19. Mai 2024

Köln: Klima- und Ressourcenschutz als Leitbild für kommunales Bauen

Köln (pm) – Auf dem Weg zur Klimaneutralität möchte die Stadt Köln als Bauherrin noch stärker Vorbild in puncto Nachhaltigkeit sein. Hat sie bisher beim Planen und Bauen in ihren Vorgaben zu den Beauftragungen und Beschaffungen vor allem die Steigerung der Energieeffizienz während der Nutzungsphase der Gebäude nach Bau oder Sanierung im Fokus gehabt, will sie nun neue Schwerpunkte setzen. Künftig sollen Treibhausgase sowie Rohstoffe ebenso mitbetrachtet werden. Damit zahlen bald auch die Energieaufwendungen für Herstellung, Beschaffung und Transportwege beim Bauen, aber auch Sanieren, Instandsetzen und Entsorgen in die „Gesamtperformance“ mit ein. Um hier einen Schritt weiter voran zu gehen, lässt sich die Stadt dazu von externen Experten beraten.

Ausgewählte Pilot-Projekte der Gebäudewirtschaft durchlaufen insgesamt drei unterschiedliche Zertifizierungssysteme. Ziel ist es, potenzielle Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren, um noch nachhaltiger zu handeln. Darüber sollen die unterschiedlichen Systeme im Hinblick auf Aufwand und Nutzen miteinander verglichen werden. Die Bestandsaufnahme mit dem ersten Zertifizierungs-System ist nun abgeschlossen. Mit ihr wurde zunächst der Status quo ermittelt, ohne dass die Zertifizierung Einfluss auf den Planungsprozess von Anfang an gehabt hat. Das angewendete System bewertete dabei drei Indikatoren: Treibhausgas-Immissionen, Primärenergiebedarf und Material/Rohstoffe.

Betrachtet wurden vier bereits abgeschlossene Bauvorhaben, rückblickend auf ihre erreichte Ökobilanz nach Planung und Bau. Es handelt sich um Projekte aus dem ersten Maßnahmenpaket Schulbau mit General- und Totalunternehmen (Im Weidenbruch, Palmstraße, Severinswall, Sürther Straße), die daraufhin analysiert wurden, ob und was bei ihren Planungs- und Bauprozessen aus ökologischer Sicht hätte besser gemacht werden können.

Auffällig, aber auch nicht besonders überraschend: Das Projekt, dessen erste Planungsidee am längsten zurücklag, schnitt am schlechtesten ab (Grundschule Sürther Feld). Insgesamt, über alle drei Indikatoren betrachtet, schnitten die vier Projekte gemeinsam am besten im Bereich Energieeffizienz und am schlechtesten in puncto Material ab, da der Ausstoß von Treibhausgasen und die Schonung von Rohstoffen bisher kein Kriterium waren. Hier hätten mehr Baustoffe aus regenerativen Quellen wie Holz und hybride Bauarten eingesetzt werden können, um noch nachhaltiger zu bauen.

Insgesamt bestätigt die Untersuchung, dass der Baustandard der Gebäudewirtschaft bereits sehr hoch besonders im Bereich des nichterneuerbaren Primärenergieverbrauchs während der Nutzung ist. Ohne weiteren hohen Energie- sowie Ressourcenverbrauch in der Bauphase, ist dieser kaum noch zu optimieren. Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln hat sich bereits im Jahr 2004 eigene Energieleitlinien auferlegt und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt, die von Anfang an deutlich über die gesetzlichen Vorgaben und Energieeinsparverordnungen hinaus gingen. Alle Neubauten erfolgen seit Jahren in Anlehnung an klimafreundliche Passivhausbauweise. Die Bauweise wird „passiv“ genannt, weil der überwiegende Teil des Wärmebedarfs aus „passiven“ Quellen wie Sonneneinstrahlung und Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt wird.

Das größte, bislang ungenutzte, Potential liegt in der Verwendung von Recyclingbaustoffen und nachwachsenden Rohstoffen, die der Markt so zum Teil jedoch noch nicht in ausreichender Menge anbietet. Hier könnten die Transportwege sowie der Energieaufwand zur Aufbereitung die Ökobilanz wieder etwas verschlechtern, was mit beachtet werden muss. Die Optimierungsmöglichkeiten, etwa der verstärkte Einsatz von Recycling-Beton, Hybrid-Konstruktionen oder auch Holz-Alu-Fenstern statt reinen Alufenstern, werden aktuell durch die Gebäudewirtschaft geprüft.

Nach der Evaluation aller drei Zertifizierungen sollen daraus ableitbare und umsetzbare neue Nachhaltigkeitskriterien für künftige Beschaffungen und Beauftragung erstellt werden. Diese sollen perspektivisch in allen Projektphasen, in Architekturwettbewerben wie auch bei der Beauftragung von Planungs- und Bauleistungen berücksichtigt werden.

Der Evaluationsbericht ist im Ratsinformationssystem einsehbar unter: https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=111315

 

Pressemitteilung: Stadt Köln