Frankfurt am Main (pm) – Die Finalisten stehen fest: Vier Bauten sind in der Endrunde für den DAM Preis für Architektur in Deutschland 2025. Die Finalistengruppe des DAM Preises 2025 bilden vier Projekte aus den Bereichen Kultur, Bildung und Wohnen. Die Jury wählte folgende Projekte als Finalisten:
- AFF ARCHITEKTEN: Spore Initiative, Berlin
- BOGEVISCHS BUERO: Sophie-Scholl-Haus, Sanierung Studierendenwohnheim, München
- HABERMANN ARCHITEKTUR: Kulturweberei, Finsterwalde
- PETER HAIMERL . ARCHITEKTUR MIT BALDA ARCHITEKTEN, HOFFMANNARCHITEKT: Clusterwohnen Wabenhaus, München
AFF ARCHITEKTEN
Spore Haus, Berlin


Auf einer ehemaligen Friedhofsfläche an der Berliner Hermannstraße steht der monolithische Neubau mit robustem, rötlich pigmentiertem Sockel. Darüber referenzieren Re-use-Klinker und Neubrandziegel auf die benachbarten Friedhofskapellen. Durch Rücksprünge entstehen besondere Platzsituationen, die einen denkmalgeschützten Leuchtfeuermast und das historische Friedhofsportal räumlich integrieren und den Stadtraum erweitern.
Im Ensemble mit dem benachbarten Journalistenhaus sind zwei Neubauten mit öffentlicher Nutzung entstanden. Das offene Erdgeschoss der »Spore« lässt ein Raumkontinuum aus ineinanderfließenden Funktionen entstehen – Foyer, Café, Seminarraum und Auditorium ermöglichen diverse Raumkonfigurationen für verschiedenste Formate des kulturellen Austauschs. In Wechselausstellungen werden Kunst und Projekte von Gemeinschaften mit naturverbundenen Lebensweisen gezeigt.
Das zweite und dritte Obergeschoss bieten Räumlichkeiten, die veranstaltungsabhängig öffentlich zugänglich gemacht oder intern für die Stiftungsarbeit genutzt werden können. Ein Atelier, Seminar- und Gemeinschaftsräume, eine Bibliothek und Künstlerapartments sowie Gemeinschaftsräume erweitern die hier gelegenen Büroflächen.
»Spore«, als Ursprung des Lebens, ist auch der Name der gemeinnützigen Initiative, die das Haus betreibt. Die mikroskopischen Strukturen waren ebenfalls Inspiration für die »Sporedecke«, eine Rippendecke, die das Erdgeschoss stützenfrei überspannt. Im und um das Gebäude entwickeln sich diverse Ansätze zur Wiederverwendung von Baumaterialien oder Baustellenabfällen. Das Mobiliar ist aus zweiter Hand, und auch Sanitärobjekte wurden neu adaptiert.
BOGEVISCHS BUERO
Sophie-Scholl-Haus, Sanierung Studierendenwohnheim, München


Nach einer zeitgemäßen Rundumsanierung sieht das Blaue Haus, das 1976 von Sepp Pogadl entworfen wurde, nicht mehr aus wie diese typischen Zeugnisse des Nachkriegsbrutalismus mit ihren massiv strukturierten Fassaden aus Betonbalkonen.
Die kaum noch zu sanierenden Brüstungen wurden abgebaut, um deren Luftraum den Einzelappartements zuzuschlagen. Die neue Fassade reicht dadurch auf beiden Seiten rund einen Meter weiter nach außen, wodurch die kleinen Zimmer sich deutlich vergrößern. Eine vorgehängte Konstruktion für die Fluchtwege lässt sich für die Studierenden als Austritt nutzen – und als Kommunikationsfläche nicht nur in der Horizontalen. Die Gitterroste, mit denen Boden und Geländer verkleidet sind, bieten optische Durchlässigkeit bei gleichzeitigem Sonnenschutz über die gesamte Fassade. Dieser luftige Ersatz für die alten charakteristischen Zementwälle vor den Fenstern erzeugt zusammen mit bodentiefen Fenstern als weiteren Vorteil eine optimierte Beleuchtungssituation in den Wohnungen.
Die Küchennischen in den Wohnungen, die hinter den charmanten Eingangsrundungen sitzen, erhielten ein quadratisches Fenster zum Flur – was für Sichtkontakt zur Nachbarschaft sorgt. Neben den 250 Zimmern sind auch drei barrierefreie Wohnungen entstanden. Eine Teilfläche der Tiefgarage wurde zum Fahrradparkplatz.
Bei der Wiedereröffnung im Mai 2023 erhielt der Bau den Namen »Sophie-Scholl-Haus« – eine olympiablaue Plakette am Haus erinnert an ihren Heldinnenmut.
HABERMANN ARCHITEKTUR
Kulturweberei, Finsterwalde


Der Entwurf versteht das gewachsene, denkmalgeschützte Ensemble der ehemaligen Tuchfabrik als additives Konglomerat verschiedener Bauabschnitte. Jedes dieser Bauteile weist unterschiedliche, charaktergebende Ziegelsteine auf. Auch die neuen Baukörper des Konzertsaales und des Eingangsgebäudes folgen dieser Logik. Die Fassade weist durch bronzierte Aluminiumprofile getrennte Ziegeltafeln auf, welche zum einen Analogien zu historischen Industriearchitekturen zulassen, zum anderen von der nicht länger statischen Funktion erzählen.
Der dramaturgische Aufbau des Entwurfs beginnt mit der straßenseitigen Adressbildung des Eingangsgebäudes und führt über den gepflasterten Innenhof mit skulpturaler Bronzespindel zum Windfang mit Garderobe, der die historische Platzkante erlebbar macht. Dahinter betritt man das Foyer der hell geschlämmten Scheddachhalle, die als Verteiler fungiert und die Bar beherbergt. Die marginal gesäuberten Stützen werden zu objekthaften Zeitzeugen einstiger Produktion. Seinen Höhepunkt nimmt die räumliche und atmosphärische Folge in Gestalt eines 600 Besucher fassenden, hölzernen und mit Leinen überspannten Musikraums, dessen Stofflichkeit und Faltung an das Produkt der ehemaligen Textilproduktion erinnert. Die angestrebte Multifunktionalität wird durch eine Nachhallzeitverlängerungsanlage sowie eine raumhohe Trennwand ermöglicht. Die Photovoltaikanlage, Geothermie und Eisspeicher sichern den nachhaltigen Betrieb.
PETER HAIMERL . ARCHITEKTUR MIT BALDA ARCHITEKTEN, HOFFMANNARCHITEKT
Clusterwohnen Wabenhaus, München


Das Wabenhaus für die Münchner Wohnungsbaugenossenschaft Wogeno flankiert einen Quartiersplatz in der Messestadt Riem. Es setzt sich aus sechseckigen, vertikal aufeinander gestapelten Röhren zusammen, die zu einem Cluster in Form eines großen Wabenstocks montiert sind. Die Hexagonalstruktur erlaubt intelligente, räumliche Verschachtelungen. Vertikale Wände verschwinden und neigen sich zu Verbindungstreppen oder Raumtaschen. Jede Wabe ist im Querschnitt gleich dimensioniert: Die Wabenform vergrößert aufgrund spezieller Möbeleinbauten, mit denen auch die Schrägen bewohnt werden können, Nutzfläche wie Wohnraum. Von der Schmalseite aus erschlossen, zieht sich eine gerade Treppe über alle Schrägen hinweg. Am Ende der ersten Treppe befinden sich eine große Gemeinschaftsküche und ein gemeinsames Wohnzimmer. Dort schließt auch die gegenläufige, zweite Treppe an, die in die oberen Waben führt und nach einem letzten Wendepodest auf die gemeinschaftlich nutzbare Dachterrasse führt. Es gibt 22 Einheiten zwischen 22 und 106 Quadratmetern, darunter Maisonetten mit ein bis vier Zimmern, aber auch einzelne Wabenzimmer mit eigenem Bad, die über das gesamte Haus verteilt sind. Beim WG-Modell steht ein Gemeinschaftsraum mit Küche zur Verfügung, der zugleich als Ess- und Wohnzimmer dient. Hinzu kommen weitere Gemeinschaftsräume, eine Fahrradwerkstatt, ein Quartiersladen und ein Gästeappartement.
AUSSTELLUNG:
1.Februar – 27. April 2025
im Deutschen Architekturmuseum (DAM)
Schaumainkai 43, 60314 Frankfurt am Main
Quelle: Deutsches Architekturmuseum