Gastbeitrag – Die Abschaltung der 2G-Netze setzt viele Aufzugsbetreiber unter Handlungsdruck. Was jetzt zu tun ist und worauf sie dabei jetzt achten sollten
Ein Gastbeitrag von Jiyoon Kim, Schindler Deutschland

Die Modernisierung der deutschen Netzinfrastruktur hat für Betreiber älterer Aufzugsanlagen ernsthafte Konsequenzen. Nach der 3G-Abschaltung 2021 steht nun auch das 30 Jahre alte 2G-Netz vor dem Aus. Da viele Notrufsysteme noch auf 2G basieren, verlieren diese nach der Abschaltung ihre Funktionalität, was Stilllegungen zur Folge haben kann. Betreiber müssen daher schnell auf zukunftsfähige Systeme umrüsten.
Das Thema wird dringlich
Ein funktionsfähiges Zweiwege-Kommunikationssystem in Aufzügen ist Betreibern gesetzlich vorgeschrieben, um Verbindungen zur Notrufempfangsstelle sicherzustellen. Eine rechtzeitige Umrüstung ist dringend erforderlich, um Ausfallzeiten zu vermeiden. Betreiber, die dies versäumen, riskieren Ordnungsgelder und rechtliche Konsequenzen wegen Fahrlässigkeit oder vorsätzlichen Handelns.
Ist Ihre Anlage betroffen?
Aufzüge vor 2016/17 ohne Modernisierung haben oft noch 2G-Notrufsysteme oder analoge, kabelgebundene. Ihr Servicepartner kann Auskunft geben, ob eine Umrüstung erforderlich ist und ob das gesamte Notrufsystem oder nur das Übertragungsgerät ausgetauscht werden muss. Aufzüge, die älter als 30 Jahre sind, sollten vollständig modernisiert werden.
Richtige Lösung mit richtigem Partner finden
Betreiber von Aufzügen müssen entscheiden, ob sie verschiedene Dienstleister für Hard- und Software, Installation, Wartung, Notruf-Annahme und Personenbefreiung engagieren oder einen Partner wählen, der alles aus einer Hand bietet. Die Wahl ist nicht nur eine Kostenfrage. 4G-Gateways bieten verbesserte Sprachqualität, schnelleren Gesprächsaufbau und stabilere Verbindungen. Sie ermöglichen auch Zusatzservices wie digitale Fernüberwachung mit Stillstandsalarm. Dies reduziert Verzögerungen bei Entstörungen und ermöglicht eine frühzeitige Reaktion auf Anomalien, was die Stillstandzeiten um 33 Prozent senken kann. Erfahrene Technologie- und Servicepartner können aufgrund ihrer Datenanalysefähigkeiten präzisere Wartungs- und Reparaturanweisungen geben.
Hohe Bedeutung von Cyber-Sicherheit
Die Sicherheit digitaler Kommunikationsanlagen ist gesetzlich durch die TRBS 1115/Teil 1 und den Cyber Resilience Act geregelt. Es ist wichtig, auf Hersteller mit hohen Sicherheitsvorkehrungen zu setzen, um Eindringen in Systeme zu verhindern. Zertifizierungen wie IEC 62443 und interne Audits gewährleisten höchste Sicherheitsstandards. Eigenentwicklungen und leistungsstarke Hardware sind vorzuziehen, um kriminelle Angriffe auf Standardgeräte zu vermeiden. Geeignete 4G-Gateways bieten sichere VPN-Verbindungen, Notstromversorgung und Firmware-Aktualisierungen „over the air“. Die Sicherheitsstandards solcher Systeme müssen denen des Online-Banking entsprechen.
Fazit
Die 2G-Mobilfunknetze in Deutschland werden bald abgeschaltet. Dies führt bereits zu Kapazitätsmangel, Störungen und langsameren Verbindungen. Aufzugsbetreiber mit 2G-Notrufsystemen müssen dringend auf 4G-Gateways umrüsten, um rechtskonform zu bleiben und sollten dabei auf zukunftsfähige Technik und höchste Sicherheitsstandards setzen. Zusätzlich ermöglicht das neue System digitale Services wie Fernüberwachung, Stillstandsalarm und bedarfsorientierte Wartung.
Die Autorin
Jiyoon Kim ist Head of Digital Service Products bei Schindler Deutschland, Berlin.
Kim ist seit 2017 in verschiedenen Positionen für Schindler und die Schwestermarke Haushahn unter anderem als Prokuristin und Abteilungsleiterin für Qualität und Produktsicherheit verantwortlich.