20. April 2024

Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement beruft Experten für nachhaltigen Carbonbeton

Foto: Prof. Dr.-Ing. Christian Kulas

Biberach (pm) – Ressourcen schonen und Langlebigkeit erhöhen: Diese beiden Stoßrichtungen gelten als richtungsweisend für das Bauen von Morgen. Denn die Bauwirtschaft zählt zu den größten Emissionstreibern weltweit, Materialien und Verfahren muss der Industriezweig deshalb dringend überdenken. Das unterstreicht auch Professor Dr.-Ing. Christian Kulas (* 1978), den die Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement zum aktuellen Sommersemester für den Bereich Massivbau und insbesondere Stahlbetonbau berufen hat.

Kulas ist Experte für textile Bewehrungen und war zuletzt Geschäftsführer der solidian GmbH in Albstadt. Das Unternehmen hat sich auf innovative Fasermateriallösungen spezialisiert und bietet Innovationen für nachhaltige, nicht-korrosive Bewehrungen aus Carbon-, Glas- oder Basaltfasern an. Neuartige Produkte wie diese, so Kulas, könnten das Bauwesen und insbesondere den Betonbau zukunftsfähig machen. „Dabei soll kein Kampf der Werkstoffe entstehen, aber die Materialien gezielt dort eingesetzt werden, wo sie sinnvoll sind“, so der Bauingenieur.

Für eine Weiterentwicklung der Bauwirtschaft setzt sich auch die Hochschule Biberach (HBC) intensiv in Lehre und Forschung ein. Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Bau, Biotechnologie und Energie forschen interdisziplinär daran, alternative bioökonomische Lösungen in die Anwendung zu bringen. Dabei geht es um Werkstoffkombinationen mit biogenen Anteilen, Holzbau, robotergestützte Fertigungen sowie die Demontierbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Materialien.

Auch in der Berufungspolitik hat gerade die Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement neue Akzente gesetzt, zu nennen sind die Professuren für Zirkulärwirtschaft und Bau-Bioökonomie, Baulogistik, Digitalisierung von Bauprozessen sowie aktuell für Produktions- und Automatisierungstechnik.

Hier will auch der neuberufene Professor Kulas ansetzen und seine Expertise einbringen. Ab Mitte März wird er im Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen das Fach Stahlbetonbau lehren. Dabei ist ihm der Blick über den Tellerrand wichtig: „Stahlbeton ist der weltweit meistverwendete Werkstoff und hat natürlich seine Berechtigung. Doch in vielen Anwendungsfällen bringen alternative Materialien klare Vorteile“. Der Experte für Carbonbeton und nicht-metallische Bewehrungen nennt ein Beispiel: Sind Betonflächen von Brücken oder Parkhäusern stark durch Tausalze belastet, müssten sie aufwendig geschützt werden, damit der Betonstahl nicht korrodiert. Allerdings seien diese Schutzsysteme nicht besonders langlebig und könnten schon nach zehn bis zwanzig Jahren ihre Wirkung verlieren. „Das ist zu kurz – und weder ökologisch noch ökonomisch“, bringt es Prof. Christian Kulas auf den Punkt. Der richtige Einsatz von innovativen Werkstoffen verbessert die Ökobilanz von Bauwerken deutlich – und ihre Dauerhaftigkeit. In Baden-Württemberg etwa gebe es bereits einige Fuß- und Radwegbrücken aus Carbonbeton, die bis zu 50 Prozent weniger Gewicht und damit weniger Beton aufweisen als vergleichbare Stahlbetonbrücken, berichtet Kulas.

Der Transfer solcher Erkenntnisse in die Lehre ist Professor Kulas ein besonderes Anliegen, ebenso die praktische Anwendung zum Beispiel in der Baustoffprüfstelle der Fakultät. „Wer verschiedene Werkstoffe im Bauteilversuch beobachten konnte, entwickelt ein besseres Verständnis vom Tragverhalten einzelner Bauteile“, so Kulas mit Blick auf die Studierenden.

Professor Dr.-Ing. Christian Kulas hat selbst Bauingenieurwesen an der RWTH und FH Aachen studiert (Diplom). Für das Master-Studium wechselte er an die Hochschule Konstanz, seine Thesis entstand am Lehrstuhl für Massivbau der TU Dresden. Erste Berufserfahrungen sammelte er in einem Ingenieurbüro in der Schweiz, für seine Promotion ging er zurück an die RWTH Aachen und an den Lehrstuhl bzw. das Institut für Massivbau. Schon in seiner Masterarbeit hatte er sich mit textilbewehrtem Beton befasst, für seine Dissertation vertiefte er seine Expertise in diesem Bereich. Seine Promotion „Zum Tragverhalten getränkter textiler Bewehrungselemente für Betonbauteile“ schloss er mit magna cum laude ab. In Aachen sammelte Christian Kulas zudem Lehrerfahrung. Beides – seine wissenschaftliche und praktische Erfahrung – wird er nun in die Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement einbringen.

Pressemitteilung: Hochschule Biberach