25. April 2024

„Das i8 wird in Deutschland und Europa eine Vorbildfunktion einnehmen, von der andere lernen können“

München (pm) – Im Münchner Werksviertel, einem der spannendsten und größten Entwicklungsareale der bayerischen Landeshauptstadt, entsteht aktuell ein architektonisches Highlight. Im Work- Life-Quartier „iCampus im Werksviertel“ errichtet der Projektentwickler R&S Immobilienmanagement gemeinsam mit dem renommierten dänischen Architekturbüro C. F. Møller Architects aus Kopenhagen das „i8“. Hier entstehen 20.000 Quadratmeter Büro- und Gewerbeflächen in innovativer Holz-Hybrid-Bauweise. Der Entwurf feiert das neue alte Material aber nicht nur hinsichtlich seiner Vorteile bezüglich Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit, sondern auch hinsichtlich der Ästhetik. Denn im Gegensatz zu vielen Projekten, bei denen Holz zwar als Konstruktionsmaterial dient, dann aber hinter Beton- oder Gipswänden versteckt wird, wird es im „i8“ auch sichtbar sein. Im Interview verrät die verantwortliche Architektin Katharina Monika Erfurt, was sie am Bauen mit Holz so fasziniert und warum das „i8“ als Leuchtturm für die Zukunft des Bauens mit Holz betrachtet werden kann.

 

Interview mit Katharina Monika Erfurt, C.F. Møller Architects, zur Architektur des neuen „i8“ im Münchner Werksviertel
Interview mit Katharina Monika Erfurt, C.F. Møller Architects, zur Architektur des neuen „i8“ im Münchner Werksviertel (c) C.F. Møller Architects / Peter Sikker Rasmussen

 

Das „i8“ ist in zweierlei Hinsicht ein grünes Gebäude – nämlich innen und außen. Können Sie uns etwas zu dem interessanten Fassadenentwurf sagen?

Erfurt: Für den Fassadenentwurf des „i8“ war die unmittelbare Umgebung identitätsstiftend. Bei der Farbgebung haben wir uns vom benachbarten Ostbahnhof und seinem Gleisbett inspirieren lassen. Das Grün der Fassade ist fast dasselbe Grün wie das der Masten und Brücken und orientiert sich sehr eng am Farbton DB601 der Deutschen Bahn. Außerdem passt der Grünton mit seiner Rauheit gut zum ehemaligen Industriecharakter des Werksviertels.

 

Die auffällig gestaltete Fassade des i8 im Werksviertel orientiert sich an den Bahngleisen des Münchner Ostbahnhofs.© R&S Immobilienmanagement GmbH
Die auffällig gestaltete Fassade des i8 im Werksviertel orientiert sich an den Bahngleisen des Münchner Ostbahnhofs.
© R&S Immobilienmanagement GmbH

 

Wie wird das Grün hergestellt?

Erfurt: Gemeinsam mit Bauherren R&S Immobilienmanagement, für den Qualität und Nachhaltigkeit sehr wichtig sind, haben wir uns für eine spezielle Nasslackbeschichtung entschieden. Dabei handelt es sich um eine Fluorpolymerbeschichtung, die in mehreren Verfahren auf das Aluminium aufgetragen wird. Dadurch bekommt die Farbe eine schöne Tiefe. Den Farbton haben wir speziell für das Projekt „i8“ im Labor selbst angemischt, es ist also kein Standardton. Wir nennen es das „i8-Grün“. Es orientiert sich am Farbton DB601, ist aber eine Neuinterpretation der Farbe und enthält etwas mehr Eisenglimmer und Leuchtkraft. Die Beschichtung ist sehr widerstandsfähig. Dadurch sind Instandhaltung und Wartung wesentlich einfacher und die Fassade muss nicht so häufig gereinigt werden. Der Farbton verblasst außerdem nicht so leicht wie eine Pulverbeschichtung. Gerade einen so ausdrucksstarken Ton möchte man natürlich so lange wie möglich erhalten.

Ist die Farbe damit auch nachhaltiger?

Erfurt: Durch ihre hohe Qualität und Widerstandsfähigkeit muss die Fassade seltener gewartet werden und wir brauchen weniger Instandhaltungsmaßnahmen. Auch das sind Faktoren, die bei der Bewertung der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen.

Nicht nur die Farbe, auch die Formsprache der Fassade fällt ins Auge …

Erfurt: Auch bezüglich der Fassadenstruktur haben wir beim benachbarten Ostbahnhof und seinem Gleisbett Anleihen genommen. Die diagonalen, sieben Meter langen Streben im ersten und zweiten Geschoss greifen die Weichen vom Gleisbett auf, sie unterbrechen die geraden Streben und lockern die ersten beiden Geschosse auf. Im vierten Geschoss wiederholt sich das Muster, allerdings kleinteiliger. Aufgelockert wird die Fassade zusätzlich durch Loggien in den oberen Geschossen. Sie stellen eine Beziehung zwischen dem Innen und Außen her und geben dem Gebäude eine luftige Durchsichtigkeit. Durch ihre Ausrichtung in das Gebäude hinein bieten sie gleichzeitig geschützte Außenflächen. Anders als die Fassade sind die Loggien mit Holzlamellen ausgekleidet und spiegeln damit den Innenraum wider. Sie sind für die Nutzer ein Fenster nach draußen und bieten der Öffentlichkeit einen Blick ins Innere des Gebäudes.

 

Innen Holz, außen Grün: Die Fassade aus recyceltem Aluminium sowie die unauffällig ins Dach integrierte Photovoltaikanlagen des i8 sind in beruhigendem Grün gehalten.© R&S Immobilienmanagement GmbH
Innen Holz, außen Grün: Die Fassade aus recyceltem Aluminium sowie die unauffällig ins Dach integrierte Photovoltaikanlagen des i8 sind in beruhigendem Grün gehalten.
© R&S Immobilienmanagement GmbH

 

Das Gebäude endet in einer Art Schiffsbug. Wie hat sich diese Gestaltung ergeben?

Erfurt: Was aussieht wie ein Schiffsbug, ergibt sich aus der Geometrie des Grundrisses des Grundstücks und dient gleichzeitig dazu, dem Gebäude einen markanten Abschluss zu geben. Der dreigeschossige Vorsprung wird von einer großzügigen Terrasse abgeschlossen. Durch die Dreiecksform ergeben sich im Innenbereich spannende Grundrisse. Für uns wird es interessant zu sehen sein, wie diese Bereiche von den Nutzern mit Leben gefüllt werden. Sie sind sehr repräsentativ und großzügig und bilden ein Highlight der Mietfläche. Um die Offenheit und den repräsentativen Charakter zu unterstreichen, haben wir die Flächen mit weniger Stützen gestaltet.

Aus welchem Material besteht die Fassade?

Erfurt: Aus Aluminium. Hierzu haben wir mit dem Bauherrn viele Gespräche geführt, denn der Anteil an recyceltem Aluminium sollte möglichst hoch sein. Ein Anteil von 30 bis 40 Prozent ist mittlerweile Gang und Gäbe. Beim „i8“ haben wir sogar einen Anteil von 75 Prozent an recyceltem Aluminium erreicht. Das war der Wunsch von R&S Immobilienmanagement, um die Fassade noch nachhaltiger zu gestalten.

In der Konzeptskizze ist viel Bewegung im Gebäude sichtbar, durch das Atrium und die beiden verbundenen Gebäudeteilen. Können Sie die Idee dahinter erläutern?

Erfurt: Die Konzeptskizze ist schon sehr früh im Wettbewerb entstanden und zeigt den Grundgedanken des Gebäudeentwurfs sehr schön. Von der August-Everding-Straße aus kann man durch das Gebäude hindurchsehen. Man sieht den „Innenhof“, also die Grünfläche mitten im Gebäude mit seinen großen, alten Bestandsbäumen. Das schafft eine visuelle Verbindung zu allen Gebäudeteilen. Dann öffnet sich das Gebäude nochmal im Atrium, dem Herzstück des „i8“ – sowohl visuell als auch kommunikativ. Das Atrium schafft Sichtbezüge und gleichzeitig einen tollen Raum für die Nutzer. Es schafft Verbindungen von innen nach außen und ist deshalb auch von beiden Seiten zugänglich: vom „privaten“ Bereich, also den Büroflächen, und vom „öffentlichen“ Raum, also der August-Everding-Straße. Das Atrium zeigt außerdem sehr repräsentativ den Holz-Hybrid-Gedanken, denn in ihm werden auch die Holzstützen und -balken sichtbar. Die meisten Wände werden mit verschiedenen Formen von Holz verkleidet, das überwiegend auch akustisch wirksam ist. Es war uns wichtig, die Holzidee sichtbar zu machen. Wir wollten einen warmen Raum schaffen, in dem man sich gern aufhält. Ein Atrium fühlt sich sehr schnell kalt an, wenn es aus zu viel Glasflächen besteht. Holz dagegen schafft Wärme und Wohnlichkeit, sowohl visuell als auch haptisch.

 

Sichtbezüge, viel Holz und open Space: Das i8 auf dem iCampus im Werksviertel fördert Kommunikation und Wohlbefinden. © R&S Immobilienmanagement GmbH
Sichtbezüge, viel Holz und open Space: Das i8 auf dem iCampus im Werksviertel fördert Kommunikation und Wohlbefinden. © R&S Immobilienmanagement GmbH

 

Wohnlichkeit ist ein gutes Stichwort. Wie kann Architektur dazu beitragen, dass Leute wieder ins Büro wollen? Muss es sich anfühlen wie Zuhause?

Erfurt: Seit der Corona-Pandemie müssen wir die Leute wieder ins Büro locken. Eine Herausforderung, die es früher nicht gab. Wir müssen Bürolandschaften entwickeln, in denen man sich nicht unbedingt wie Zuhause, aber doch wohlfühlt. Man wird das Büro nie mit dem Zuhause vergleichen können. Und auch, wenn man nicht nur vom Sofa aus arbeitet, muss das Büro dennoch ein gewisses Wohlbehagen auslösen. Holz ermöglicht genau das. Aus ästhetischer Sicht und auch, was das Raumklima betrifft, gibt es dem Nutzer sehr viel mehr als ein konventionelles Büro.

Stichwort Raumklima: Welche Vorteile hat Holz in Innenräumen?

Erfurt: Die Luftqualität ist viel besser und man riecht das Holz, gerade in der ersten Zeit. Bei C. F. Møller haben wir viele Holzproben von der verwendeten Buche analysiert, um das Material besser kennenzulernen und haptisch und olfaktorisch ein besseres Gefühl für das Material zu bekommen. Holzkonstruktionen riechen frisch und gesund. Der Geruch des frisch geschnittenen Holzes bleibt eine ganze Zeit erhalten. Auch das Gefühl, wenn wir Holz berühren, ist ein ganz anderes als bei kaltem Beton, Stahl oder Glas. Durch diese Sinneswahrnehmungen vermittelt das Holz eine markante Wärme. Zudem assoziieren wir mit dem Geruch und Gefühl von Holz viele positive Dinge.

 

Holzoffice statt HomeofficeZu den nachgewiesenen Effekten von Holz gehört die Stressreduktion. Somit arbeitet es sich gesünder im i8.
© R&S Immobilienmanagement GmbH
Holzoffice statt Homeoffice
Zu den nachgewiesenen Effekten von Holz gehört die Stressreduktion. Somit arbeitet es sich gesünder im i8.
© R&S Immobilienmanagement GmbH

 

Holz arbeitet ja auch immer weiter, da es ein lebendiges Material ist. Wie gehen Sie bei der Planung damit um?

Erfurt: Das erfordert einen konstanten und engen Austausch mit dem Projektentwickler. Denn man muss immer wieder erklären, dass man bei Holz im Grunde nicht weiß, was man bekommt. Jede Holzlamelle sieht anders aus. Streicht man Beton, ist das Ergebnis immer gleich. Bei Holz sind manche Lamellen heller, manche dunkler, die Maserung ist immer einzigartig. Aber genau das ist es, was wir erreichen wollen. Holz bringt Lebendigkeit in unsere Räume. Im „i8“ wird zwar überall Buche verwendet, dennoch kann es im Ergebnis ganz unterschiedlich aussehen. Und es verändert mit der Zeit durch UV-Strahlung und Berührung seine Farbigkeit. Das ist aber gleichzeitig das Spannende an dem Material. Das Projekt lebt – durch die Nutzer und durch die Konstruktion selbst.

Gibt es Dos und Don‘ts beim Arbeiten mit Holz?

Erfurt: Man muss sich etwas trauen beim Arbeiten mit Holz. Gute Planung ist das A und O. Und eine frühe, detaillierte Koordination mit allen wichtigen Planungsbeteiligten. Brandschutzplaner sowie Bauphysiker sind beim Holzbau besonders wichtig. Bei C. F. Møller hat Holz eine lange Tradition. So wie generell in Schweden, Finnland, Dänemark und Norwegen. Wir tauschen uns regelmäßig aus und haben viel Expertise gesammelt. Ein Element, dass wir bei Projekten mit Holz immer wieder umsetzen, ist die kommunikative Atriumtreppe. Auch beim „i8“ ist sie ein charakteristisches Element, denn sie stellt den Baustoff Holz in den Vordergrund und schafft gleichzeitig einen repräsentativen Raum im Gebäude. Jeder, der das Gebäude betritt, spürt gleich seine Offenheit und Wärme.

Wie ist darüber hinaus die Innengestaltung angedacht?

Erfurt: Wir haben ein sehr flexibles Gebäudekonzept entworfen, weil wir ja nicht wissen, welche Mieter wir bekommen. Man weiß bei der Projektplanung auch nie, wie am Ende im Büro gearbeitet werden wird, weil die Anforderungen sich immer wieder ändern. Das heißt, wir bauen Gebäude für Arbeitsweisen, die wir noch gar nicht kennen. Mit unserer Planung müssen wir also darauf reagieren können, was die Mieter von morgen wollen. Im „i8“ können alle denkbaren Anforderungen verwirklicht werden, ob Einzelbüros oder offene Büroflächen. Wir haben in der Planung verschiedenste Modelle ausprobiert. Von kleinen Mietbereichen bis zu Bereichen, die mehrere Etagen umfassen. Alle Geschosse sind außerdem umlaufend – ein Mieter kann also ein gesamtes Geschoss nutzen. Das Gebäude ist wie ein „L“ angelegt, Brücken über das Atrium stellen einen zirkulären Verlauf her und verbinden alle Bereiche des Gebäudes miteinander. Im Atrium gibt es außerdem Erker beziehungsweise Loggien in den Innenfassaden, die für Auflockerung sorgen und spannende Mietflächen schaffen.

Hat Holz besondere akustische Merkmale?

Erfurt: Ja, es ist schwieriger mit Holz als Konstruktionsmaterial und den sehr hohen Schallanforderungen in Deutschland zurechtzukommen. Dabei geht es weniger um die Schallauswirkungen im Atrium. Die lösen wir mit Lamellenverkleidungen und dahinterliegendem Filz und Mineralwolle sowie mit nanoperforierten Oberflächen im Holz. Schwieriger zu lösen ist dagegen der Trittschallschutz zwischen den Etagen oder der Schallübertrag von Raum zu Raum, weil die Masse fehlt wie bei einer Betonkonstruktion. Man muss Fassadenanschlüsse und Trennwände anders behandeln als bei einem konventionellen Bau.

Wie sieht das Energieversorgungskonzept aus?

Erfurt: Das Gebäude ist sowohl an das Fernwärmesystem der Stadt München als auch an die Nahkältezentrale vom „iCampus“ angeschlossen. Die Technikeinhausungen auf dem Dach sind mit Solarpanelen verkleidet, um zusätzlich Strom zu gewinnen.

Gibt es Unterschiede zwischen einer Holzbaustelle und einer konventionellen Baustelle?

Erfurt: Auf jeden Fall. Nicht nur, dass bei einer Holzbaustelle andere Gewerke involviert sind, zum Beispiel Zimmermänner. Holzbaustellen müssen auch stärker gesichert werden, denn das Holz muss vor Wettereinflüssen geschützt werden. Es gibt auch Studien dazu, dass es auf Holzbaustellen weniger Arbeitsunfälle gibt. Das liegt daran, dass viele Teile vorgefertigt sind und „nur“ an die richtigen Stellen bewegt werden müssen. Viele der gefährlicheren Schritte sind schon in der Vorproduktion erfolgt.

Das erfordert ja auch eine viel präzisere Vorplanung …

Erfurt: Ja, man plant ganz anders. Holz reagiert anders als Beton, denn es hat nicht so hohe Toleranzen. Während der Bauphase mit Holz kann man nicht einfach einen fehlenden Durchbruch hinzufügen. Es muss jedes Detail in der Planung geklärt sein. Jedes Loch, jeder Schlitz, jede Durchdringung muss vorher feststehen. Statik und Tragfähigkeit verhalten sich bei Holz anders und viele Details müssen vorab mit dem Statiker abgeklärt werden.

Das erfordert ja einiges an Erfahrung als Architekt …

Erfurt: Entweder man hat die Erfahrung oder man lernt dazu. Bei uns ist das eine gute Mischung. Wir haben schon früh mit guten Partnern gelernt, die wir immer wieder im Prozess hinzuziehen. Aber spannend bleibt zu beobachten, wie sich andere Büros und Planer diesem Thema nähern. Denn noch fehlt es vielen an Expertise. Deshalb sind Projekte wie das „i8“ so wichtig. Es wird in Deutschland und Europa eine Vorbildfunktion einnehmen, von der andere lernen können.

Um wie viel teurer wird ein Holzbauprojekt durch den zusätzlichen Planungsaufwand?

Erfurt: Bei unseren Berechnungen sind wir auf maximal 15 Prozent Mehrkosten gekommen. Das beinhaltet allerdings nicht die Abwägung der Vorteile, die ein solches Projekt mit sich bringt. Bei den aktuell schwankenden Baupreisen lässt sich das sowieso nicht genau beziffern. Denn aktuell ist Stahl sehr teuer, Holz wieder günstiger.

Würden Sie trotzdem jedem Entwickler raten, mit Holz zu bauen?

Erfurt: Auf jeden Fall. Schon allein im Sinne der Nachhaltigkeit. Es ist aber auch einfach ein interessantes Material. Auch für den Innenausbau, weil Holz ein sehr ästhetischer Baustoff ist. Wir haben schon mit Klinker gebaut, auch mit Beton. Aber ich würde Holz immer wieder bevorzugen. Denn Holz hat neben den vielen offensichtlichen Vorteilen auch viele weniger offensichtliche, psychologische Vorteile. Ich habe mich selbst in den Baustoff verliebt. Für Projektentwickler ist der Wandel allerdings oft gar nicht so einfach. Es herrscht vielfach die Befürchtung, Holz könnte zu wuchtig wirken. Aber Holz hat eine tolle Ästhetik, die man auch sichtbar machen sollte. Es passt zu jedem Projekttyp.

Was macht einen guten Holzentwurf aus?

Erfurt: Das ist völlig projektabhängig, aber für mich sollte das verbaute Holz auch sichtbar sein. Ich persönlich finde außerdem, dass Holz nicht unbedingt das beste Material ist, um in die Höhe zu bauen, da dann die Wirtschaftlichkeit leidet. Dabei handelt es sich oft eher um Prestige-Projekte oder einzelne architektonische Highlights. Für „normale“ Bürogebäude ist Holz allerdings nahezu perfekt geeignet. Man muss nur richtig damit umzugehen wissen. Und wie das geht, lernen wir jetzt gerade alle.

Was kann den Wandel beschleunigen, damit sich mehr Projektentwickler hierzulande für Holz entscheiden?

Erfurt: Wir brauchen noch mehr tolle Referenzprojekte, die zeigen, was möglich ist. Das „i8“ ist dafür ein großartiger Schritt. Denn wer jetzt den Schritt wagt, wird damit zum Vordenker und Trendsetter. Aktuell kommen die tollen Holzprojekte immer noch aus Skandinavien. Gerade weil Bauen mit Holz viel Liebe zum Detail erfordert und aktuell teurer ist, müssen gute Referenzen her. Die Öffentlichkeit muss sehen, was möglich ist und, dass die Vorteile am Ende überwiegen.

Wer bremst die Entwicklung gerade noch aus? Sind es eher die Entwickler oder die Mieter, die das noch nicht wollen?

Erfurt: Es ist für alle gerade ein Gewöhnungs- und Erfahrungsprozess. Wir haben immer mit Stahl und Beton gebaut und wissen, wie es geht. Jetzt kommt etwas völlig Neues, das wir erst erlernen müssen. Und diesen Schritt ins Neue muss man erst einmal wagen. Ich bin sehr froh, das R&S Immobilienmanagement diesen Schritt geht. Auch wenn wir alle feststellen mussten, dass es komplexer ist als gedacht. Aber alle Beteiligten merken jetzt schon, wie sehr es sich lohnt, neue Wege zu gehen.

Welche Rolle spielen die Klimaziele bei der Überlegung für oder gegen Holz?

Erfurt: Eine sehr große. Allein wegen der politischen Regulierung können wir nicht mehr so bauen wie bisher. Holz ist da natürlich sehr naheliegend, weil es ein nachwachsender Rohstoff ist. Es gibt aber auch andere interessante Rohstoffe, beispielsweise Lehm, die im Kommen sind. Wir sind gezwungen, nach neuen Lösungen zu suchen, müssen aber gleichzeitig noch viel lernen. Und Architekten können das Problem nicht allein lösen. Wir brauchen die Entwickler, die Bauherren, die bereit sind, zu investieren und etwas Neues auszuprobieren. In wenigen Jahren wird das, was heute als Wagnis wahrgenommen wird, keines mehr sein.

Interview mit Katharina Monika Erfurt, C.F. Møller Architects, zur Architektur des neuen „i8“ im Münchner Werksviertel