16. April 2024

Das schwarze Haus: Architektur von Nina und Michael Bohl

Das schwarze Haus (c) Nina und Michael Bohl

Wolfhagen (pm) – Im Neubaugebiet der nordhessischen Kleinstadt Wolfhagen liegt das in Holzrahmenbauweise errichtete schwarze Haus. Betont durch die dunkle Fassade, und dennoch eingebettet in eine dunkle Dachlandschaft liegt es in einer Nachbarschaft aus weißen Häusern mit dunkelgrauen Dächern und Fenstern. Es hebt sich hervor, und kann sich dennoch zurück nehmen. Auf dem schmalen Grundstück erstreckt sich das längliche Einfamilienhaus über 16m bei ca. 6m Breite. Das in Holzrahmenbauweise (Holzrahmen + Holzweichfaserplatte) geplante und vorgefertigte Haus ist mit den Wohnräumen gen Süd-Westen ausgerichtet, sodass der Fortlauf der Sonne ganztägig für einen unterschiedlichen Sonneneinfall sorgt. Das Haus verfügt über zwei Vollgeschosse. Ohne Dachüberstand und durch klare aber reduzierte Details entsteht ein skulpturaler Charakter, welcher durch die dunkle Fassade unterstrichen wird. Die Fassade des Hauses ist in sägerauer, heimischer Lärche in 3 unterschiedlichen Brettbreiten ausgeführt. Die gesamte Fassade ist mit einer dunkelgrauen Farbbeschichtung versehen worden, welche die natürliche Maserung und raue Struktur der Lärchenbretter sichtbar lässt. Bei der Fassadengestaltung wurde bewusst darauf geachtet, durchgehende Brettlängen, ohne horizontale Stöße, zu erhalten. Alle Detailpunkte, wie Fensterbänke, Blendrahmen und Schornstein sind in mattem schwarz gehalten, ebenfalls wurde die Dachentwässerung in mattem Schwarzzink gestaltet. Als Dacheindeckung wurde eine ebenfalls schwarze Beton-Flachziegel verwendet. Durch den zwar länglichen, aber dennoch kompakten, schmalen Baukörper und die zentrierte Anordnung der Sanitärbereiche konnten Baukosten kontrolliert und reduziert werden. Ebenfalls wurden Fensterformate, welche exakt auf die Fassadengliederung abgestimmt sind, vereinheitlicht, sodass keine vielen unterschiedlichen Formate existieren. Eine Unterkellerung wurde nicht vorgesehen.

Erdgeschoss

Der Zugang in das Einfamilienhaus erfolgt über eine eingeschobene Eingangsnische im Osten, welche durch einen mit Besenstrich versehenes Betonpodest betont wird. Das gesamte Erdgeschoss ist lediglich durch eine tragende, 8m lange, Längswand gegliedert. Entlang der tragenden Wand sind Nebenräume wie Hauswirtschaft, Vorrat und ein Dusch-WC angeordnet. Im westlichen Bereich des Erdgeschosses öffnet sich das Haus durch die offene Diele zu einem großzügigen offenen Wohn-Ess- und Koch-Bereich, welcher durch zwei großzügige und raumhohe Schiebelemente mit natürlichem Licht versorgt wird. Der Kochbereich ist einerseits zurückgesetzt, andererseits sich öffnend zum weiteren Wohnraum. Der gespachtelte Estrichfußboden im Erdgeschoss verleiht dem Wohnraum eine industrielle Note, welche jedoch mit der Geschossdecke, bestehend aus massiven BSH-Elementen, perfekt harmoniert. Zusammen mit den gespachtelten und weiß gestrichenen Wänden und der weiß-lasierten BSH-Decke entsteht im Erdgeschoss ein sehr strikter, teils industrieller, aber dennoch wohnlicher Charakter. Durch eine einläufige und offene Stahl- Holz-Treppenkonstruktion gelangt man in den privaten Bereich im Obergeschoss.

Obergeschoss

Im Obergeschoss setzt sich die Dielenstruktur des Erdgeschosses fort. Durch das verlängerte Treppenloch und den angrenzenden offenen Arbeitsbereich entsteht eine gut belichtete Wohn- bzw. Arbeitsdiele. Angrenzend an die Diele sind Schlafzimmer, zwei Kinderzimmer und ein Wannenbad angeschlossen. Der Dachraum ist komplett geöffnet – die klaren Fensterausschnitte in der Fassade ermöglichen auch hier eine optimale Belichtung der privaten Räume. Die Fensteröffnungen sind bewusst großformatig (meist quadratisch) gewählt worden – die Brüstungshöhen sind im gesamten Obergeschoss auf 45cm  hinabgesetzt – viele der weit auskragenden Fensterbänke dienen als Sitzmöglichkeiten für groß und klein. Durch den weiß geölten Lärchen-Dielen-Fußboden und die weiß gespachtelten Wände entsteht ein klarer wohnlicher Privatbereich im Obergeschoss.

Außenanlagen

Durch die an den Schiebeelementen angeordneten Holzterrassen aus Lärchenholz im Süden und Westen entsteht ein gleitender Übergang von Innen- zu Außenraum. Die Außenanlagen sind hierbei weitestgehend natürlich gestaltet. Um das Haus verläuft, ankommend an die jeweiligen Holz-Terrassen, ein Mosaik-Gehweg aus Beton-Gehwegplatten, in einem Kiesbett aus Alpenkies liegend, an welchen an den unterschiedlichen Stellen Pflanzbeete angeordnet sind. Die Materialien im Außenbereich – Holz, Beton und Kies – greifen Elemente aus dem Innenbereich auf, gleichzeitig bilden sie ein eigenes, harmonierendes Erscheinungsbild. Das Wirtschaftsgebäude, in 90° zum Wohnhaus stehend, grenzt den privaten Garten zur Herderstraße ab und bildet somit freie PKW-Stellplätze.

Versorgung

Beheizt wird das Gebäude über eine Brennstoffzelle, welche durch den vorhandenen Erdgas-Anschluss ebenfalls den Strom für das Einfamilienhaus produzieren kann. Im Außenbereich wird das Regenwasser in einer Zisterne gesammelt und dient der Gartenbewässerung.

Bauweise

Das gesamte Haus ist in Holzrahmenbauweise gefertigt. Durch die detaillierte Planung und Vorfertigung in der Zimmerei konnten Kosten verringert und Bauzeit verkürzt werden. Das Haus ist auf eine Stb.-Bodenplatte mit umlaufender Betonaufkantung aufgestellt worden. Die Innenwände sind ebenfalls in Holzrahmenbauweise und vorgefertigt erstellt. Die Geschossdecke ist aus massiven, vorgefertigten Brettschichtholzelementen, 20cm stark. Der Aufbau der Außenwand ist ein 160mm Holzrahmenbau, mineralisch per Einblasdämmung gedämmt, aufgedoppelt mit einer 60mm Holzweichfaserplatte. Innenseitig wurden die Holzrahmenwände mit OSB Platten ausgeführt und ausgesteift, gefolgt von einer Installationsebene von 40mm. Das Dach ist in gleichem Aufbau ausgeführt, als Eindeckung ist ein Flachbeton-Ziegel zur Ausführung gekommen. Die Decke besteht aus massiven Brettschichtholz-Elementen 200mm, welche unterseitig sichtbar gelassen und leicht weiß lasiert wurden, sodass die Maserung erhalten werden konnte. Die Deckenelemente sind bis 5,50m freigespannt. Auch statisch erforderliche Überleger an den großen Schiebeelementen oder der auskragenden Eingangsnische sind aus Holz gefertigt.

Die Fassade ist aus sägerauer, heimischer Lärche ausgeführt. Die Lärchenbretter, in 7, 10 und 13cm Breite, sind auf der Traglattung befestigt, hinter der Fassade ist noch eine schwarze Fassadenbahn als Wind- und Wetterschutz angebracht. Die Fassade ist exakt auf alle Öffnungen des Hauses abgestimmt – es existieren keine Ausklinkungen an den einzelnen Brettern. Ebenso gibt es keine horizontalen Stöße der jeweiligen Bretter, da die Fassadenbretter so gewählt wurden, dass ausnahmslos durchgehende Bretter zum Einsatz kamen – bis zur Länge von ca. 6.30m. Die Fassade wurde 2x grundiert und im Anschluss 2x mit einer dunkelgrauen Farbbeschichtung versehen, welche den rauen Charakter der sägerauen Bretter sichtbar lässt. Die zurückgesetzte Eingangstür wurde ebenfalls aus Lärchenholz gefertigt – grau lasiert, mit sichtbarer Maserung. Auch die angrenzenden Terrassendecks sind in Lärche ausgeführt.

Pressemitteilung: Architekten Nina und Michael Bohl