24. April 2024

Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie: EU-Ausschuss einigt sich auf Position – Kommentare

Berlin (pm) – Der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments hat heute seine Position zur Überarbeitung der Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie festgelegt. Die Ziele des Parlaments sind ambitioniert: Für den Neubau soll ein neuer Nullemissionsstandard eingeführt werden – ab 2026 für öffentliche Gebäude, für alle Gebäude ab 2028. Das Parlament will den von der Kommission vorgesehen Zeitplan damit noch einmal beschleunigen. „In der aktuellen Wohnungsbaukrise sind Richtlinien, die das Bauen teurer machen, absolutes Gift. Die verschärften Anforderungen, die die EU vorsieht, müssen durch eine erhöhte Förderung unterstützt werden. Es muss jetzt verstärkt die Bezahlbarkeit von Wohnraum in den Fokus gerückt werden – auf nationaler wie auf EU-Ebene“, so Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE.

Bei den Vorhaben der EU zur Sanierung sieht das anders aus. Hier setzt das EU-Parlament durch Mindestanforderung für die Gebäudeenergieeffizienz auf eine Sanierungspflicht für den ineffizientesten Gebäudebestand. „Für das Bauen im Bestand bringt die Sanierungspflicht einen großen Schub. Sie hat das Potenzial, die Sanierungsquote von aktuell circa einem Prozent endlich zu erhöhen und den Gebäudebestand effizienter zu machen.“ so Tim-Oliver Müller.

Auf europäischer Ebene wird zudem ein erster Schritt in Richtung einer Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken gemacht. Die Richtlinie sieht vor, zukünftig die sogenannte „graue Energie“ im Energieausweis des Gebäudes offenzulegen. Die Bauindustrie unterstützt diese ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden. Dies muss jedoch frühzeitig geschehen, sodass schon in der Planung Einfluss auf den CO2-Fußabdruck genommen werden kann. Der Plan der EU greift daher noch zu kurz.

Das EU-Parlament legt auch großen Wert auf Quartiersansätze, bei denen eine Vielzahl von Gebäuden effizient saniert, an effiziente Heiz- und Kältesysteme und Netze angeschlossen oder Gemeinschaften zur Nutzung von erneuerbaren Energien aufgebaut werden. Die Bauindustrie hat sich dafür eingesetzt, die Sanierung von zusammenhängenden Gebäudebeständen, sei es im Quartier oder als Portfolio, voranzutreiben, um damit Skaleneffekte für den Umbau zu einem effizienteren Gebäudebestand zu erschließen und begrüßt dieses Vorhaben ausdrücklich.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

 

EU-Energieeinsparziele gefährden Renovierungsmotivation

Bei der europäischen Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD) strebt das EU-Parlament höhere Ziele an als EU-Kommission und Mitgliedstaaten. Die Mitgliedstaaten hatten sich im Oktober 2022 zunächst auf eine Abschwächung der Regeln verständigt. Heute aber einigte sich der Industrieausschuss auf noch ambitioniertere Regeln als die EU-Kommission. Das geht nach Ansicht des Deutschen Baugewerbes in die falsche Richtung.

„Klimaschutz ist richtig, Bauen und Renovierung müssen aber machbar bleiben“, betont Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. „Die größte Herausforderung sind die Anforderungen an die Renovierung des bestehenden Gebäudebestands in den kommenden Jahren, um ein ähnliches Niveau wie bei Neubauten zu erreichen. Eigentümer sollten motiviert werden und nicht durch gesetzliche Maßnahmen gezwungen werden.“ Nach dem angenommenen Text sollen alle neuen Gebäude ab 2028 emissionsfrei sein, neue öffentliche Gebäude schon ab 2026 (die EU-Kommission hatte 2030 bzw. 2027 vorgeschlagen).

Ein grundsätzliches Problem bei der Festlegung von Mindeststandards und dem Erreichen bestimmter Energieeffizienzklassen ist vor allem, dass in den Mitgliedsländern der EU unterschiedliche Berechnungsmethoden und Kriterien sowie Energieeffizienzklassen bestehen. Die EU solle zunächst einheitliche Grundlagen schaffen, bevor sie versucht, einheitliche Anforderungen zu definieren. „Zu hoffen bleibt, dass die kommenden Verhandlungen der drei europäischen Gesetzgeber zu einem machbaren Gesetzeswerk führen“, so Pakleppa abschließend.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

 

Gebäudeeffizienz: EU-Parlamentsausschuss stimmt mit großer Mehrheit für Effizienzstandards in Bestandsgebäuden

Der Ausschuss des EU-Parlaments für Industrie, Forschung und Energie hat heute mit großer Mehrheit für die Einführung verbindlicher Mindesteffizienzstandards zur Sanierung der energetisch schlechtesten Bestandsgebäude durch die Mitgliedstaaten gestimmt.

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF: “Im Sinne der Klimaziele wäre mehr Ambition notwendig gewesen, doch mit dieser Kompromisslösung ist ein erster entscheidender und wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gebäudeeffizienz in Europa erreicht. Der Beschluss kann erhebliche, dringend benötigte Energieeinsparungen und damit Entlastungen für Mieterinnen und Mieter und andere Gebäudenutzende bringen. Es ist absehbar, dass die Standards kommen. Es gibt daher keinen Grund für die Bundesregierung, mit der Vorbereitung der geforderten nationalen Standards weiter auf Brüssel zu warten.”

Die Parlamentsposition muss noch im Plenum bestätigt werden.

Quelle: Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V.