel- bis langfristigen Inflationspfad in Richtung EZB-Ziel herausfordernd bleiben. An den Immobilienmärkten sorgt die Zinssenkung für einen positiven psychologischen Impuls und wird zur weiteren Marktstabilisierung beitragen, auch wenn sie – wie auch an den Kapitalmärkten – bereits eingepreist ist.“

Prof. Dr. Felix Schindler, Head of Research & Strategy, HIH Invest

Quelle: HIH Invest