26. April 2024

Fachkräftegipfel der Bundesregierung: Mehr Fachkräfte für Deutschlands Zukunft- Kommentare dazu

Berlin (pm) – Die Bundesregierung hat am 7. September 2022 auf einem Fachkräftegipfel den Entwurf ihrer neuen Fachkräftestrategie vorgestellt und mit den Spitzen der Arbeitgeber und Gewerkschaften sowie Vertreterinnen und Vertretern der Länder und kommunalen Spitzenverbände und der Bundesagentur für Arbeit über die darin enthaltenen Wege und Maßnahmen gegen den zunehmenden Fachkräftemangel beraten. Die Fachkräftestrategie soll im Herbst dem Kabinett zur Entscheidung vorgelegt werden.

Das Ziel der Fachkräftestrategie der Bundesregierung ist es, mit verschiedenen Maßnahmen und Gesetzen die Anstrengungen der Unternehmen und Betriebe zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften auch in unsicheren Zeiten zu unterstützen. Dabei sind für die Bundesregierung fünf Handlungsfelder zentral:

  1. Zeitgemäße Ausbildung
  2. Gezielte Weiterbildung
  3. Arbeitspotenziale wirksamer heben und Erwerbsbeteiligung erhöhen
  4. Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur
  5. Einwanderung modernisieren und Abwanderung reduzieren

Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil: „Für viele Betriebe ist die Suche nach Fachkräften schon heute eine existenzielle Frage. Und unser Land braucht Fachkräfte, um die Digitalisierung und den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu stemmen. Dafür brauchen wir jede helfende Hand und jeden klugen Kopf. Als Teil der neuen Fachkräftestrategie wollen wir deshalb eine Ausbildungsgarantie schaffen und die Weiterbildung stärken, indem wir ein Qualifizierungsgeld und die Bildungszeit einführen. Mit einem modernen Einwanderungsrecht sorgen wir außerdem dafür, dass mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu uns kommen. Gemeinsam mit den Unternehmen setzen wir alle Hebel in Bewegung, damit der Fachkräftemangel keine Wachstumsbremse für unser Land wird.“

Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger: „Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung, die wir mit der Fachkräftestrategie gemeinsam angehen. Wir brauchen dringend mehr kluge Köpfe und fleißige Hände für Wachstum und Wohlstand in unserem Land. Ein wichtiger Baustein der Strategie ist die Exzellenzinitiative Berufliche Bildung. Wir wollen damit die berufliche Orientierung ausbauen und insbesondere die Gymnasien stärker einbeziehen, Chancen für berufliches Weiterkommen mit dem Aufstiegs-BAföG gezielt verbessern und mit der beruflichen Begabtenförderung besondere Talente stärker als bislang fördern. Akademische und berufliche Bildung sind unterschiedlich, aber gleichwertig. Beide sind tolle Sprungbretter für ein erfolgreiches Berufsleben. Ebenso wollen wir die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse für Fachkräfte weiter optimieren. Denn wir müssen das Potenzial im Inland heben und gleichzeitig mehr Fachkräfteeinwanderung organisieren.“

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck: „Der Handlungsdruck ist hoch. Unsere Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte. Wir müssen gemeinsam mit der Wirtschaft, den Gewerkschaften und der Politik daran arbeiten, dass wir alle Fachkräftepotenziale nutzen und fördern – die inländischen wie die ausländischen. Wir müssen Aus- und Weiterbildung attraktiver machen und wir müssen uns deutlich stärker für Einwanderung öffnen und gemeinsam dafür werben, dass Deutschland ein weltoffenes Land ist mit interessanten und hochwertigen Arbeitsplätzen.“

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)

 

Kommentare

 

Fachkräftegipfel: Lösungen müssen an den Bedürfnissen des Mittelstands ausgerichtet sein

Den vorgestellten Entwurf einer neuen Fachkräftestrategie der Bundesregierung kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:
„Dass die Bundesregierung Unternehmen zur Gewinnung von Fachkräften unterstützen will, begrüßen wir sehr. Die baugewerblichen Betriebe haben in den vergangenen zehn Jahren rund 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und zudem bilden die baugewerblichen Unternehmen über 80 % aller Auszubildenden in der Bauwirtschaft aus. Dennoch braucht die mittelständisch geprägte Bauwirtschaft eine sinnvolle und passgenaue politische Flankierung zur Fachkräftesicherung. Hierzu bedarf es zum einen einer Unterstützung der Ausbildung, insbesondere in den überbetrieblichen Ausbildungszentren der Branche; und zum anderen einer erleichterten Zuwanderung von Fachkräften.

Hierzu sind aus Sicht der Bauwirtschaft jedoch Änderungen an der bisherigen Einwanderungspraxis notwendig. Die heute vorgestellten Impulse gehen an der Realität der vielen kleinen und mittelständischen Baubetriebe jedoch vorbei, da es für mittelständische Unternehmen äußerst schwierig ist, Fachkräfte im Ausland anzuwerben und zudem die juristischen Formalia zu erledigen. Hier brauchen wir deutliche Vereinfachungen.

Aus Sicht der Branche gilt es nun, kurzfristig, die Westbalkan-Regelung, die 2023 ausläuft, zu entfristen. Es sollte das bisherige Kontingent von 25.000 jährlichen Visa deutlich aufgestockt werden auf ca. 100.000.

Die Ausbildungszentren der Branchen brauchen konkret Unterstützung bei der Digitalisierung der Ausbildungsgänge und der technischen Ausrüstung sowie zur Abfederung der hohen Energiepreise, um den Lehrbetrieb aufrecht erhalten zu können.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)

 

Müller: 2030 fehlen uns mehr als 100.000 Bauarbeiter:innen

Zum stattfindenden Fachkräftegipfel, zu dem Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck zentrale Akteure aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik geladen hatten, äußert sich Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, wie folgt: „Wir haben seit dem Beschäftigten-Tiefpunkt 2009 ungefähr 460.000 Personen eingestellt, abzüglich der Rentenabgänge war dies ein Plus von knapp 207.000 Personen. Das hat keine andere Branche geschafft. Aber: Im Jahr 2030 fehlen uns über 100.000 Bauarbeiter:innen, besonders wegen unserer Altersstruktur. Wie für viele Branchen erhöht sich damit der Fachkräftedruck auch am Bau sowie die Notwendigkeit, mit attraktiven Rahmenbedingungen und interessanten Berufsbildern um Nachwuchs zu werben.

Die Gewinnung von Fachkräften stellt für immer mehr Unternehmen der Branche gleichzeitig das größte Risiko für ihr weiteres Wirtschaften dar. Daher begrüßen wir als BAUINDUSTRIE den ressortübergreifenden Ansatz der Bundesregierung, gezielte Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel zu ergreifen. Der Schulterschluss mit den Sozialpartnern erhöht dabei die Chance, am Ende gemeinsam tragfähige Konzepte zu erarbeiten. Aus Sicht der Bauwirtschaft muss dabei neben der Aktivierung aller in- und ausländischen Potenziale verstärkt daraufgesetzt werden, den bestehenden Personalpool durch Qualifizierung an der technologischen und digitalen Transformation zu beteiligen. Ein verstärkter Einsatz digitaler Werkzeuge, Methoden und Prozesse sowie der Abbau von Verwaltungsaufwand durch Vereinheitlichung von Vorschriften und die Verzahnung von Planen und Bauen können dazu beitragen, die Wertschöpfung auch bei geringerem Personaleinsatz zu steigern. Diesen Weg werden wir als BAUINDUSTRIE weiterverfolgen und unterstützen alle zweckmäßigen Ansätze gern mit unseren Strukturen und unserem Know-how.“

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.