20. April 2024

„Flatiron Building“ für Hildesheim

Architekturstudierende planen einen Neubau für die Bahnhofsallee 30

Masterstudierende der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten haben ein Gebäude für das Grundstück in der Hildesheimer Bahnhofsallee 30, Ecke Pepperworth geplant – das Grundstück erinnert an ein Bügeleisen und damit an das New Yorker Flatiron Building. (c) HAWK

Hildesheim (pm) – Unter der Überschrift „Flatiron Building für Hildesheim“ haben Studierende des Masterstudiengangs Architektur mit der Bebauung eines Grundstücks in der Bahnhofsallee 30 in Hildesheim eine fiktive architektonische Lösung zur Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich gefunden. Das Thema der Entwurfsaufgabe im zweiten Mastersemester an der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen am Standort Hildesheim bildet die Kette von Entwerfen, Konstruieren und Bauen ab, unter Berücksichtigung besonderer städtebaulicher, funktionaler, gestalterischer und konstruktiver Belange. Prof. Dr.-Ing. Till Böttger, Dipl.-Ing. Arch. Christoph Achterkamp und Ulrike Knauer M. Sc. haben die Entwürfe betreut.

Oft ist es so, dass eingeschossige und zweigeschossige Gebäude das Potenzial der Grundstücke und Belichtungsmöglichkeiten nicht ausreichend nutzen. Es bieten sich daher Entwicklungschancen für die Stadt, höhere Gebäude „anzubieten“. In diesem konkreten Entwurfsprojekt soll an die vorhandene Stadtstruktur der Stadt Hildesheim angeknüpft werden. Entscheidend dabei ist, dass das neu Gebaute das Selbstverständnis eines Bausteins der Stadt in sich trägt und zusätzlich neue zukunftweisende Ideen integriert und ausformuliert. Der konkrete Ort bildete den Ausgangspunkt unserer Betrachtung und stand fest. Das Grundstück, das an die Form einer Bügeleisenunterseite und somit an das „Flatiron Building“ in New York erinnert, befindet sich im Zentrum von Hildesheim in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Mithilfe von Kartierungen wurde dieser besondere Ort in der Bahnhofsallee, Ecke Pepperworth analysiert und städtebaulich betrachtet. Das vorhandene zweigeschossige Gebäude stand für die Entwurfsteilnehmerinnen und -teilnehmer zur Disposition.

Sowohl das Raumprogramm als auch der Umgang mit dem Bestand konnte von jedem Studierenden frei erarbeitet werden und bestimmt somit das Entwurfskonzept maßgeblich. Die vorgestellte und entworfene Materialität und deren konstruktive Umsetzbarkeit sollte aus dem Zusammenspiel von Ort und Programm herausgearbeitet werden.

„Runde Ecke“ von Franziska Dressler

Franziska Dresslers Konzept zeichnet sich durch organische Formen und eine Zierklinkerfassade aus (c) Franziska Dressler

Das von Franziska Dressler geplante Gebäude in der Bahnhofsallee in Hildesheim zeichnet sich durch eine Rundung im Süden des Grundstückes aus. Die vorhandenen Gebäudekanten des links angrenzenden Nachbargebäudes führen diese zunächst gerade weiter und antworten anschließend auf das schräg gegenüberliegende Gebäude, welches ebenfalls eine Rundung andeutet. Zudem bezieht sich der Entwurf auf die organische Straßen- und Grundstücksform. Franziska Dressler hat das Gebäude mit einem zweischaligen Mauerwerk geplant – es hebt sich durch eine Fassade mit Zierklinkerbändern ab. Die Besonderheit der Fassade bilden dabei die schrägen Laibungen, die auf der Süd-West Seite beginnen und sich über den Höhepunkt der Rundung in normale, dennoch tiefe Laibungen auflösen und somit den Blick sanft um die „Ecke“ leiten.

„Künstlerhaus“ von Bircan Kurt

Bircan Kurt stellt mit dem Entwurf die Kulturförderung in den Mittelpunkt (c) Bircan Kurt

Das Gebäude von Bircan Kurt steht an der gut zu erreichenden Straßenecke in der Nähe des Hauptbahnhofs und nimmt bei seinen Gebäudekanten und der Höhe Bezug auf die umliegenden Nachbargebäude. Für die Kulturförderung der Stadt hat Kurt ein Künstlerhaus für Residenzkünstlerinnen und -künstler aus anderen Städten und Ländern geplant. Das heißt, diese Kunstschaffenden sollen dort nicht nur arbeiten, sondern auch lehren und wohnen können und somit das kulturelle Interesse in Hildesheim stärken. Die Besonderheit des Entwurfs besteht zum einen in der Ausrichtung der Raumstruktur mit den massiven, tragenden Funktionskernen, wo Funktionsräume wie WC, Teeküche und Lager unterkommen, und zum anderen im Kontrast des Gesamtgebäudes zur leichten Pfosten-Riegel Fassade mit den vertikalen Aluminium-Lisenen. Das übergreifende Thema des Entwurfs besteht in der Kulturförderung.

„Laubengangwohnen“ Lea Telkämper

Die halbprivaten Balkone im Entwurf von Lea Telkämper betonen den Wohnaspekt des Co-Housings. (c) Lea Telkämper

Das Gebäude der Bahnhofsallee 30 markiert in Lea Telkämpers Entwurf als erhöhter Straßenabschluss die Ecke Bahnhofsallee/Pepperworth und nimmt als Verbindungspunkt zweier Straßen die Fluchten dieser sowie die Gebäudekanten der Nachbargebäude auf. Die Vor- und Rücksprünge der Laubengänge sowie die transluzenten, also teilweise lichtdurchlässigen „Einschnürung“ schaffen einen filigranen Körper, der das Gebäude weniger massiv wirken lässt und das Straßenbild auflockert. Die Balkone, die eine halbprivate Erweiterung der Wohnung darstellen, lassen sich als Schwellenraum individuell nutzen und aneignen. Sie bieten Raum zum Austausch der Bewohnenden und Besuchenden untereinander. Der Entwurf von Lea Telkämper steht hiermit unter dem Thema Co-Housing, also dem geplanten gemeinschaftlichem Wohnen.

Pressemitteilung: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen