
Berlin (pm) – Drei Fragen zum Thema Bestandsgebäudegrün an Dr. Gunter Mann, Präsident Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG).
Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Bestandgebäudegrün“?
Dr. Gunter Mann: Der Begriff „Bestandsgebäudegrün“ lässt sich so erklären: Dabei handelt es sich um die nachträgliche Begrünung von bestehenden Gebäuden durch Dach- und Fassadenbegrünung. Der große Vorteil: Wir verbrauchen keine weiteren Naturflächen, sondern nutzen ohne Flächenverbrauch eh schon vorhandene Strukturen, Gebäude und Bauwerke. Es gibt kaum ein Gebäude oder Bauwerk, das sich nicht begrünen lässt – man muss es nur wollen und, zugegebenermaßen, die ein und andere Hürde überwinden.
Warum ist das Thema so bedeutend, dass Sie ihm einen zweitägigen Fachkongress widmen?
Dr. Gunter Mann: Das Thema ist so aktuell und wichtig, dass wir damit auch drei Tage ausfüllen könnten! Es ist vielschichtig und wir haben die beiden Kongresstage thematisch so aufgebaut, dass sich die Vorträge wie ein roter Faden durchziehen: Von der Einführung über die Notwendigkeit und den Nutzen der nachträglichen Begrünung, aber auch Hemmnisse und Hürden, über die Herangehensweise und Marktbeteiligten zu Praxisbeispielen, Produkt- und Systemlösungen bis hin zu möglichen direkten und indirekten Förderungen. Eine begleitende Fachausstellung rundet die Fachvorträge ab.
Die nachträgliche Begrünung von Bestandsgebäuden ist so bedeutend, weil in der Regel unsere Hot Spots in dicht bebauten Räumen liegen und wir dort eigentlich keine andere Möglichkeit der Temperaturminderung haben, außer mit lebendigen, verdunstungs- und abkühlungsstarken Stadtgrün.
Wir begrünen derzeit etwa 15 % der jährlich neu hinzukommenden Flachdachflächen – das waren im Jahr 2023 etwa 10 Millionen Quadartmeter Dachbegrünung. Eigentlich viel, doch noch viel mehr wurde nicht begrünt … und das ist nun unser großes Potential!
Was sind die aktuellen Herausforderungen sowie kurzfristigen und langfristigen Ziele bei der Begrünung von bestehenden Gebäuden?
Dr. Gunter Mann: Die kurzfristigen Ziele des BuGG sind, den vielfachen Wunsch und der Notwendigkeit nach nachträglicher Begrünung von Gebäuden mit gebündeltem Fachwissen und möglichst vielen Praxisbeispielen gerecht zu werden. Das Wissen, viele Erfahrungen und geeignete Produkt- und Systemlösungen zur Dach- und Fassadenbegrünung sind vorhanden, wir müssen sie nun mit etwas Mehraufwand an bestehenden Gebäuden anwenden. Mehraufwand gegenüber dem Neubau, weil wir mit den örtlichen, objektbezogenen Gegebenheiten wie der Statik sowie dem Dach- und Wandaufbau umgehen und darauf reagieren müssen. Wir benötigen noch fachkundigeres und noch erfahreneres Personal – und sind damit bei den langfristigen Zielen! Fachkräftegewinnung. Und Fachkräfte zusammenführen, was beim Neubau einfacher als im Bestandsbau ist.
Dafür hat der BuGG einerseits den Leitfaden „Bestandsgebäudegrün“ im Rahmen des gleichnamigen BBSR-Zukunft-Bau-Forschungsprojekts erarbeitet und bietet andererseits verschiedene Veranstaltungsformate und Online-Fortbildungen an. Ebenso müssen mittelfristig Hürden wie Nutzung der öffentlichen Gehwege, partielle Begrünung von denkmalgeschützten Gebäuden und Pflegekonzepte angegangen werden.
Quelle: BuGG