Frankfurt (pm) – Die Finalisten des diesjährigen Internationalen Hochhaus Preises (IHP) stehen fest: Fünf Gebäude aus Asien, Australien, Europa und Nordamerika hat die Jury aus insgesamt 34 nominierten Hochhäusern aus 13 Ländern ausgewählt. Die Jury stellte bei ihrer Auswahl die Verantwortung der Gebäude für Umwelt und zukünftige Generationen in den Fokus. Der Preis wird in diesem Jahr zum zehnten Mal verliehen.
Der IHP gilt als der weltweit wichtigste Architekturpreis für Hochhäuser. Am 8. November 2022 wird das Gewinnerprojekt in der Frankfurter Paulskirche bekannt gegeben. Zusätzlich wird die Veranstaltung per Live-Stream übertragen. Der IHP wird von der Stadt Frankfurt am Main gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank verliehen. Das Gewinnerprojekt wird mit einer Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand und einem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro ausgezeichnet.
Die Finalisten des IHP 2022/23 im Überblick
Vancouver House, Vancouver, Kanada
Architektur: BIG – Bjarke Ingels Group, Kopenhagen, Dänemark / New York NY, USA
TrIIIple Towers, Wien, Österreich
Architektur: Henke Schreieck Architekten, Wien, Österreich
The Bryant, New York NY, USA
Architektur: David Chipperfield Architects, London, Großbritannien
Singapore State Courts, Singapur
Architektur: Serie Architects, London, Großbritannien / Multiply Architects mit CPG Consultants, Singapur
Quay Quarter Tower, Sydney, Australien
Architektur: 3XN, Kopenhagen, Dänemark
Der IHP richtet sich an Architekt:innen und Bauverantwortliche, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und die in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden. Die Jury beurteilt die nominierten Projekte mit den Kriterien: zukunftsweisende Gestaltung, Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Die Jury des Internationalen Hochhaus Preises 2022/23
Die internationale Jury bilden Experten und Expertinnen aus Architektur- und Ingenieurpraxis, Lehre und den Partnern des IHP (DekaBank, Stadt Frankfurt am Main und Deutsches Architekturmuseum):
Sven Thorissen, Direktor / Architekt MVRDV, Rotterdam – Juryvorsitzender
Eike Becker, Architekt / Gründungspartner Eike Becker Architekten, Berlin
Peter Cachola Schmal, Direktor Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main
Melkan Gürsel, Architektin / Partnerin Tabanlioglu Architects, Istanbul
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, vertreten durch Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main
Bart Lootsma, Professor für Architekturtheorie, Fakultät für Architektur, Universität Innsbruck
Victor Stoltenburg, Geschäftsführer Deka Immobilien Investment GmbH, vertreten durch Horst R. Muth, Leiter Projektmanagement Immobilien, Deka Immobilien GmbH, Frankfurt am Main
Matthias Schuler, Geschäftsführer / Gründer Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart
Jurybegründung / Über die Finalisten
Einigkeit bestand bei der Jury, dass die nominierten Gebäude die Kriterien mit besonderem Augenmerk auf die Frage der Verantwortung erfüllen. Oder, wie es der Juryvorsitzende Sven Thorissen (Direktor / Architekt MVRDV, Rotterdam) formulierte: „Was ist das Signal für die Zukunft?“ In diesem Zusammenhang wurde der Kategorie Nachhaltigkeit die höchste Priorität eingeräumt. Daraus ergab sich aus den 34 nominierten Projekten eine Shortlist mit fünf Finalisten:
Ein schlanker Wohnturm mit gemischt genutztem Sockel (Vancouver House), ein Ensemble für diverse Bürosysteme und Wohnungskonzepte (TrIIIple Towers), ein Mischnutzungshochhaus mit klassischem New Yorker Aufbau (The Bryant), ein vertikal angeordnetes Gerichtsgebäude mit Gartenterrassen (Singapore State Courts) und die Transformation eines bestehenden Hochhauses aus den 1970er-Jahren (Quay Quarter Tower).
Auf einem unwirtlichen Restgrundstück an der Haupteinfallstraße der kanadischen Metropole Vancouver realisierte BIG – Bjarke Ingels Group das Vancouver House. Die Form des skulpturalen Wohngebäudes entwickelte sich aus den städtebaulichen Parametern. Den Architekt:innen gelang es, erschwerende äußere Faktoren in ein prägnantes Konzept umzuwandeln. Darin sind sich Andrea Jürges (stellvertretende Direktorin Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main) und Horst R. Muth (Leiter Projektmanagement Immobilien, Deka Immobilien GmbH, Frankfurt am Main) einig. Laut Jürges hat BIG aus dem Nichts etwas geschaffen, eine tote Zone neu belebt und dabei einen Unort in ein urbanes Zentrum verwandelt. Für Muth „schwebt“ das Gebäude quasi in der Luft und gewinnt von Geschoss zu Geschoss mehr Fläche mit qualitativ hochwertigen und gut durchdachten Grundrissen.
Das einzige europäische Projekt unter den diesjährigen Finalisten sind die TrIIIple Towers in Wien von dem lokalen Büro Henke Schreieck Architekten. Direkt am Donaukanal gelegen, besteht das Ensemble aus drei kubischen, flexibel geplanten Wohntürmen, die miteinander zu kommunizieren scheinen und dabei den Übergang zwischen Innen und Außen auflösen. Sven Thorissen (Direktor / Architekt MVRDV, Rotterdam – Juryvorsitzender) hebt die differenzierte Kubatur, die gut organisierten Wohnungsgrundrisse und die Diversität an (kollektiven) Außenräumen als beispielhaft hervor.
Einen schlichten und eleganten Wohnturm planten David Chipperfield Architects in New York. Wie ein schon immer vorhandener Nachbar fügt sich The Bryant rücksichtsvoll in die umliegende Hochhauslandschaft von Midtown Manhattan ein. Dabei überzeugt das Gebäude mit klarer Formensprache und Eleganz, gepaart mit beispielhaftem Understatement. Melkan Gürsel (Architektin / Partnerin Tabanlioglu Architects, Istanbul) unterstreicht, dass das Gebäude ein Gefühl der Integrität vermittele. „Hier trifft Normalität auf Raffinesse“, so Bart Lootsma (Professor für Architekturtheorie, Fakultät für Architektur, Universität Innsbruck).
Eine neue, besondere Typologie eines vertikalen Gerichtsgebäudes stellen die Singapore State Courts von Serie Architects mit Multiply Architects und CPG Consultants dar. Neben den Gerichtssälen und Büroräumen umschließt die luftdurchlässige Fassade extensiv bepflanzte Freiräume. Für Peter Cachola Schmal (Direktor Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main) ist es „eine sehr willkommen heißende und angenehme Architektur für ein vertikales Gerichtsgebäude mit innovativer Typologie“.
Eine gelungene Transformation des Bestandes verkörpert der Quay Quarter Tower in Sydney von 3XN. Angesichts der Forderung nach einer Verringerung der Kohlenstoffemissionen und des CO2-Fußabdrucks, gewinnt die CO2-Bilanz von Gebäuden und der verwendeten Baumaterialien immer größere Bedeutung. Matthias Schuler (Geschäftsführer / Gründer Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart) ist daher der Meinung, dass die Strategie von 3XN, Baustruktur eines Bestandsgebäudes zu erhalten und ihn durch eine Erweiterung aufzuwerten, ein vorbildlicher Ansatz sei.
Internationaler Hochhaus Preis (IHP)
Der Internationale Hochhaus Preis wird seit 2004 alle zwei Jahre gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank ausgelobt. Seitdem wird er in partnerschaftlicher Kooperation vom DAM und DekaBank organisiert und finanziert und im Jubiläumsjahr 2022 bereits zum zehnten Mal verliehen.
Die bisherigen Gewinner des IHP
Norra Tornen, Stockholm, Schweden (2020)
Architektur: Office for Metropolitan Architecture (OMA)
Torre Reforma, Mexiko-Stadt, Mexiko (2018)
Architektur: LBR&A Arquitectos
VIA 57 West, New York NY, USA (2016)
Architektur: BIG – Bjarke Ingels Group
Bosco Verticale, Mailand, Italien (2014)
Architektur: Boeri Studio
1 Bligh Street, Sydney, Australien (2012)
Architektur: ingenhoven architects / Architectus
The Met, Bangkok, Thailand (2010)
Architektur: WOHA
Hearst Headquarters, New York NY, USA (2008)
Architektur: Foster + Partners
Torre Agbar, Barcelona, Spanien (2006)
Architektur: Ateliers Jean Nouvel
De Hoftoren, Den Haag, Niederlande (2004)
Architektur: Kohn Pedersen Fox Associates
Pressemitteilung: Deutsches Architekturmuseum (DAM), DekaBank