Berlin (pm) – Das Geschäftsklima in der Haus- und Gebäudetechnik liegt mit einem Wert von -3 erstmals seit Erhebung der Daten durch B+L im negativen Bereich. Nach der sehr guten Konjunkturlage im Jahr 2021 trübt sich die Stimmung nach und nach merklich ein. Im Vergleich zum 3. Quartal 2021 ist das aktuelle Geschäftsklima um 56 Punkte gefallen.
„Die lange und heftig geführte Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und die Ungewissheit über die Auswirkungen der kommunalen Wärmeplanung auf die Heizung in den eigenen vier Wänden haben bei vielen Eigenheimbesitzern zu einer starken Verunsicherung geführt und wirken sanierungshemmend“, sagt Jens J. Wischmann, Geschäftsführer von VdZ und VDS. „Dämpfend auf das Neubausegment wirken zudem die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage und steigende Zinsen. Zwar begünstigen der Wunsch nach fossilfreien Heiztechniken, die Bereitstellung von Fördermitteln und die Vorgaben zur Erreichung der Klimaziele weiterhin die Sanierung. Aber längst nicht mehr in dem Maße wie noch vor einigen Monaten“, so Wischmann weiter.
Die Produktsegmente Heizung und Lüftung/Klima liegen aktuell noch im positiven Bereich. Aber auch hier ist seit dem 2. Quartal 2023 für den Bereich Heizung und seit dem 3. Quartal 2023 für den Bereich Lüftung/Klima eine Abschwächung der Konjunktur zu beobachten. Beide Bereiche haben damit ebenfalls einen Tiefpunkt erreicht, wenngleich das Geschäftsklima noch positiv ist.
Der Bereich Sanitär liegt mit einem Geschäftsklima von -32 deutlich unter dem Niveau der Bereiche Heizung und Lüftung/Klima. Damit liegt der Wert noch unter dem des 1. Halbjahres 2020, das von der starken Verunsicherung und den Verwerfungen durch den Ausbruch der Pandemie geprägt war. Die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage führt zu einer Zurückhaltung bei Investitionen in sogenannte Kann-Maßnahmen wie Badsanierungen.
„Wenn keine technischen Mängel vorliegen, verzichten immer mehr Eigenheimbesitzer auf die anstehende Badsanierung und ziehen andere Maßnahmen vor. Dazu zählen beispielsweise Dämmmaßnahmen, Fenster- und Heizungssanierungen oder die Installation einer Photovoltaikanlage“, erläutert Jens Wischmann.
Innerhalb des Wirtschaftsbereichs entwickeln sich die Teilbereiche Installierende Unternehmen, Großhandel und Industrie sehr unterschiedlich. Sowohl die Industrie als auch der Großhandel beurteilen die Konjunktur derzeit viel schlechter als die installierenden Unternehmen. Besonders augenfällig werden diese Unterschiede in der Sanitärbranche. Während die installierenden Unternehmen noch von einer positiven Geschäftslage ausgehen, sind die Auftragseingänge bei Industrie und Großhandel seit längerem eingebrochen. Die Lagerbestände der Industrie und des Großhandels sind im 3. Quartal 2023 bei der Mehrheit der befragten Unternehmen höher als üblich.
Jens Wischmann: „Die hohen Lagerbestände sowohl im Heizungs- als auch im Sanitärbereich, die nicht abverkauft werden, drücken auf die Stimmung in Industrie und Handel. In der Folge werden neue Aufträge vorerst nicht erteilt.“
Trotz der Eintrübung liegt das Geschäftsklima in der Haus- und Gebäudetechnik noch deutlich über dem ifo Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft. Das ifo Geschäftsklima ist seit dem 1. Quartal 2022 negativ, das SHK-Geschäftsklima erstmals seit dem 3. Quartal 2023.
Während die aktuelle Geschäftslage in der Haus- und Gebäudetechnik noch leicht positiv ist, verschlechtern sich die Geschäftserwartungen weiter.
Nach den Prognosen von B+L Marktdaten wird sich das wirtschaftliche Umfeld im In- und Ausland wieder verbessern. Dennoch wird sich die Bauwirtschaft bis 2024 schwächer entwickeln als andere Wirtschaftszweige. Entsprechend wird die Nachfrage nach Lösungen der Haus- und Gebäudetechnik auch 2024 in den meisten Märkten zurückgehen. Der prognostizierte Rückgang der Investitionen im Nichtwohnungsbau wird sich dabei insbesondere negativ auf Produkte der Heizungs- und Lüftungs-/Klimatechnik auswirken.
Quelle: VdZ e.V. – Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie