20. April 2024

Klimaneutralität: Berlin diskutiert über die Zukunft des Wohnens und Bauens

Berlin (pm) – Berlin hat beim Klimaschutz viel vor. Eine große Baustelle ist die Wärmewende: Um bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden, müssen rund 360.000 Wohn- und Nichtwohngebäude der Hauptstadt umweltfreundlich mit Raumwärme und Warmwasser versorgt werden. Zusätzlich müssen alle Neubauten ressourcenschonend geplant und errichtet werden. Neben organisatorischen und technischen Herausforderungen auf dem Weg zu einer klimaschonenden Wärmeversorgung ist eine Schlüsselfrage, wie das sozial gerecht gelingen kann, damit Mieten auch für einkommensschwache Gruppen bezahlbar bleiben. Am 2. November 2021 tragen fünf führende Berliner Institute der Nachhaltigkeitsforschung auf der Tagung „Wissen. Wandel. Berlin. 2021“ Lösungsansätze für klimaneutrales Wohnen und Bauen zusammen und laden Akteure aus der Stadt zur Diskussion ein.

Welche Aufgaben stehen für den künftigen Senat bei der Wärmewende an und welche Handlungsspielräume haben Praxisakteure wie private Hauseigentümer*innen, Genossenschaften, Verbände und Handwerk? Seit anderthalb Jahren arbeiten die Institute im Forschungsverbund Ecornet Berlin mit finanzieller Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters, Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung daran, wie Berlin zentrale Zukunftsthemen wie Klimaschutz, Digitalisierung und nachhaltiges Wirtschaften angehen kann.

Klimaneutrales Wohnen und Bauen müssen Standard werden

„Wenn wir den Kollaps des Klimasystems verhindern und den politischen Zielen gerecht werden wollen, müssen klimaneutrales Wohnen und Bauen zum Standard werden“, erläutert Thomas Korbun, Sprecher des Forschungsverbunds und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). „Auf diesem Weg darf niemand zurückgelassen werden. Diesen Herbst und Winter spüren wir, wie steigende Preise für fossile Energie für viele Haushalte zur Belastung werden. Das Signal ist deutlich: Wir müssen konsequent auf erneuerbare Energien setzen und gleichzeitig unseren Energiebedarf durch wärmegedämmte und effizientere Gebäude drosseln.“

Klimaschutz mit Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen zusammendenken

Soziale, ökologische und technische Herausforderungen müssen konsequent zusammengedacht werden, um klimaneutrales Wohnen und Bauen für alle zu ermöglichen. Welche Lösungsansätze kommen infrage und welche Rolle können Kreislaufwirtschaft und digitale Technologien dabei spielen? Auf der Tagung kommen die relevanten Praxisakteure an einen Tisch – Expert*innen aus Architektur, Wohnungswirtschaft, dem Mieterverein, der Senatsverwaltung und der Bundespolitik.

„Uns ist es dabei wichtig, über den Berliner Tellerrand zu blicken und von den Perspektiven anderer Städte in Europa zu lernen. Daher bringen wir unsere Forschungsergebnisse in den Dialog mit Erfahrungen aus anderen Ländern“, erklärt Verbundsprecherin Anke Herold, Geschäftsführerin des Öko-Instituts. Impulse kommen aus den Vorreiterstädten Wien und Zürich. Dort werden energetische Sanierung und eine konsequente Dekarbonisierung der Wärmeversorgung von Gebäuden bereits in zahlreichen Maßnahmen und Experimenten zusammengedacht und vorangetrieben. Gerade Wien verknüpft diese Themen auch mit sozialem Wohnungsbau und bezahlbaren Mieten.

Workshops zu sozialer Gerechtigkeit, zirkulärem Bauen und Datengovernance

Über 25 Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutieren auf der Tagung mit den Gästen. In drei Workshops geht es um konkrete Lösungswege: Wie können Investments in energetische Sanierungsmaßnahmen und neue Energieerzeuger refinanziert werden, ohne dass der Zielkonflikt zwischen Klima- und Mieterschutz zum Hemmschuh wird? Wie kann Berlin mit seinen öffentlichen Gebäuden vorangehen und neue Standards setzen für Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit und nachwachsende Rohstoffe? Und wie können digitale Technologien, die den Strom- und Wärmeverbrauch in Wohngebäuden messen und optimieren, einen sozialen und ökologischen Mehrwert schaffen?

Die Ergebnisse der Tagung fließen in die praxisorientierten Projekte des Forschungsverbunds Ecornet Berlin ein, die das Ziel verfolgen, Berlin auf dem Weg zur sozialen und ökologischen Metropole spezifisches Wissen bereitzustellen.

Tagung kann im Livestream verfolgt werden. Die plenaren Teile der Tagung mit mehreren Impulsen, Inputs sowie zwei Paneldiskussionen werden im Internet live gestreamt. Alle Informationen über die Tagung und zur Anmeldung gibt es unter: http://www.ecornet.berlin/jahrestagung-2021.

 

Pressemitteilung: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig